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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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kräuselten und von denen es anscheinend angetrieben wurde. Riesige Flossen ragten senkrecht nach oben und seitlich heraus, gekrönt von langen, knolligen Auswüchsen, die an die Treibstofftanks auf den Flügelspitzen altertümlicher Flugzeuge erinnerten. Entlang der Kammlinie und entlang der Seiten verliefen große muschelförmige dunkelrote Wülste wie drei gewaltige Außenstützstreben. Andere Auswüchse, Knollen und Hügel bedeckten die Oberseite und die Seiten und bewirkten einen im Großen und Ganzen symmetrischen Eindruck, der erst bei genauerem Hinsehen zunichte gemacht wurde.
    Während sie sich dem Ungetüm weiter näherten, musste sich Quilan dicht an den Fensterrahmen der kleinen Luftschiffgondel drücken, um den Giganten von einem Ende zum anderen zu sehen. Das Geschöpf musste mindestens fünf Kilometer lang sein.
    »Das ist eine unserer Domänen«, fuhr der Estodus fort. »Es gibt noch sieben oder acht weitere, die in den Außenbezirken des Galaxis verteilt sind. Niemand weiß mit Sicherheit, wie viele es tatsächlich sind. Die Behemothauren sind so groß wie Gebirge und eben so alt. Sie sind angeblich gefühlsbegabt, die Überbleibsel einer Spezies oder Zivilisation, die vor mehr als einer Milliarde Jahren in den Zustand der Erhabenheit übergegangen sind. Aber auch das sind wiederum nur Gerüchte. Dieses hier heißt Sansemin. Es untersteht der Macht jener, die in dieser Angelegenheit unsere Verbündeten sind.«
    Quilan sah seinen älteren Gesprächspartner fragend an. Visquile, der sich immer noch gebückt auf seinen glitzernden Stab stützte, machte eine Bewegung, die wie ein Achselzucken anmutete.
    »Sie werden sie kennen lernen, oder ihre Vertreter, Major, aber Sie werden nicht wissen, wer sie sind.«
    Quilan nickte und blickte wieder aus dem Fenster. Er überlegte, ob er fragen sollte, warum sie an diesen Ort gekommen waren, doch er entschied sich dagegen.
    »Wie lange werden wir uns hier aufhalten, Estodus?«, fragte er stattdessen.
    »Eine Weile«, antwortete Visquile lächelnd. Er beobachtete Quilans Gesicht eine Zeit lang, dann sagte er: »Vielleicht zwei oder drei Monate, Major. Wir werden nicht allein sein. Es sind bereits Chelgrianer hier; eine Gruppe von vielleicht zwanzig Mönchen des Abremile-Ordens. Sie bewohnen das Tempelschiff Seelenhimmel, das sich im Innern des Geschöpfes befindet. Nun, wenigstens der größte Teil davon. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann sind nur noch der Rumpf und die Versorgungs- und Unterkunftszellen des Schiffs vorhanden. Das Fahrzeug musste seine Antriebseinheiten zurücklassen, irgendwo draußen im Raum.« Er vollführte eine umfassende Geste. »Die Behemothauren sind empfindlich gegenüber Kraftfeld-Technik, so haben wir gehört.«
    Das Oberhaupt des Tempelschiffs war groß und elegant und bekleidet mit einer geschmackvollen Interpretation der schlichten Ordenskutte. Er empfing sie auf einer breiten Landeplattform am Ende von etwas, das aussah wie eine riesige, knorpelige, ausgehöhlte Frucht, die auf der Haut des Behemothaurums klebte. Sie verließen das Luftschiff.
    »Estodus Visquile.«
    »Estodus Quetter.« Visquile machte die Anwesenden miteinander bekannt.
    Quetter musterte Eweirl und Quilan kurz mit einem Stirnrunzeln. »Hier entlang«, sagte er und deutete auf einen Spalt in der Haut des Behemothaurums.
    Nachdem sie achtzig Meter durch einen leicht abschüssigen Tunnel, dessen Boden mit etwas wie weichem Holz ausgelegt war, gegangen waren, kamen sie zu einer großen gerippten Kammer, deren Atmosphäre bedrückend feucht und beladen mit einem unbestimmten Leichenhallengeruch war. Das Tempelschiff Seelenhimmel war ein dunkler Zylinder von neunzig Metern Länge und dreißig Metern Breite und nahm die feuchte, warme Kaverne etwa zur Hälfte ein. Es war offenbar durch Ranken mit den Wänden der Kammer verbunden, und etwas, das aussah wie Kriechgewächse, hatte den größten Teil seiner Hülle überwuchert.
    Quilan hatte sich im Laufe seiner Jahre als Soldat an behelfsmäßige Unterkünfte gewöhnt: vorläufige Kommandoposten und Befehlsstände, frisch requirierte Hauptquartiere und so weiter. Ein Teil von ihm nahm das Gefühl, das von diesem Ort ausging, in sich auf – die Stegreif-Organisation, eine Mischung aus Unordnung und Ordnung – und kam zu dem Schluss, dass die Seelenhimmel schon seit etwa einem Monat hier liegen musste.
    Zwei große Drohnen, jede in der Form von zwei dicken, mit der Grundfläche gegeneinander gelegten Kegeln,

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