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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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Rücken hoch und zeigte uns längliche rote Narben. Die Haut war ganz uneben und schartig. »Da hat sie mich nackt über Glasscherben gezerrt, weil ich versucht hatte, Joseph zu füttern, nachdem sie es vergessen hatte.« Mit einer zornigen Geste ließ er das Hemd wieder fallen. »Sie hat sich nur um sich gekümmert.«
    Nie zuvor hatte ich erlebt, dass jemand so offen über seine Gefühle geredet hatte, und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich hatte noch nie mit jemandem über die Streitereien in meiner eigenen Familie gesprochen. Ich stellte fest, dass mein Bruder Aaron ebenfalls musterte, sein Gesicht verriet seine Bewunderung.
    Aaron sagte: »Am Ende ist sie einfach abgehauen. Wir mussten bei unserem Großvater leben, bis er starb.« Er starrte ins Feuer, schlug auf ein Stückchen Holz und zog eine Grimasse. »Er war ein echter Mistkerl.«
    Danach schwieg er und blickte stumm ins Feuer. Joy sagte sanft: »Wohin seid ihr nach seinem Tod gegangen?«
    Er richtete sich auf und blinzelte sie an, als würde ihm gerade erst wieder einfallen, dass da noch andere Menschen waren. »Wir haben auf der Straße gelebt, bis wir ein paar Leute kennengelernt haben, die uns in einen Ashram mitgenommen haben. Ich war ein paar Jahre Schüler bei einem Guru.«
    Einer der Männer beugte sich vor. »Du hattest einen Guru? Hast du da gelernt, wie man meditiert?«
    Wir alle sahen ihn jeden Tag meditieren, und ein paar hatten sich ihm bereits angeschlossen.
    Aaron nickte begeistert. »Es war unglaublich, er hat mir alles darüber beigebracht, wie man ein spirituelles Leben führt – ihr habt ja gar keine Ahnung, was ihr mit eurer eigenen Kraft erreichen könnt, sie ist völlig ungenutzt«, sagte er. »Früher hatte ich jeden Tag Rückenschmerzen. Ich konnte mich nicht einmal vorbeugen, aber mein Guru zeigte mir, dass ich mir meinen eigenen Schmerz schaffe, indem ich meine Angst und Wut in mir behalte. Er brachte mir bei, wie ich beides in der Meditation loslassen kann, und jetzt …« Er stand auf, streckte sich und berührte seine Zehen.

    Nach diesem Abend schienen die Mitglieder Aarons Rat noch bereitwilliger zu befolgen. Niemand von uns hatte viel Erfahrung damit, von dem zu leben, was das Land hergab. Manche Mitglieder waren geradewegs aus der Stadt gekommen, mit vagen romantischen Vorstellungen von einem einfachen Leben und der Rückkehr zu den Ursprüngen. Es war ein harter Winter, und viele von ihnen verloren den Mut. Aber Aaron liebäugelte nicht nur mit dem Lebensstil der Hippies, er lebte ihn. Den meisten Kids, die in Kanada aufgewachsen und niemals außerhalb von British Columbia gewesen waren, musste er unglaublich weltgewandt vorgekommen sein. Er hatte sich jede Menge Wissen angeeignet, über Landwirtschaft, Holzverarbeitung und darüber, wie man eine Farm führt. Er war großzügig und geduldig, wenn es darum ging, sein Wissen mit anderen zu teilen. Aaron zeigte uns, wie man eine Schwitzhütte baute, damit wir unsere Chakren reinigen konnten, die, wenn sie blockiert waren, unsere körperliche und emotionale Gesundheit beeinträchtigen konnten. Er hielt Kirtan-Zeremonien in der Lodge ab, bei denen wir alle in der Gruppe chanteten, manchmal auch Musikinstrumente benutzten oder in die Hände klatschten, aber meistens lehrte er Transzendentale Meditation.
    Die jungen Männer versuchten ständig, Aaron zu beeindrucken, mit irgendwelchen Kunststücken, die ihre Stärke oder ihren Mut zeigten. Sie arbeiteten von Sonnenaufgang bis zur Dämmerung an seiner Seite, ohne sich je zu beklagen, selbst wenn sie sich verletzten. Die Mädchen liefen ihm ebenfalls nach, kicherten, wenn er in ihre Richtung schaute, und ich hörte sie darüber reden, wie gut er aussah, wie cool und wie witzig er war. Doch es war mehr als das.
    Aaron merkte sich von jedem Mitglied alle Einzelheiten, woher sie kamen, wie ihr Familienleben gewesen war. Einem schüchternen jungen Mann schlug er vor, sich um die Pferde zu kümmern, und dessen Selbstvertrauen wuchs fortan mit jedem Tag. Er brachte den anderen das Reiten bei und kümmerte sich um das Zaumzeug. Eine Frau, die immer nur im Flüsterton sprach, ermutigte Aaron, die Verantwortung für unsere Mahlzeiten zu übernehmen, als er feststellte, wie gut sie kochen konnte. Sie blühte ebenfalls auf, kommandierte die Küchenhelfer herum und schimpfte uns Kinder laut aus, wenn wir einen Happen stibitzten.
    Er war zudem im energetischen Heilen geübt, bei dem man die eigene Energie durch andere

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