Blick in Die Angst
ich wusste, was die Polizei unternehmen würde. Nachdem es ein paarmal geklingelt hatte, verstummte das Telefon.
Ich hatte noch Zeit, bis Robbie anrufen würde, also fuhr ich zum Krankenhaus und erledigte etwas Papierkram in meinem Büro beim Mental Health Service, in der Hoffnung, es würde mich ablenken. Ich hoffte auch, Kevin aus dem Weg gehen zu können, bis ich Gelegenheit hatte, alles gründlich zu durchdenken. Ich dachte, er hätte mittwochs eine Gruppe, doch als ich zur Toilette ging, kam er mir auf dem Flur entgegen.
Er blieb stehen. »Ich habe das deutliche Gefühl, du würdest mir aus dem Weg gehen. Ich habe dir ein paar Nachrichten hinterlassen …«
»Nein, nein, es tut mir leid. Ich wollte mit dir reden. Bei mir passieren gerade nur ein paar Dinge, auf die ich nicht näher eingehen kann.«
Er nickte, doch er klang leicht ungehalten. »Wenn du kein Interesse hast, die Sache …«, er machte eine Handbewegung von ihm zu mir, »… mit uns weiterzuverfolgen, dann kannst du es mir ruhig sagen.«
»Das ist es nicht. Du bist ein wunderbarer Mensch, und ich bin wahnsinnig gern mit dir zusammen, aber ich muss mich im Moment um einen Haufen persönlicher Baustellen kümmern.«
Seine Züge wurden weicher. »Ich würde gerne helfen.«
»Ich möchte dich nicht noch weiter in meine Probleme hineinziehen.«
»Ich finde, ich stecke bereits ziemlich tief drin.« Er lächelte.
»Du warst großartig.« Ich erwiderte das Lächeln. »Aber ehrlich gesagt bin ich, glaube ich, noch nicht bereit für mehr als eine Freundschaft – nicht, wenn ich so viel um die Ohren habe. Wir hätten im Moment keine faire Chance. Es wäre ohnehin schon kompliziert genug.«
»Warum?«
Ich war aus der Fassung gebracht. »Äh … wir arbeiten zusammen, und ich bin älter als du.«
Er hob eine Braue. »Wirklich? Du scheinst mir niemand zu sein, der vor ein paar Komplikationen davonläuft.«
»Ich laufe nicht davon. Versprochen. Ich denke bloß, es ist ein schlechter Zeitpunkt, bis ich ein paar Dinge mit meiner Tochter geklärt habe.«
»Nun, die Einladung für ein Abendessen gilt jedenfalls noch, wann immer du so weit bist – oder falls du eine Pause von alldem brauchst.« Er drückte kurz meine Schulter. »Halt die Ohren steif, okay?«
Als ich ihm nachsah, wie er den Korridor hinunterging, verspürte ich ein leises Bedauern, schob es jedoch beiseite. Ich hatte das Richtige getan. Ich musste allein mit dieser Geschichte fertig werden.
Ich war erst seit etwa einer halben Stunde im Krankenhaus, aber ich konnte mich nicht auf den Papierkram konzentrieren, also fuhr ich nach Hause, um dort auf Robbies Anruf zu warten. In der Zwischenzeit rief ich Tammy an, die beinahe aufgelegt hätte, als sie meine Stimme hörte. Doch als ich sagte: »Man wird Aaron verhaften«, hielt sie inne. Ich erzählte ihr, dass mein Bruder zur Polizei gehen würde. Ehe ich noch irgendetwas sagen konnte, verabschiedete sie sich hastig und legte auf. Ich nahm an, ihr Mann war gerade nach Hause gekommen, und hoffte, dass sie keinen Ärger bekam.
Als eine weitere halbe Stunde verging, ohne dass ich von Robbie hörte, begann ich mir Sorgen zu machen. Ich hatte Shawnigan vor beinahe zwei Stunden verlassen. Ich versuchte, ihn über sein Handy zu erreichen, aber ich wurde prompt zur Mailbox weitergeleitet. Einen Festnetzanschluss besaß er nicht. Ich sagte mir, ich sollte ihm etwas Zeit lassen. Vielleicht war er auf dem Polizeirevier aufgehalten worden. Bestimmt hatten die jede Menge Fragen. Ich wartete weitere zwanzig Minuten, dann versuchte ich erneut, ihn zu erreichen. Immer noch keine Antwort. Irgendetwas stimmte da nicht.
Ich rief auf dem Revier an. Corporal Cruikshank sagte, sie sei später als geplant zurückgekommen, und der Officer am Empfang hätte ihr erzählt, dass Robbie nach Hause gefahren sei, aber eigentlich rasch zurückkommen wollte. Das sei vor zwei Stunden gewesen. Mein Puls raste, als ich das hörte. Wo war er hingefahren? Ich erzählte ihr, was Robbie aussagen wollte, und noch während wir sprachen, fragte ich mich, ob jemand von der Kommune herausgefunden hatte, dass er mit der Polizei reden wollte. Hatte Tammy ihre Schwester angerufen? Ich teilte Corporal Cruikshank meine Befürchtungen mit, aber sie hielt das für unwahrscheinlich und meinte, dass Robbie es sich vermutlich einfach nur anders überlegt hatte oder irgendwo aufgehalten worden war. Trotzdem würde sie einen Wagen losschicken, um nach Robbie zu suchen, doch dann fügte sie
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