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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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verdammte Sonne.« Er schnaubte. »Und ich traue ihnen durchaus zu, dass sie damit herumgespielt haben.«
    »Ich glaube nicht, dass sie das getan haben. Tatsächlich war es eine potenzielle Instabilität in Lacelere, die überhaupt erst zu der hohen Speicherrate im Masaq’-Orbital geführt hat, bevor es für seinen exzessiven Spaß-Wert bekannt wurde.« Kabo legte das Kissen weg.
    Ziller sah ihn an. »Wollen Sie damit sagen, die Sonne könnte explodieren?«
    »Nun ja, so ungefähr, theoretisch. Das ist eine sehr schwierige…«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Doch, natürlich. Die Chancen stehen…«
    »Das hat mir bisher noch niemand gesagt.«
    »Also, eigentlich würde sie nicht richtig explodieren, im Sinne von zerbersten, sondern vielleicht in Flammen aufgehen…«
    »Sie geht tatsächlich manchmal in Flammen auf! Ich habe es selbst gesehen.«
    »Ja. Ein schönes Schauspiel, nicht wahr? Aber es besteht die Möglichkeit – nicht größer als eins zu vielen Millionen während der Zeit, die der Stern auf dem Hauptast verbringt –, dass sie eine Flammensequenz hervorbringt, gegen die die Abwehreinrichtungen der Nabe und des Orbitals nicht ausreichen würden, um sie abzuwenden oder irgendjemanden davor zu schützen.«
    »Und die haben das Ding hier gebaut?«
    »Soweit ich weiß, war es ansonsten ein sehr anziehendes System. Und nebenbei bemerkt, ich glaube, dass man im Laufe der Zeit zusätzliche Unterplatten-Schutzeinrichtungen angebracht hat, die allem, was nicht gerade eine Supernova ist, standhalten können, obwohl natürlich jede Technik versagen kann, und sinnvollerweise ist die Methode des Speicherns selbstverständlich immer noch allgemein gebräuchlich.«
    Ziller schüttelte den Kopf. »Das hätte man mir sagen müssen.«
    »Vielleicht wird die Gefahr als so gering erachtet, dass man sich deswegen keine Sorgen mehr macht.«
    Ziller strich sich über das Schädelfell. Er hatte seine Pfeife ausgehen lassen. »Ich glaube diesen Leuten nicht.«
    »Die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe ist in der Tat äußerst gering, wenn man ein paar Jahre oder sogar eine Lebensspanne zugrunde legt.« Kabo erhob sich und stapfte zu einer Anrichte. Er nahm eine Schale mit Früchten. »Obst?«
    »Nein, danke.«
    Kabo suchte sich eine reife Sonnenfrucht heraus. Er hatte seine Eingeweideflora dahingehend ändern lassen, dass er übliche Kultur-Nahrung zu sich nehmen konnte. Was noch ungewöhnlicher war, er hatte seine Geschmacks- und Geruchsnerven einer entsprechenden Umwandlung unterzogen, sodass er Speisen schmecken konnte, so wie es ein Standardmensch der Kultur konnte. Er wandte sich von Ziller ab, als er sich die Sonnenfrucht in den Mund steckte, kaute eine Weile darauf herum und schluckte sie. Es war ihm zur Gewohnheit geworden, beim Essen das Gesicht von anderen abzuwenden; die Mitglieder von Kabos Spezies hatten sehr große Münder, und manche Menschen fanden seinen Anblick beim Essen Furcht erregend.
    »Aber um zu meinem Punkt zurückzukommen«, sagte er und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Wir wollen also das Wort ›Natur‹ nicht benutzen; lassen Sie es uns so ausdrücken: sie haben etwas daraus gewonnen, dass sie sich mit Kräften gemessen haben, die so viel größer sind als sie selbst.«
    »Und eigentlich ist das kein Anzeichen von Verrücktheit.« Ziller schüttelte den Kopf. »Kabo, Sie sind vielleicht schon zu lange hier.«
    Der Homomdaner ging zum Balkon und blickte hinaus. »Ich würde sagen, dass diese Leute bewiesenermaßen nicht verrückt sind. Sie führen ein ansonsten völlig normales Leben.«
    »Wie bitte? Indem sie solche Sachen wie Lava-Rafting und Gletscher-Caving treiben?«
    »Das ist nicht alles, was sie tun.«
    »Richtig. Sie tun noch viele andere wahnwitzige Dinge; Nacktklingen-Fechten, Freistil-Bergklettern, Flügelgleiten…«
    »Nur ganz wenige tun nichts anderes, als sich an diesen extremen Freizeitbeschäftigungen zu ergötzen. Die meisten führen daneben ein ganz normales Leben.«
    Ziller zündete seine Pfeife wieder an. »Normal – nach Kultur-Maßstäben.«
    »Nun ja, warum nicht? Sie lieben ein geselliges Miteinander, sie verbinden Arbeit mit Hobbies, wenn es geht, sie spielen in gemäßigter Form, sie lesen oder verfolgen Bildschirmsendungen, sie besuchen Unterhaltungsveranstaltungen. In bekifftem Zustand, wenn ihre Drüsen ausrasten, sitzen sie grinsend herum, sie lernen, forschen, verbringen Zeit mit Reisen…«
    »Ah-ha!«
    »… anscheinend nur zum

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