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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Lösegeld. He!«
    Sie waren in den Krater getaucht, halb gleitend, halb fallend. Eine heftige Explosion hatte sie in den Schlamm gedrückt. Hätte sie getötet, wenn sie nicht in Anzügen gesteckt hätten. Etwas schnarrte in seinem Helm, in den Kopfhörern war ein schrilles Pfeifen, und im Visier blendete grelles Licht. Er zog den Helm ab; er rollte in den Wasserteich am Fuß des Kraters. Weitere Explosionen. Gefangen, eingesunken im Schlamm.
    »Geschenkter, du bist nichts als ein Haufen Scheiße, der uns nur Scherereien macht, weißt du das?«
    »Was ist da los?«
    »Weiß der Teufel.«
    Der Landzerstörer, turmlos, mit einem Rauchschweif und einer breiten unterbrochenen Schleifspur hinter sich, rutschte und purzelte in den Krater. Worosei hatte sich als Erste erholt, sie hievte sich aus der Grube. Sie versuchte, ihn herauszuziehen, dann fiel sie zurück, als die Maschine auf ihn rollte. Er schrie, als das gewaltige Gewicht ihn in den Boden drückte und seine Beine mit etwas Hartem in Berührung kamen, das ihm die Knochen zermalmte und ihn festnagelte.
    Er sah, wie der Flieger abhob, um sie zum Schiff zu bringen, in Sicherheit. Der Himmel war voller Blitze, seine Ohren dröhnten. Der Landzerstörer erschütterte den Boden durch die Detonation seiner Munition, bei jedem Beben schrie er auf. Regen peitschte herab, durchtränkte sein Fell und sein Gesicht, verbarg seine Tränen. Das Wasser im Krater stieg an, bot eine alternative Art des Sterbens, bis eine erneute Explosion in der Maschine den Boden erschütterte und Luft aus der Mitte des schmutzigen Teichs hochstieg; die Masse schäumte auf und verblubberte in einem tiefen Tunnel. Die eine Seite des Kraters stürzte ebenfalls in den Teich, und die Nase des Landzerstörers neigte sich nach unten, sein Hinterteil hob sich und schwenkte ab, krachte hinunter in das brodelnde Loch und wurde von einer weiteren Reihe von Explosionen durchgerüttelt.
    Er versuchte, sich mit den Händen hinauszuziehen, was ihm jedoch nicht gelang. Er versuchte, seine Beine auszugraben.
    Am nächsten Morgen fand ihn eine Such- und Bergungsmannschaft der Unsichtbaren im Schlamm, halb bewusstlos, umgeben von einem flachen Graben, den er um sich herum ausgehoben hatte, doch immer noch unfähig, sich selbst zu befreien. Einer von ihnen stieß ein paarmal mit dem Fuß gegen seinen Kopf und richtete ein Gewehr auf seine Stirn, aber er war immerhin noch geistesgegenwärtig genug, seinen Rang und Titel zu nennen, also zogen sie ihn aus der Umklammerung des Schlamms, ohne auf seine Schreie zu achten, zerrten ihn den Hang hinauf und warfen ihn auf die Ladefläche eines halb zerstörten, gepanzerten Lastwagens zu den übrigen Toten und Sterbenden.
     
    Sie waren die langsamsten der Langsamen, die dem Tod Geweihten, auf einem Wagen, der ebenfalls nicht so aussah, als würde er die Reise bis zu Ende überstehen. Der Lastwagen hatte seine hintere Tür bei irgendeiner wie auch immer gearteten Begegnung verloren, die vermutlich eine Folge davon gewesen war, dass er sich kaum schneller als mit Schrittgeschwindigkeit bewegen konnte. Nachdem man ihn auf die Ladefläche verfrachtet und ihm das Blut aus den Augen gewischt hatte, sah er, wie sich die Phelen-Ebene hinter ihnen entrollte. Sie war schwarz und versengt, soweit das Auge reichte. Manchmal zierten Rauchkräusel den Horizont. Die Wolken waren schwarz oder grau, und manchmal rieselte Asche wie sanfter Regen herab.
    Echter Regen prasselte nur einmal nieder; der Lastwagen befand sich auf einem Straßenabschnitt, der unter das Niveau der Ebene abgesunken war, sodass die Fahrbahn in einen tosenden Strom in fettigem Grau verwandelt wurde, der über die hintere Querstange auf die Ladefläche schwappte. Er stöhnte laut, als man ihn auf eine der Bänke in Sitzstellung hochhob. Er konnte den Kopf und einen Arm mühsam bewegen und musste mitansehen, wie drei der Verletzten in einem verzweifelten Kampf auf ihren Tragen starben, ertränkt von der wirbelnden grauen Flut. Er und die anderen riefen um Hilfe, aber anscheinend hörte sie niemand.
    Der Lastwagen verlor die Bodenhaftung und schleuderte von einer Seite zur anderen, wobei er von den Wassermassen beinahe weggespült wurde. Er starrte mit entsetzten Augen hinauf zur verbeulten Decke, während das schmutzige Wasser über die Ertrunkenen und um seine Knie herum schwappte. Er überlegte, ob ihm Leben oder Tod gleichgültig geworden waren, und kam zu dem Schluss, dass er unbedingt leben wollte, weil eine entfernte

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