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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Stelle zu übertragen.«
    Quilan blinzelte ein paarmal. »Ich bin vielleicht nicht ganz auf dem neuesten Stand der Technik, aber…«
    »An Ihrer Stelle würde ich mir darüber keine Gedanken machen, Major. Bisherige Technik ist in dieser Angelegenheit von geringer Bedeutung. Hier handelt es sich um etwas vollkommen Neues. Es gibt keinen uns bekannten Präzedenzfall für dieses Vorgehen, kein Buch, aus dem man entsprechendes Wissen schöpfen könnte. Sie werden helfen, dieses Buch zu schreiben.«
    »Ich verstehe.«
    »Lassen Sie mich noch etwas mehr über die Kulturwelt Masaq’ erzählen.« Der Estodus raffte seine Gewänder um sich und räkelte sich tiefer in das ihn eng umschließende Ringelpolster. »Es handelt sich dabei um etwas, das man Orbital nennt; ein Band von Materie – in der Form vergleichbar mit einer sehr dünnen Kette –, das in einer Umlaufbahn um eine Sonne, in diesem Fall den Stern Lacelere, wandert, und zwar in derselben Zone, in der man einen bewohnbaren Planeten anzutreffen erwarten würde.
    Orbitale unterliegen einem anderen Maßstab als unsere Raumstationen; Masaq’ hat, wie die meisten Orbitale der Kultur, einen Durchmesser von ungefähr drei Millionen Kilometer und dem zu Folge einen Umfang von annähernd zehn Millionen Kilometern. Die Breite am Fuß seiner Ummantelung misst ungefähr sechstausend Kilometer. Diese Ummantelung ist etwa eintausend Kilometer hoch und nach oben offen. Die Atmosphäre wird durch eine merkliche Schwerkraft im Innern gehalten, welche durch den Spin der Welt erzeugt wird.
    Die Größe des Gebildes ist nicht willkürlich; Kulturorbitale sind so gebaut, dass dieselbe Drehgeschwindigkeit, die eine Einheitsgravitation erzeugt, auch einen Tag-Nacht-Kreislauf eines ihrer Standardtage bewirkt. Die örtliche Nacht entsteht dann, wenn irgendein angenommener Teil des Orbital-Innern genau in die entgegengesetzte Richtung zur Sonne zeigt. Sie sind aus exotischen Materialien gefertigt und werden im Prinzip durch Kraftfelder zusammengehalten.
    In der Mitte des Orbitals im Raum schwebend, in gleicher Entfernung von allen Punkten auf dem Rand, befindet sich die Nabe. Dort existiert das AI-Substrat, das in der Kultur als ›Gehirn‹ bezeichnet wird. Die Maschine überwacht sämtliche Funktionen, die für den Betrieb des Orbitals nötig sind. Es gibt Tausende von Hilfssystemen, deren Aufgabe die Überwachung aller – mit Ausnahme der lebenswichtigsten – Vorgänge ist, doch die Nabe kann sich jederzeit zusätzlich direkt in die Steuerung all dieser Vorgänge einschalten.
    Die Nabe hat Millionen von stellvertretenden Wesenheiten in menschlicher Gestalt, die Avatare genannt werden, mittels derer sie auf einer Eins-zu-eins-Basis mit ihren Bewohnern Umgang pflegt. Theoretisch ist sie in der Lage, jedes dieser Systeme sowie auch jedes andere auf dem Orbital direkt zu betreiben, während sie sich individuell mit jedem auf der Welt anwesenden Menschen und jeder anwesenden Drohne unterhält, und dazu noch mit einer Menge anderer Schiffe und Gehirne.
    Jedes Orbital ist anders, und jede Nabe hat ihre eigene Persönlichkeit. Einige Orbitale haben nur wenige Land-Anteile; für gewöhnlich handelt es sich um rechteckige Boden- und Meerespakete, die man Platten nennt. Auf einem Orbital von der Breite Masaq’s sind diese normalerweise gleichzusetzen mit Kontinenten. Bevor ein Orbital fertig ist, im Sinne des Bildens einer geschlossenen Schlaufe wie Masaq’, umfasst es vielleicht nur zwei Platten, die immer noch drei Millionen Kilometer voneinander entfernt und nur durch Kraftfelder miteinander verbunden sind. Ein solches Orbital hat vielleicht eine Gesamtbevölkerung von nicht mehr als zehn Millionen Menschen. Masaq’ befindet sich nahe des anderen Endes der Größenskala, mit mehr als fünfzig Milliarden Bewohnern.
    Masaq’ ist bekannt für die große Zahl von Speicherungen seiner Einwohner. Manche führen das darauf zurück, dass viele von ihnen sich an gefährlichen Sportarten beteiligen, doch in Wirklichkeit datiert diese Gepflogenheit vom Beginn der Welt, als man sich bewusst wurde, dass Lacelere kein vollkommen stabiler Stern ist und man mit der Möglichkeit rechnen muss, dass er irgendwann einmal mit genügend Gewalt aufflammen könnte, um die Leute, die ihm schutzlos auf der Oberfläche der Welt ausgesetzt sind, zu töten.
    Mahrai Ziller lebt dort seit sieben Jahren. Anscheinend möchte er auf dieser Welt bleiben. Wie ich bereits sagte, werden Sie, wie es den Anschein hat,

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