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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ASF-Umgebungsfelds. Sie fuhren mit ein paar Kilometern Abstand zu beiden Seiten; sie wirkten schlichter und irgendwie kompakter, und sie waren umgeben von ihrer eigenen Konzentration kleinerer Flugmaschinen.
    ~Im Innern ist es etwas eindrucksvoller, nicht wahr?~
    Hadesh Huyler schwieg.
     
    Er wurde von einem Avatara des Schiffs und einigen Menschen begrüßt. Seine Unterkunft war großzügig, um nicht zu sagen extravagant; er hatte einen Swimmingpool ganz für sich allein, und die eine Seite seiner Kabine ging in den Lichtschacht hinaus, dessen gegenüberliegende Wand, einen Kilometer entfernt, der steuerbordseitige Ausleger des ASF war. Wieder spielte eine sehr zurückhaltende Drohne die Rolle des Dieners.
    Er wurde zu so vielen Essen, Parties, Feiern, Festlichkeiten, Eröffnungen, Jubileen und anderen Ereignissen und Zusammenkünften eingeladen, dass die Terminverwalter-Software seines Anzugs zwei Bildschirme füllte, um all seine Einladungen unter einen Hut zu bringen. Er nahm einige an, vor allem solche, bei denen Live-Musik geboten wurde. Die Leute waren höflich. Er war seinerseits höflich. Einige drückten ihr Bedauern über den Krieg aus. Man würdigte ihn, gab sich versöhnlich. Huyler kochte innerlich und stieß lautlos die wildesten Schmähungen aus.
    Er reiste durch das riesige Schiff, zog überall Blicke auf sich – in einem Schiff mit dreißig Millionen Leuten, von denen nicht alle Menschen oder Drohnen waren, war er der einzige Chelgrianer –, doch selten wurden ihm Gespräche aufgezwungen.
    Der Avatara hatte ihn gewarnt, dass einige der Leute, die mit ihm sprechen wollten, in Wirklichkeit Journalisten waren und seine Äußerungen über die Nachrichtendienste des Schiffs verbreiten würden. Huylers abweisende, schroffe Art war unter solchen Umständen vorteilhaft. Quilan hätte ohnehin seine Worte sorgsam abgewogen, bevor er sie ausgesprochen hätte, doch er hörte in solchen Augenblicken auch auf Huylers Bemerkungen, dem Anschein nach in Gedanken verloren, und der Umstand, dass er infolgedessen immer mehr in den Ruf eines unergründlichen Grüblers geriet, erheiterte ihn im Stillen.
    Eines Morgens, bevor Huyler nach der Gnadenstunde den Kontakt wieder hergestellt hatte, erhob er sich aus dem Bett und ging zu dem Fenster, das einen Blick nach draußen gewährte, und – nachdem er den Befehl ›Durchsichtigkeit der Oberfläche‹ gegeben hatte – war nicht überrascht, draußen die Phelen-Ebene zu sehen, verbrannt und von Kratern übersät, die sich unter einem aschfarbenen Himmel in eine rauchgefüllte Ferne erstreckte. Sie war durchzogen von dem durchlöcherten Band der zerstörten Straße, auf welcher ein schwarzes Halbwrack von einem Lastwagen sich bewegte wie ein winterlahmes Insekt, und ihm wurde klar, dass er überhaupt nicht aufgewacht oder aufgestanden war, sondern träumte.
     
    Der Landzerstörer hüpfte und schwankte unter ihm und sandte Wogen des Schmerzes durch seinen Körper. Er stöhnte. Offenbar bebte der Boden. Er sollte eigentlich unter dem Ding sein, von seinem Gewicht eingeklemmt, nicht in seinem Innern. Wie war das geschehen? Dieser Schmerz! War er dem Tod nahe? So musste es sein! Er konnte nichts sehen, und das Atmen fiel ihm schwer.
    Alle paar Augenblicke bildete er sich ein, dass Worosei ihm das Gesicht abgewischt oder ihn aufgerichtet hätte, um die Lage für ihn angenehmer zu machen, oder dass sie einfach nur mit ihm gesprochen hätte, ihn leise ermutigend, mit sanftem Humor, doch jedes Mal war es so, als ob er – unverzeihlicherweise – unterdessen eingeschlafen und erst wieder aufgewacht war, als sie sich wieder von ihm entfernt hatte. Er versuchte, die Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. Er versuchte, mit ihr zu sprechen, nach ihr zu rufen und sie wieder zurückzuholen, aber es gelang ihm nicht. Dann vergingen wieder einige Augenblicke, und er richtete sich mit einem Satz auf, hellwach, und war wieder einmal sicher, dass er gerade eben ihre Berührung, ihren Duft, ihre Stimme verpasst hatte.
    »Immer noch nicht tot, he, Geschenkter?«
    »Wer ist da? Wie bitte?«
    Um ihn herum unterhielten sich Leute. Sein Kopf schmerzte, wie auch seine Beine.
    »Deine putzige Rüstung hat dich nicht gerettet, was? Das meiste von dir könnte man an die Jäger verfüttern. Man brauchte dich nicht einmal vorher durch den Fleischwolf zu drehen.« Jemand lachte. Schmerz zuckte aus seinen Beinen hoch. Der Boden unter ihm bebte. Er musste sich in dem Landzerstörer befinden,

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