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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wahr?«
    Tersono wippte noch immer in seinem Sessel. »Wir wollen es mal so ausdrücken: man hat die Fühler in den Wind gehalten.«
    »Ja, lassen Sie es uns so ausdrücken. Natürlich gehe ich von der Voraussetzung aus, dass keines Ihrer Schiffs-Gehirne lügt.«
    »Oh, sie lügen niemals. Sie heucheln, weichen aus, ergehen sich in Ausflüchten, verwirren, lenken ab, hüllen sich in Dunst, missverstehen auf raffinierte Weise und legen Dinge absichtlich falsch aus, und allem Anschein nach betreiben sie das meistens mit großem Genuss; sie sind im Allgemeinen sehr geschickt darin, einem einen zweifelsfreien Eindruck ihres Vorhabens zu vermitteln, während sie in Wirklichkeit die Absicht haben, genau das Gegenteil zu tun, aber sie lügen niemals. Verwerfen Sie diese Vorstellung.«
    Ziller stellte gekonnt eine Miene zur Schau, die genau zu seinen Worten passte, fand Kabo. Er war ziemlich froh, dass die großen, dunklen Augen nicht auf ihn gerichtet waren. Obwohl die Drohne gewiss unerschütterlich war.
    »Ich verstehe«, sagte der Komponist. »Also, dann nehme ich an, ich kann genauso gut bleiben, wo ich bin. Ich denke, ich könnte es einfach ablehnen, meine Wohnung zu verlassen.«
    »O ja, natürlich. Vielleicht kein sehr würdevolles Verhalten, aber dieses Recht steht Ihnen zu.«
    »Eben. Aber wenn mir keine Wahl gelassen wird, erwarten Sie bitte nicht von mir, dass ich mich entgegenkommend oder auch nur höflich verhalte.« Er betrachtete den Kolben seiner Pfeife.
    »Deshalb habe ich Kabo gebeten, hier dabei zu sein.« Die Drohne wandte sich an den Homomdaner. »Kabo, wir wären Ihnen zutiefst dankbar, wenn Sie bereit wären, sich als Gastgeber für unseren chelgrianischen Gast zur Verfügung zu stellen, wenn er oder sie ankommt. Sie wären mir eine große Hilfe, möglicherweise mit Unterstützung von Nabe, falls Sie damit einverstanden sind. Wir wissen noch nicht, wie viel Zeit das auf Tage umgerechnet in Anspruch nehmen oder wie lange der Besuch dauern wird, doch wenn sich eine Verlängerung abzeichnen sollte, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen.« Der Körper der Maschine neigte sich in dem Flechtspansessel ein paar Grad zur Seite. »Würden Sie das tun? Ich weiß, das ist sehr viel verlangt, und Sie brauchen nicht sofort eine verbindliche Antwort zu geben; schlafen Sie erst mal darüber, wenn Ihnen das lieber ist, und stellen Sie weitere Fragen, wenn Sie noch etwas wissen möchten. Aber Sie würden uns einen großen Gefallen erweisen, da wir annehmen, dass sich Br. Ziller einer durchaus verständlichen Zurückhaltung befleißigen wird.«
    Kabo lehnte sich in seinen Polstern zurück. Er blinzelte einige Male. »Oh, ich kann nur sagen, ich freue mich, wenn ich hilfreich sein kann.« Er warf einen Blick zu Ziller. »Natürlich möchte ich Mahrai Ziller nicht in die Quere kommen…«
    »Sie kommen mir nicht in die Quere, ganz bestimmt nicht«, entgegnete Ziller. »Im Gegenteil, wenn Sie den Kotzbrocken, den sie uns herschicken, ablenken können, dann erweisen Sie auch mir einen Gefallen.«
    Die Drohne gab ein Seufzen von sich und hob und senkte sich ein klein wenig über dem Sitz. »Nun, das ist dann also… zur Zufriedenheit gelöst. Kabo, können wir uns morgen weiter unterhalten? Wir würden Ihnen gern Anweisungen für die nächsten Tage geben. Nicht bis in kleinste Detail, doch in Anbetracht der unseligen Umstände unserer Beziehung zu den Chelgrianern während der vergangenen Jahre wollen wir unseren Gast keinesfalls durch mangelnde Kenntnisse in Bezug auf ihre Angelegenheiten und Sitten vor den Kopf stoßen.«
    Ziller gab einen Laut von sich, der sich wie ein schnarrendes ›Huch!‹ anhörte.
    »Selbstverständlich«, antwortete Kabo beflissen. »Ich verstehe vollkommen.« Er breitete alle drei Arme aus. »Verfügen Sie nach Belieben über meine Zeit.«
    »Seien Sie unserer tiefen Dankbarkeit versichert«, sagte die Maschine und erhob sich in die Luft. »Ich fürchte, ich habe uns so lange hier mit Plaudern aufgehalten, dass wir die kleine Rede von Nabes Avatara verpasst haben, und wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir auch noch zum Hauptereignis des Abends, wenn es auch ein ziemlich trauriges ist, zu spät.«
    »Ist es schon so spät?«, fragte Kabo und erhob sich ebenfalls. Ziller klappte den Pfeifenkopfdeckel zu und schob die Pfeife in die Westentasche. Er faltete sich vom Tisch auf, und die drei kehrten in den Festsaal zurück, wo in diesem Augenblick die Lichter ausgingen und die Decke rumpelnd

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