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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Avatar fort. »Ehrlich gesagt, fand ich das damals etwas kühn.«
    Ziller betrachtete bedauernd seine durchweichte Pfeife und wandte dann den Blick wieder dem silberhäutigen Wesen zu. »Wieder mal ein Reinfall«, sagte er.
    Eine kleine Drohne, die ein sehr großes, ordentlich gefaltetes Handtuch von außergewöhnlicher Flauschigkeit trug, tauchte an einer Ecke auf, schoss durch den Gang in ihre Richtung und hielt jäh neben ihnen an. Der Avatar nahm das Handtuch und nickte der Maschine zu; diese knickte kurz ein und schoss davon.
    »Bitte sehr«, sagte der Avatar und reichte dem Chelgrianer das Handtuch.
    »Danke.«
    Sie machten kehrt und gingen durch den Flur, dabei kamen sie an Salons vorbei, wo kleine Gruppen von Leuten das stürzende Wasser und die aufwabernde Gischt draußen beobachteten.
    »Wo hält sich unser Major Quilan heute auf?«, erkundigte sich Ziller und rieb unterdessen sein Gesicht mit dem Handtuch ab.
    »Er stattet Neremety einen Besuch ab, zusammen mit Kabo, um die Sworl-Insel zu besichtigen. Es ist der erste Tag der Locksaison an der hiesigen Schule.«
    Ziller hatte diesem Ereignis auf einer anderen Platte sechs oder sieben Jahre zuvor beigewohnt. Locksaison war dann, wenn die erwachsenen Inseln die Algenblüten freisetzten, die sie gespeichert hatten, um phantastische verschlungene Muster auf die Kraterbuchten ihres flachen Meeres zu zeichnen. Angeblich brachte das Bild die am Meeresboden wohnenden Kälber des Vorjahres dazu, an die Oberfläche zu steigen und zu einer neuen Version ihrer selbst zu erblühen.
    »Neremety?«, fragte er. »Wo ist das?«
    »Eine halbe Million Kilometer entfernt, wenn man große Schritte macht. Für den Augenblick sind Sie sicher.«
    »Wie tröstlich. Gehen euch nicht allmählich die Orte aus, an die ihr euren kleinen Botenjungen zur Zerstreuung führen könnt? Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass ihr ihn zu einer Fabrikbesichtigung geschleppt habt.« Ziller sprach das Wort ›Fabrikbesichtigung‹ mit einem verächtlichen Schnauben aus.
    Der Avatar machte ein beleidigtes Gesicht. »Eine Sternenschiff-Fabrik, ich bitte Sie!«, sagte er. »Aber stimmt schon, es war nichtsdestoweniger eine Fabrik. Allerdings hat er selbst ausdrücklich darum gebeten, wie ich betonen möchte. Und mir gehen die Orte, die ich ihm zeigen kann, noch lange nicht aus, Ziller. Es gibt Orte auf Masaq’, von denen Sie noch nie etwas gehört haben und die Sie liebend gern besuchen würden, wenn Sie nur davon wüssten.«
    »Ach ja?« Ziller blieb stehen und sah den Avatar an.
    Dieser hielt ebenfalls im Gehen inne und grinste. »Natürlich.« Er breitete die Arme aus. »Ich möchte doch nicht, dass Sie all meine Geheimnisse auf einmal erfahren, oder?«
    Ziller ging weiter, trocknete sein Fell und musterte misstrauisch das silberhäutige Geschöpf, das mit leichten Schritten neben ihm herlief. »Du bist mehr weiblich als männlich, das weißt du bestimmt, oder?«, sagte er.
    Der Avatar hob die Augenbrauen. »Finden Sie?«
    »Zweifellos.«
    Der Avatar sah erheitert aus. »Als Nächstes will er Hub besuchen«, sagte er.
    Ziller runzelte die Stirn. »Wenn ich es mir recht überlege, war ich auch noch nicht dort. Gibt es da viel zu sehen?«
    »Es gibt eine Aussichtsgalerie, von der aus man einen guten Überblick über die ganze Oberfläche hat; aber bestimmt ist er auch nicht besser als der, der sich den meisten Leuten bei ihrer Ankunft bietet, wenn sie es nicht gerade schrecklich eilig haben und gleich unter die Oberfläche fliegen.« Er hob die Schultern. »Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen.«
    »Ich gehe davon aus, dass eure ganze berühmte Maschinerie so langweilig anzusehen ist, wie ich mir das vorstelle.«
    »Wenn nicht sogar noch langweiliger.«
    »Nun, das dürfte ihn für ein paar Minuten ablenken.« Ziller trocknete sich mit einem Handtuch unter den Armen und – indem er sich nur auf die Hinterbeine aufrichtete – um das Mittelglied herum. »Hast du dem Wicht gegenüber erwähnt, dass ich möglicherweise bei der ersten Aufführung meiner Symphonie gar nicht persönlich erscheine?«
    »Bis jetzt noch nicht. Ich denke, Kabo wird heute auf das Thema zu sprechen kommen.«
    »Glaubst du, er wird sich so ehrenhaft verhalten und wegbleiben?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Wenn unsere gemeinsame Vermutung stimmt, dann wird E. H. Tersono wahrscheinlich versuchen, ihn zum Hingehen zu überreden.« Der Avatar bedachte Ziller mit einem schiefen Lächeln. »Ich könnte mir vorstellen, er

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