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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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auf dem Haupt, die aussahen wie entweder Schutzhelme von zweifelhaftem Nutzen oder ziemlich schriller Kopfputz.
    Ziller schnaubte. »Wir sehen grotesk aus.«
    »Vielleicht ist das der Grund, warum die Leute Implantate vorziehen.«
    Beide nahmen die Gebilde ab. Kabo, der auf einer zierlichen, verhältnismäßig gebrechlichen Chaiselongue mit tiefen Einkerbungen, eigens für Dreibeiner gestaltet, saß, legte seinen Kopfhörer neben sich auf den Sitz.
    Ziller, der auf einer breiten Couch zusammengerollt lag, legte seine auf den Boden. Er blinzelte ein paarmal, dann griff er in seine Westentasche und holte eine Pfeife heraus. Er trug blassgrüne, enge Beinkleider und einen emaillierten Leistengurt. Die Weste bestand aus Fell und war mit Edelsteinen besetzt.
    »Das war wann?«, fragte er.
    »Vor ungefähr acht Tagen.«
    »Das Naben-Gehirn hatte Recht. Sie sind alle ziemlich verrückt.«
    »Und doch war es bei den meisten der Leute, die Sie dort gesehen haben, nicht das erste Lava-Rafting, und sie hatten früher schon ebenso unangenehme Dinge erlebt. Ich habe mich unterdessen kundig gemacht und herausgefunden, dass alle bis auf drei der dreiundzwanzig Menschen, die dort dabei waren, zum wiederholten Mal an diesem Sport teilgenommen haben.« Kabo nahm ein Kissen und spielte mit den Fransen. »Obwohl angemerkt werden muss, dass zwei von ihnen den vorübergehenden Körpertod erfuhren, als ihr Lava-Kanu kenterte und eine von ihnen – eine Ehemalige, eine Wegzuwerfende – beim Gletscher-Caving zu Tode gequetscht wurde.«
    »Vollständig tot?«
    »Sehr vollständig, und zwar für immer. Man hat den Körper geborgen und eine Beisetzungsandacht abgehalten.«
    »Alter?«
    »Sie war einunddreißig Standardjahre alt. Kaum erwachsen.«
    Ziller zog an seiner Pfeife. Er blickte zu den Balkonfenstern. Sie befanden sich in einem großen Haus innerhalb eines Anwesens auf den Tirianischen Hügeln, auf Unter-Osinorsi, der Platte spinwärts von Xaravve. Kabo bewohnte das Haus gemeinsam mit einer weitverzweigten menschlichen Familie, die aus etwa sechzehn Einzelwesen bestand, zwei davon Kinder. Für ihn war ein zusätzliches Stockwerk aufgesetzt worden. Kabo genoss die Gesellschaft der Menschen und ihrer Jungen, obwohl er zu der Erkenntnis gelangt war, dass er wahrscheinlich ein bisschen weniger gesellig war, als er geglaubt hatte.
    Er hatte den Chelgrianer mit einem halben Dutzend anderer Leute bekannt gemacht, die im Haus und um das Haus herum anwesend waren, und er hatte ihn herumgeführt. Von hangabwärts ausblickenden Fenstern und Baikonen und vom Dachgarten aus sah man, blau über die Ebene aufragend, die Klippen des Massivs, das den Großen Masaq’-Fluss in seinem Lauf durch die weitläufigen versunkenen Gärten säumte, die die Platte namens Unter-Osinorsi waren.
    Sie warteten auf die Drohne E. H. Tersono, die zu ihnen unterwegs war, um ihnen – wie sie es nannte – wichtige Neuigkeiten zu überbringen.
    »Ich glaube mich zu erinnern«, sagte Ziller, »dass ich gesagt habe, ich stimme mit Nabe darin überein, dass sie ziemlich verrückt sind, und Sie begannen Ihre Erwiderung mit den Worten: ›Und dennoch‹.« Ziller runzelte die Stirn. »Und danach schien alles, was Sie sagten, in Übereinstimmung mit dem zu sein, was ich gesagt hatte.«
    »Was ich gemeint habe, ist, dass die Leute, wie sehr sie auch anscheinend die Erfahrung hassten und obwohl sie nicht unter dem Zwang standen, sie zu wiederholen…«
    »Außer dem Druck von ihren gleichermaßen kretinoiden Artverwandten.«
    »… sich für ein weiteres Mal entschieden, denn wie schrecklich ihnen das Ganze auch vorgekommen sein mochte, hatten sie offenbar doch das Gefühl, etwas Positives daraus gewonnen zu haben.«
    »Ach ja? Und was sollte das sein? Dass sie es überlebt haben, trotz ihrer Dummheit, die sie überhaupt erst veranlasste, dieses völlig unnötige traumatische Unterfangen durchzuführen? Was man aus einem unerfreulichen Erlebnis gewinnen sollte, müsste doch normalerweise die Entschlossenheit sein, es niemals zu wiederholen. Oder zumindest eine starke Abneigung dagegen.«
    »Sie haben das Gefühl, dass sie sich selbst auf die Probe gestellt haben…«
    »Und feststellen mussten, dass sie verrückt sind. Gilt das als positives Ergebnis?«
    »Sie haben das Gefühl, sich gegen die Natur behauptet zu haben…«
    »Was ist hier schon Natur?«, warf Ziller ein. »Die nächste ›natürliche‹ Gegebenheit ist von hier aus zehn Lichtminuten entfernt. Es ist die

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