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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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würde er jemand anderem antworten: »Das Licht sagte, dass sie sterben mussten, und ich wurde ausgewählt, um sie zu befreien.« Seine Stimme hatte einen unheimlichen, inbrünstigen Klang, eine entsetzliche Eindringlichkeit, wie sie Menschen zu eigen ist, die den Kontakt zur Realität verloren haben.
    Daniel starrte auf den Hinterkopf seines Vaters und fragte entsetzt: »Du hast sie umgebracht ?«
    Aaron drehte sich um. »Ihre Zeit war gekommen.«
    Daniel war schockiert. Ich konnte das Grauen in seinem Gesicht sehen und den Zorn. Ich wusste nicht, wie viel länger sie sich noch damit zufriedengeben würden, zu reden, aber ich musste sie weiter ablenken.
    Ich sagte zu Aaron: »Du hast Heathers Eltern getötet, als sie nach der Fehlgeburt immer noch anfällig war – du hast sie bis über ihre Grenzen getrieben.«
    Daniels Finger, die das Gewehr umklammerten, waren weiß an den Knöcheln, ein leichtes Zittern ließ den Lauf der Waffe gegen sein Bein schlagen. Er schaute zwischen mir und seinem Vater hin und her. Er war wütend, daran bestand kein Zweifel, aber was würde er daraus machen?
    Aaron sagte: »Sie haben sich dem spirituellen Weg verweigert. Ihr Vater war Anwalt – er arbeitete für die Holzfällerunternehmen.« Aaron wirkte angeekelt, und ich dachte an seinen uralten Hass auf Holzfäller. »Und Heather war schwach«, fügte er hinzu.
    Daniel wich mit weitaufgerissenem Mund zurück. In seinem Blick lag nichts als Schmerz. Er ging um den Tisch herum, um seinen Vater anzusehen. »Du hast es getan? Ich habe dir erzählt, dass Heather eine schwere Zeit hat, und du tötest ihre Eltern? Das ist Mord .«
    Aaron sagte: »Ich habe es aus Liebe zu dir getan. Sie hat dir geschadet. Ich sah, wie du dich abmühtest – du wurdest immer schwächer und hast das Vertrauen in unseren Glauben verloren.«
    Daniel schien hin- und hergerissen, er wollte, musste glauben, dass sein Vater in bester Absicht gehandelt hatte und dass er sich um ihn gesorgt hatte.
    »Er liebt Sie nicht, Daniel«, sagte ich. »Wenn er Sie lieben würde, hätte er Sie nicht all die Jahre geheim gehalten. Er benutzt Sie.«
    Joseph stieß sein Gewehr in meine Seite und sagte: »Halt’s Maul, halt einfach das Maul.«
    Ich hob erneut die Hände. Aaron stand auf, nahm Daniel die Waffe aus der Hand, ehe er die Gelegenheit hatte zu reagieren, und kam auf mich zu. Adrenalin überschwemmte meinen Blutkreislauf. Ich wich einen Schritt zurück und rief Mary und Daniel zu: »Wollt ihr einfach so dasitzen und zusehen, wie sie mir etwas antun?«
    Mary zuckte zusammen und sah mich entsetzt an, sagte aber nichts.
    Daniel sagte: »Was wollt ihr mit ihr machen? Können wir sie nicht gehen lassen?«
    Aaron sagte: »Ihre Angst hält sie davon ab, die Wahrheit zu erkennen. Sie wird alles ruinieren, wofür wir gearbeitet haben, all das Gute, das wir getan haben. Joseph, es ist Zeit .«
    Joseph packte mich. Ich trat nach ihm, aber er schleuderte mich herum und hielt meine Hände auf dem Rücken fest. Ich drehte und wand mich, presste mich gegen ihn und warf den Kopf zurück, in der Hoffnung, ihm die Nase zu brechen, doch er wich im letzten Moment aus. Ich kämpfte, um seinem Griff zu entkommen, aber nichts funktionierte.
    Ich keuchte heftig und versuchte, mich zu beruhigen. Wenn ich mich hier im Haus losriss, würden sie mich binnen kurzem wieder einfangen. Wenn er mich hinausbrachte, war meine Chance zu entkommen größer. Hinter Marys Haus begann dichter Wald, der mir genügend Deckung bieten würde, falls er auf die Idee käme, auf mich zu feuern. Doch zunächst musste ich entkommen.
    Joseph zerrte mich zur Tür. Ich wehrte mich zum Schein und wartete auf eine günstige Gelegenheit. Aaron folgte uns mit dem Gewehr. Daniel legte eine Hand an den Kopf, als könnte er nicht fassen, was gerade geschah, und wandte sich an seine Mutter, die angefangen hatte zu schluchzen. Daniel wirbelte wieder herum und folgte uns, aber er sah panisch aus.
    Ich sagte zu Aaron: »Ist das deine Masche? Du lässt deinen Bruder die Drecksarbeit erledigen?«
    Aaron sagte: »Das Licht verlangt von mir, jedes verfügbare Werkzeug zu benutzen, um seine Weisheit zu verkünden. Manchmal durchdringt seine Botschaft auch meine Helfer.«
    Mir ging ein Licht auf. »Du hast Willow gar nicht umgebracht, du hast Joseph dazu gebracht, es zu tun.« Weitere Puzzleteile fielen an ihren Platz. Joseph kam früher vom Spaziergang zurück, Aaron flüsterte ihm etwas ins Ohr, dunkle, verdrehte Worte, pflanzte ihm

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