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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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seiner Zeit, dachte Kabo. Wie Ziller gesagt hatte.
    Heute Abend wollte Nabe nichts anderes, als dass alle Leute zu dem plötzlich erstrahlenden, lautlosen Licht hinaufsahen und nachdachten, sich vielleicht in tiefsinnigen Betrachtungen ergingen. Kabo hatte fast erwartet, dass die Einheimischen keinerlei Notiz von den Vorgängen nehmen und unbeeindruckt ihr übliches Leben, das einer einzigen langen Party glich, weiterführen würden, es zeigte sich jedoch, dass zumindest hier der Wunsch des Gehirns Nabe in Erfüllung gegangen war.
    »Alles sehr bedauerlich«, sagte die Drohne E. H. Tersono, die neben Kabo stand, und dabei gab sie ein Seufzen von sich. Kabo vermutete, dass dieser seinen Worten einen sehr ernsten Unterton geben sollte.
    »Heilsam, für uns alle«, pflichtete Kabo bei. Seine Vorfahren waren die Lehrmeister der Idiraner gewesen und hatten im frühen Stadium des alten Krieges an deren Seite gekämpft. Die Homomdaner trugen am Gewicht ihrer Verantwortung so schwer, wie die Kultur an dem der ihren.
    »Wir versuchen zu lernen«, sagte Tersono leise. »Aber wir machen immer noch Fehler.«
    Die Drohne sprach jetzt von Chel, den Chelgrianern und dem Kastenkrieg, das wusste Kabo. Er wandte sich der Maschine zu und sah sie an, während die Leute sich in dem gleichmäßigen, gespenstischen Licht entfernten.
    »Es steht Ihnen immer noch frei, einfach untätig zu bleiben, Tersono«, erklärte er ihr. »Obwohl man es meistens bedauert, wenn man diesen Weg einschlägt.«
    Ich bin zu wortgewandt, dachte Kabo, ich sage ihnen allzu genau das, was sie hören wollen.
    Die Drohne kippte nach hinten, um klar zu machen, dass sie zu dem Homomdaner aufsah, sagte jedoch nichts.

 
2 Wintersturm
     
     
    DER RUMPF DES ZERSTÖRTEN SCHIFFS neigte sich nach allen Seiten, beulte sich nach außen und wieder nach innen und wölbte sich nach oben. Sie hatten in der Mitte dessen, was zur Decke geworden war, Lichter angebracht, direkt über dem seltsamen, glasiert aussehenden Boden; verzerrte Spiegelungen schimmerten auf der Oberfläche und brachen sich an den wenigen Stumpen nicht erkennbarer Gegenstände, die darüber herausragten.
    Quilan suchte nach einer Stelle zum Stehen, wo er glaubte erkennen zu können, worauf er stand, dann schaltete er den Feldtornister des Anzugs aus und berührte mit den Füßen den Boden.
    Er sah nach oben und ließ dann den Blick ringsum schweifen. Die Innenwände des Rumpfs sahen beinahe unversehrt aus. Sie wiesen verschiedene Dellen und Löcher auf, einige rund und andere elliptisch, aber alle ziemlich symmetrisch und glatt und Teil eines Musters; keines der Löcher ging ganz durch das Material des Rumpfes hindurch, und keines war an den Rändern irgendwie ausgefranst. Die einzige Öffnung, die nach außen führte, befand sich ganz vorn in der Nase des Flugzeugs, siebzig Meter von Quilans derzeitigem Standort entfernt, mehr oder weniger in der Mitte der löffelförmigen Masse des Bodens. Dieses zwei Meter weite Loch war vor Wochen schon als Zugang in den Rumpf geschnitten worden, nachdem das Wrack lokalisiert und gesichert worden war. Auf diese Weise hatte er sich Eintritt verschafft.
    Er sah verschiedene Flecken in verblassten Farben auf der Oberfläche des Rumpfes, die irgendwie nicht richtig aussahen, sowie einige kleine baumelnde Röhren und Drähte oben bei den neu angebrachten Lichtern. Er fragte sich nebenbei, warum man sich die Mühe mit den Lampen gemacht hatte. Das Innere des Fahrzeugs war evakuiert worden und stand zum Raum hin offen; nur jemand in einem Anzug mit Vollausstattung würde hier hereinkommen, und diejenigen wären dann auf jeden Fall mit den entsprechenden Sensoren ausgerüstet, bei denen Lampen überflüssig waren. Er betrachtete den Boden. Vielleicht waren die Techniker abergläubisch gewesen oder einfach übertrieben gefühlvoll. Die Lichter ließen den Ort ein bisschen weniger unwirtlich, weniger unheimlich erscheinen.
    Er konnte gut nachfühlen, dass es empfindlichen Naturen entsetzlich zu schaffen machen könnte, wenn sie hier drin herumwandern müssten, Strahlungen von allen Seiten ausgesetzt, die auf die angespannten Sinne einwirkten. Sie hatten viel von dem gefunden, was sie zu finden erwartet hatten; ausreichend für seine Mission, ausreichend, um tausend oder mehr weitere Seelen zu retten. Mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ausreichend, um seine Hoffnungen zu erfüllen. Er sah sich um. Wie es den Anschein hatte, waren alle sensorischen oder

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