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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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sterben sollte und …« Sie brach ab und schlug die Hand vor den Mund.
    »Es ist in Ordnung, lassen Sie sich Zeit. Ich weiß, dass es schwer ist, über diese Gefühle zu sprechen, aber ich kann Ihnen zeigen, wie Sie solche schmerzhaften Emotionen lindern können, ohne sich selbst zu verletzen.«
    Sie holte tief Luft und begann erneut. »Ich beschimpfe mich selbst.«
    »Und wie?«
    Sie verzog den Mund zu einem Zähnefletschen und hob die Stimme. »Du dumme Schlampe, ich hasse dich. Du kriegst nichts richtig hin. Du bist ein hässliches und wertloses Stück Dreck.« Ihre Stimme wurde wieder normal. »Danach würde ich am liebsten ein Messer nehmen und mir in den Körper bohren, überall.« Sie führte eine Pantomime vor, stach auf ihre Beine ein und schlitzte ihren Körper auf.
    »Wer ist diese Stimme?« Ich überlegte, ob sie möglicherweise unter einer Persönlichkeitsspaltung litt.
    »Ich weiß nicht – ich selbst, schätze ich. Ich will einfach nur, dass es aufhört.«
    »Wenn alles vorbei ist, können Sie auch keine guten Erfahrungen mehr machen. Dann gibt es kein Zurück.« Ich sah ihr in die Augen. »Der Tod ist eine endgültige Entscheidung. Ihr Mann, Ihre Eltern – sie würden womöglich nie darüber hinwegkommen.«
    »Aber dann würden sie aufhören, sich Sorgen um mich zu machen – und mein Vater könnte aufhören, enttäuscht zu sein.«
    Ich fragte mich, ob das Zentrum sie deshalb so angezogen hatte. Eine Gruppe, die großzügig ermutigte und akzeptierte, war sehr verführerisch. Und Heather sehnte sich nach Anerkennung durch eine Autorität.
    »Können Sie sich an andere Zeiten in Ihrem Leben erinnern, in denen Sie sich so niedergeschlagen fühlten?«
    Mit ausdrucksloser Stimme erwiderte sie: »Als ich schon mal versucht habe, mich umzubringen.«
    »Wenn Sie damals Erfolg gehabt hätten, hätten Sie Daniel niemals kennengelernt, stimmt’s?«
    »Das stimmt …« Sie sah mich an, in ihrem Blick flackerte ein erstes Verstehen auf. Meine Worte hatten sie erreicht.
    »Das ist etwas, an das Sie denken sollten, wenn Sie sich das nächste Mal so schlecht fühlen – es können wunderbare Dinge geschehen. Was hat Sie früher dazu gebracht, weiterzumachen?«
    »Manchmal, wenn ich mich am liebsten umgebracht hätte, musste ich daran denken, wie wütend mein Dad beim ersten Versuch gewesen war. Das hat mich dann eine Weile davon abgehalten.«
    »Glauben Sie, dass er vielleicht wütend war, weil er Angst hatte, Sie zu verlieren?«
    »Ich bin ihm egal. Beim zweiten Mal hab ich es getan, weil ich wollte , dass er sauer wird – ich wollte einfach, dass er sieht, dass es mir schlechtgeht.« Sie schüttelte den Kopf. Obwohl der Gedanke traurig war, war ich froh, dass sie ein wenig Selbsterkenntnis bewies. Sie fügte hinzu: »Sie müssen mich für blöd halten.«
    »Der Wunsch, vom eigenen Vater geliebt zu werden, ist überhaupt nicht blöd. Aber sich selbst zu verletzen, um Aufmerksamkeit zu bekommen, ist nicht der beste Weg, um das zu erreichen.«
    »Es hat ohnehin nichts geändert. Sie kamen von ihrer Reise zurück, und Dad schickte mich zu einem Therapeuten. Aber dann gaben sie mir einfach Geld und fuhren erneut weg. Er ist Rechtsanwalt, und jeder hält ihn für einen tollen Typen.« Ihr Mund zuckte. »Aber er hat sich nie Zeit für mich genommen. Keiner von meinen Eltern. Als ich ein Kind war, glaubte jeder, mein Leben wäre perfekt, weil wir reich waren, aber ich war nur einsam.«
    »Das muss schwierig gewesen sein. Wenn man depressiv ist, kann Alleinsein die Sache noch schlimmer machen. Ich schlage vor, dass wir uns ein paar Wege überlegen, um daran etwas zu verändern, in Ordnung?« Ich war bereit zu wetten, dass diese Einsamkeit einer der Hauptgründe war, warum sie überhaupt ins Zentrum gegangen war – sie wollte irgendwo dazugehören.
    »Aber es kommt immer wieder.«
    »Was kommt immer wieder?«
    »Meine Depression – ich bin es so leid, so fertig zu sein.« Sie sah mich direkt an, und die Tiefe ihres Schmerzes, die Hoffnungslosigkeit in ihrem Blick ließ meinen Atem stocken. »Vielleicht kann ich nicht geheilt werden. Ich habe alles versucht – Antidepressiva, Yoga, Therapie. Ich dachte, das Zentrum würde mir helfen, aber da ist es nur noch schlimmer geworden. Ich glaube nicht, dass mir zu helfen ist.«
    »Sie können wieder gesund werden. Es geht Ihnen wieder schlechter, weil Sie Ihre Medikamente abgesetzt und einen schmerzlichen Verlust erlitten hatten. Das war eine Menge, womit Sie fertig werden

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