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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Schatten oberhalb des Wolkensystems. Er richtete den Blick wieder nach vorn. Seine Fußknöchelmotoren surrten, der Umhang legte sich ordentlich an, um sich seiner geänderten Orientierung anzupassen, immer noch gestrafft, um im Bedarfsfall als Flughilfe zu dienen. Die Flügel der Raubvogelspäher schlugen die Luft um ihn herum in einem synkopischen Rhythmus stotternder Laute und erzeugten eine seltsame Geruhsamkeit. Er sah hinüber zu 46 Zhun, der sich an den Hals und den Rücken des Staffelführers der Raubvogelspäher klammerte, aber das Geschöpf war anscheinend eingeschlafen.
    Der Neunte Wendekreis des Neigungs-Sezessions-Portals erwies sich als etwas knapp an Einrichtungen. Es war nichts weiter als ein Fleck von etwa zehn Metern im Durchmesser an der Seite des Luftsphärenstoffs, wo die Schichten von Eindämmungsmaterial sich trafen und verbanden, um ein klares Fenster in den Raum zu bilden. Um dieses runde Gebiet herum häufte sich eine Hand voll von etwas, das aussah wie die Mega-Fruchthülsen, die auf den Behemothauren wuchsen und in einer von denen er sich ein Zuhause eingerichtet hatte. Sie boten einen Ort, wo die Raubvogelspäher kauernd ausruhen und ihre Kräfte wiedererlangen konnten, und wo er sitzen und warten konnte. Es gab etwas Nahrung und etwas Wasser, aber das war auch schon alles.
    Er vertrieb sich die Zeit damit, dass er zu den Sternen hinausblickte – die Portalflecken waren die einzigen wirklich klaren Bereiche an der Oberfläche der Luftsphäre, alles Übrige war im Vergleich dazu allenfalls durchscheinend – und ein Lyriglyph verfasste, in dem er versuchte, das Gefühl des Schreckens zu beschreiben, das er am Tag zuvor empfunden hatte, gefangen im sterbenden Körper des Behemothaurums Sansemin.
    Es war ein frustrierender Vorgang. Immer wieder legte der den Schreibstift ab – eben jenen verdammten Stift, der dazu geführt hatte, dass er jetzt hier war und auf ein fremdweltliches Raumschiff wartete, das vielleicht niemals kommen würde – und versuchte sich darüber klar zu werden, was Sansemin widerfahren war, warum der Kulturagent – wenn er oder sie wirklich ein solcher gewesen war – überhaupt hier gewesen war, ob es tatsächlich eine Verschwörung von der Art gab, wie man es ihm beschrieben hatte, und wie er sich verhalten sollte, wenn sich herausstellte, dass das Ganze nur eine Art Scherz gewesen war, eine Halluzination oder ein Hirngespinst, die Ausgeburt des Geistes eines verrückten, gepeinigten Geschöpfes.
    Er war zweimal eingenickt, hatte sechs Versuche des Lyriglyphs verworfen (nachdem er widerstrebend zu dem Schluss gekommen war, dass er wahrscheinlich tatsächlich verrückt geworden war und sich die Ereignisse der letzten paar Tage niemals wirklich abgespielt hatten), und diskutierte jetzt mit sich selbst die relativen Vorzüge von Selbstmord, Einlagerung, Transkorporation in eine Gruppenwesenheit und einer Anfrage auf Rückkehr zu Yoleus, um seine Forschungsarbeit wieder aufzunehmen – physisch passend verändert und mit der verlängerten Lebensdauer, die er früher schon einmal erwogen hatte –, als das jhuvuonianische Handelsschiff, ein unmögliches Gebilde aus Röhren und Streben, auf der anderen Seite des Portals in Sicht kam.
    Jhuvuonianische Händler entsprachen ganz und gar nicht dem Bild, das er sich von ihnen gemacht hatte. Aus irgendeinem Grund hatte er grobschlächtige, haarige Humanoiden von gedrungenem Körperbau erwartet, angetan mit Häuten und Fellen, während sie in Wirklichkeit Ansammlungen von sehr großen roten Federn glichen. Einer von ihnen schwebte durch das Portal, eingeschlossen in einer überwiegend durchsichtigen Blase, die sich ihrerseits im Innern eines fingerartigen Lufttunnels befand, der vom Portal bis zu dem röhrenförmigen Gefährt draußen reichte. Er traf ihn auf einer Terrasse der Mega-Fruchthülse. 46 Zhun griff nach der Brustwehr neben sich und beobachtete, wie der umschlossene Fremdweltler sich mit der Miene eines Geschöpfes näherte, das potenzielles Nestbaumaterial abschätzte.
    »Du bist die Kultur-Person?«, fragte das Geschöpf in der Blase, als es auf einer Höhe mit ihm schwebte. Die Stimme war gedämpft, der marainische Akzent erträglich.
    »Ja. Wie geht’s?«
    »Du bist willens, den Gegenwert des Schiffes zu bezahlen, um zu deinem Ziel gebracht zu werden?«
    »Ja.«
    »Es ist ein sehr edles Schiff.«
    »Das sehe ich.«
    »Wir möchten noch eins von der gleichen Bauart haben.«
    »Ihr werdet es bekommen.«
    Der

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