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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Zustand miterlebt hätte. Es war ein Vierteljahr später, der Krieg war vorbei und er war wieder auf Chel, als er erfuhr, was mit der Wintersturm geschehen war und dass Worosei darin gestorben war.
     
    Er brach in der ASF-Nacht auf, als die Sonnenlinie verblasst und verschwunden war und tiefrotes Licht die drei großen Schiffe und die wenigen träge fliegenden Maschinen, die über ihnen kreuzten, in seinen Schein tauchte.
    Er befand sich auf einem wiederum anderen Schiff, einer Gattung, die man Sehr Schnelle Patrouillenboote nannte, auf der letzten Etappe seiner Reise zum Masaq’-Orbit. Das Fahrzeug verschwand durch die inneren Heckfelder der Abgesegnete Teileliste, und ein wenig später trennte es sich von der Außenhülle des silbernen Ellipsoiden, schwenkte ab und nahm Kurs auf den Stern und das System Lacelere; das ASF blieb zurück, um seine lange Kehre zurück in den chelgrianischen Raum zu machen, ein riesiger leuchtender Käfig aus Luft, der durch das Nichts zwischen den Sternen flitzte.

 
Luftsphäre
     
     
    UAGEN ZLEPE, GELEHRTER, hing mit seinem Greifschwanz und der linken Hand am linken subventralen Blattwerk des lenkbaren Behemothaurums Yoleus. Mit einem Fuß hielt er eine glyphographische Tafel, und mit der rechten Hand schrieb er auf deren Fläche. Sein freies Bein hing locker herab, gegenwärtig gab es dafür keine Verwendung. Er trug geräumige kirschrote Beinkleider (derzeit bis über die Knie hinaufgekrempelt), die von einem groben Taschengürtel festgehalten wurden, dazu eine kurze schwarze Jacke mit einem im Kragen versteckten Cape, klobige, glänzende Fußreifen, eine einreihige Halskette mit vier kleinen, matten Steinen und einen mit Quasten geschmückten Kastenhut. Seine Haut war hellgrün, er maß etwa zwei Meter in der Höhe, wenn er aufrecht auf den Hinterbeinen stand, und ein wenig mehr von der Nase bis zum Schwanz.
    Hinter den hängenden Wedeln des propellerstrahlgezausten Hautblattwerks des Behemothaurums verlor sich der Blick in alle Richtungen in einem dunstigen blauen Nichts, außer nach oben, wo der Körper des Geschöpfs den Himmel ausfüllte.
    Zwei der sieben Sonnen waren verschwommen erkennbar, eine groß und rot zur Rechten, und eine klein und orangegelb zur Linken, gleich über dem Angenommenen Horizont, mit einem viertel Grad Verschiebung unter der anderen. Ansonsten war keine weitere Megafauna zu sehen, obwohl Uagen wusste, dass es ganz in der Nähe eine gab, über der oberen Außenfläche von Yoleus. Das lenkbare Behemothaurum Muetenive war in Hitze, und das schon während der letzten drei Standardjahre. Yoleus folgte dem anderen Geschöpf schon während dieser ganzen Zeit; der Kavalier kreuzte unermüdlich in seiner Spur, blieb jedoch immer ein wenig unter und hinter dem Objekt seiner Begierde, machte ihm schmachtend den Hof und wartete geduldig, bis der richtige Zeitpunkt für ihn gekommen wäre; unterdessen räumte er alle anderen potenziellen Freier mit Beschimpfungen und Rempeleien aus dem Weg, notfalls auch durch Beschädigung.
    Nach den Maßstäben lenkbarer Behemothauren war eine dreijährige Anmache nur als flüchtige Schwärmerei zu werten, allenfalls eine vorübergehende Verliebtheit, doch anscheinend verfolgte Yoleus seine Angebetete mit äußerster Hingabe, und diese Anziehungskraft war der Grund, warum sie während der vergangenen fünfzig Standardtage so tief in die Oskendari-Luftsphäre geraten waren; für gewöhnlich blieben derartige Megafaunen lieber in höheren Bereichen, wo die Luft dünner war. Hier unten, wo die Luft so dicht und gelatineartig war, dass Uagen Ziepe sogar eine Veränderung seiner Stimme festgestellt hatte, musste das lenkbare Behemothaurum fast seine gesamte Energie aufbieten, damit er nicht irgendwann schlapp machte. Muetenive stellte Yoleus’ Inbrunst und Fitness auf eine harte Probe.
    Irgendwo über und vor den beiden – bei langsamer Schwebegeschwindigkeit vielleicht noch fünf oder sechs Tage entfernt – befand sich die linsenförmige Gigalith-Wesenheit namens Buthulne, wo sich die beiden möglicherweise schließlich paaren würden – wahrscheinlicher war jedoch, dass dies nicht geschehen würde.
    Es war ohnehin alles andere als sicher, dass sie überhaupt zu dem großen lebenden Kontinent gelangen würden. Botenvögel hatten die Kunde von einer gewaltigen Konvektionsblase überbracht, die ganz so aussah, als ob sie in den nächsten paar Tagen aus den unteren Bereichen der Luftsphäre aufsteigen würde, und die, wenn sie

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