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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ausmachen.
    Hier gibt es kein Echo, dachte er, nirgendwo festen Boden oder Klippen, an dem der Schall hätte zurückgeworfen werden können. Die Behemothauren schlucken den Schall wie schwebende Wälder, und in ihrem Innern saugt ihr lebendiges Gewebe alle Geräusche auf.
    Akustisch tot. Dieser Ausdruck fiel ihm wieder ein. Worosei hatte mit der Musikalischen Fakultät der Universität zusammengearbeitet und hatte ihm einen seltsamen Raum gezeigt, der mit Schaumpyramiden ausgekleidet war. Akustisch tot, hatte sie ihm erklärt. Das fühlte und hörte sich wahr an; ihre Stimmen schienen zu sterben, sobald ein Wort über ihre Lippen kam, jeder Ton war für sich allein, ohne Widerhall.
     
    »Ihr Seelenhort ist mehr als nur ein normaler Seelenhort, Quilan«, sagte Visquile. Sie befanden sich am folgenden Tag allein im innersten Rückzugsraum der Seelenhimmel. Dies war die erste Unterweisung. »Er erfüllt alle üblichen Funktionen eines solchen Geräts, indem er Ihren Wesensbestand, Ihren Geistes- und Seelenstatus, speichert; darüber hinaus hat er jedoch die Fähigkeit, noch weitere Gehirndaten in sich aufzunehmen. Sie werden also in gewissem Sinn noch eine zweite Person mit an Bord haben, wenn Sie zu Ihrer Mission aufbrechen. Das ist noch nicht alles, aber haben Sie irgendetwas dazu zu sagen oder zu fragen?«
    »Wer wird diese Person sein, Estodus?«
    »Das wissen wir noch nicht genau. Im Idealfall – nach der Auffassung der Missions-Profilierungs-Leute beim Geheimdienst oder vielmehr derer Maschinen – wäre das eine Kopie von Sholan Hadesh Huyler, des verstorbenen Admiral-Generals, der zu jenen Seelen gehörte, die Sie Ihrem Auftrag gemäß vom Militärinstitut auf Aorme gerettet haben. Da jedoch die Wintersturm vermutlich zerstört und für immer verloren ist und das Originalsubstrat sich an Bord des Gefährts befand, müssen wir uns wahrscheinlich mit einer zweiten Wahl zufrieden geben. Über diese Wahl wird noch diskutiert.«
    »Warum wird das für nötig erachtet, Estodus?«
    »Stellen Sie es sich so vor, als hätten Sie einen Co-Piloten an Bord, Major. Sie werden jemanden haben, mit dem Sie sich unterhalten können, jemanden, der Sie berät, mit dem Sie sich besprechen können, während Sie Ihren Auftrag durchführen. Das mag Ihnen jetzt nicht nötig erscheinen, aber es gibt einen Grund, weshalb wir glauben, es könnte ratsam sein.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass es eine langwierige Mission sein wird?«
    »Ja. Sie kann vielleicht mehrere Monate dauern. Die Mindestdauer dürfte etwa dreißig Tage betragen. Genauere Angaben können wir nicht machen, weil das Ganze teilweise von Ihrem Transportmodus abhängt. Vielleicht werden Sie an Bord eines unserer Fahrzeuge an Ihren Bestimmungsort gebracht, vielleicht aber auch auf einem schnelleren Gefährt von einer der älteren Betroffenen-Zivilisationen, möglicherweise einer, die der Kultur angehört.«
    »Hat die Mission etwas mit der Kultur zu tun, Estodus?«
    »Ja. Sie werden in die Kultur-Welt Masaq’ geschickt, ein Orbital.«
    »Dort lebt Mahrai Ziller.«
    »Stimmt.«
    »Soll ich ihn töten?«
    »Das ist nicht Ihr Auftrag. Vordergründig ist die Geschichte die, dass Sie dort versuchen sollen, ihn zur Rückkehr nach Chel zu überreden.«
    »Und meine eigentliche Mission?«
    »Darauf kommen wir zu gegebener Zeit zu sprechen. Und darin liegt ein Präzedenzfall.«
    »Ein Präzedenzfall, Estodus?«
    »Sie werden nicht genau über Ihren Auftrag informiert sein, wenn sie damit beginnen. Sie werden die Rahmengeschichte kennen, und bestimmt wird Ihnen Ihr Gefühl sagen, dass Ihre Aufgabe mehr umfasst als das, aber Sie werden nicht wissen, was es ist.«
    »Dann bekomme ich also so etwas wie versiegelte Befehle, Estodus?«
    »So könnte man es ausdrücken. Doch diese Befehle werden in Ihrem eigenen Geist verschlossen sein. Ihre Erinnerung an diese Zeit – wahrscheinlich von einer Zeit kurz nach dem Krieg bis zu Ihrer Ausbildung hier – wird nur allmählich wieder zu Ihnen zurückkehren, wenn Sie sich der Vollendung Ihrer Mission nähern. Wenn Sie sich an dieses Gespräch erinnern – an dessen Ende Sie wissen werden, worin Ihre Mission tatsächlich besteht, ohne jedoch den genauen Weg zu deren Erfüllung zu kennen –, sollten Sie der Sache ziemlich nahe sein, wenn auch nicht in der genau richtigen Position.«
    »Kann Erinnerung so genau, Tropfen für Tropfen, dosiert werden, Estodus?«
    »Ja, obwohl die Erfahrung ein wenig verwirrend sein könnte, und das ist der

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