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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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HIER?
    ~Weiß ich nicht. Ich werde ausgebildet. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr mehr über meine Mission wisst als ich selbst.~
    RICHTIG. GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND GEBEN. WOLLEN?
    ~Ich mache alles, was von mir verlangt wird.~
    BEDEUTET DEINEN TOD.
    ~Das ist mir klar.~
    BEDEUTET FÜR VIELE DEN HIMMEL.
    ~Auf diesen Handel lasse ich mich bereitwillig ein.~
    NICHT WOROSEI QUILAN.
    ~Ich weiß.~
    FRAGEN?
    ~Darf ich alles fragen, was immer ich möchte?~
    JA.
    ~Also gut. Warum bin ich hier?~
    ZUR AUSBILDUNG.
    ~Aber warum ausgerechnet an diesem Ort?~
    SICHERHEIT. PROPHYLAKTISCHE MASSNAHME. VERNEINBARKEIT. GEFAHR. BEHARRUNG VON VERBÜNDETEN HIERBEI.
    ~Wer sind eure Verbündeten?~
    WEITERE FRAGEN?
    ~Was soll ich am Ende meiner Ausbildung tun?~
    TÖTEN.
    ~Wen?~
    VIELE. WEITERE FRAGEN?
    ~Wohin wird man mich schicken?~
    WEIT WEG. NICHT CHELGRIANISCHE SPHÄRE.
    ~Hat meine Mission etwas mit dem Komponisten Mahrai Ziller zu tun?~
    JA.
    ~Werde ich ihn töten?~
    FALLS JA, WEIGERN?
    ~Das habe ich nicht gesagt.~
    SKRUPEL?
    ~Wenn es so sein sollte, dann möchte ich eine Begründung hören.~
    WENN KEINE BEGRÜNDUNG, WEIGERUNG?
    ~Ich weiß nicht. Es gibt Entscheidungen, die man nicht im Voraus treffen kann, sondern erst dann, wenn sie wirklich erforderlich sind. Ihr wollt mir also nicht sagen, ob meine Mission umfasst, dass ich ihn töte oder nicht?~
    RICHTIG. KLÄRUNG ZU GEGEBENER ZEIT. BEVOR MISSION BEGINNT. VORBEREITUNG UND AUSBILDUNG ZUERST.
    ~Wie lange werde ich hier bleiben?~
    WEITERE FRAGEN?
    ~Was habt ihr vorhin mit ›Gefahr‹ gemeint?~
    VORBEREITUNG UND AUSBILDUNG. WEITERE FRAGEN?
    ~Nein, danke.~
    WIR WOLLEN DICH LESEN.
    ~Was heißt das?~
    DIR INS GEHIRN SCHAUEN.
    ~Ihr wollt meine Gedanken lesen?~
    RICHTIG.
    ~Jetzt?~
    JA.
    ~Von mir aus. Muss ich irgend…
    …etwas tun?~
    Ihm war kurz schwindelig, und er merkte, dass er in seinem Sessel schwankte.
    SCHON GETAN. UNVERSEHRT?
    ~Ich glaube schon.~
    SAUBER.
    ~Ihr meint… ich bin… sauber?~
    RICHTIG. MORGEN. VORBEREITUNG UND AUSBILDUNG.
    Die beiden Estodi saßen da und lächelten ihn an.
     
    Er hatte einen unruhigen Schlaf und erwachte wieder einmal aus einem Traum vom Ertrinken, um in die seltsame dicke Dunkelheit zu blinzeln. Er tastete nach seinem Visier, und mit dem graublauen Bild der gerundeten Wände des kleinen Raums vor sich erhob er sich von dem Ringelpolster und ging zu dem einzigen Fenster, wo träge eine warme Brise hereinsickerte und dann zu sterben schien, erschöpft von der Anstrengung. Das Visier zeigte ein gespenstisches Bild von dem groben Fensterrahmen und einer angedeuteten Spur von Wolken draußen.
    Er nahm das Visier ab. Nun wirkte die Dunkelheit direkter, und er stand da und ließ sie in sich einsinken, bis er glaubte, einen blauen Lichtfunken gesehen zu haben, irgendwo hoch oben und weit entfernt. Er fragte sich, ob es ein Blitz gewesen sein könnte; Anur hatte gesagt, so etwas gäbe es zwischen Wolken und Luftmassen, wenn sie aneinander vorbeizogen, aufsteigend und absinkend entlang des Thermalgefälles der chaotischen atmosphärischen Zirkulation in der Sphäre.
    Er sah noch mehrere Blitze; einer davon war von bemerkenswerter Länge, obwohl anscheinend immer noch sehr, sehr weit entfernt. Er streifte sich das Visier wieder über und hielt die Hand mit ausgefahrenen Klauen hoch, wobei er zwei Spitzen bis auf ein paar Millimeter zusammenführte. Da. Der Blitz war so lang gewesen.
    Und wieder ein Blitz. Durch das Visier betrachtet war er so grell, dass die Optik des Visiers den Mittelpunkt des kleinen Blitzes schwärzte, um seine Nachtsicht zu schützen. Anstatt den eigentlichen kurzen Funken an sich zu sehen, sah er die Gesamtheit eines Wolkensystems aufleuchten, die Massen des aufgetürmten fernen Dampfes stachen aus einer fernen blauen Strömung aus Lichtstrahlen hervor, die beinahe im selben Augenblick, da er sie bemerkte, verschwand.
    Er nahm das Visier wieder ab und lauschte den Geräuschen, die durch diese Blitze verursacht wurden. Alles, was er hörte, war ein schwaches, einhüllendes Rauschen wie ein von fern gehörter Wind, das aus allen Richtungen um ihn herum zu kommen und ihm in die Knochen zu dringen schien. Seine Frequenzen waren seinem Empfinden nach tief genug, dass es sich um fernes Donnergrollen hätte handeln können, doch sie waren dumpf und anhaltend und unveränderlich, und so sehr er sich auch bemühte, er konnte keine Veränderung oder Steigerung in diesem langen, trägen Fluss eines eher gefühlten als gehörten Klangs

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