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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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den Anfangszeiten der Errichtung des Orbitals vor mehreren tausend Jahren zwischengeparkt worden – mittels geeigneter Hubfahrzeuge beizuschleppen und auf die Oberfläche der Platte abzusenken, wo irgendeines von mehreren Energie liefernden Systemen (planetarische Krusten sprengende Waffen, wenn man sie unbedingt als solche betrachten wollte) die Körper bis zur Verflüssigung aufheizte, sodass noch mehr Gehirn erschütternde Materie und Energie manipulierende Prozesse entweder die daraus resultierende Schlacke lösten und in bestimmte, vorgegebene Richtungen abfließen ließen oder sie so formten, dass sie die bereits vorhandene Morphologie der strategischen Basismaterie ummantelte.
    »Darauf.«
    »Was?«
    »Darauf. Man fällt darauf, nicht hinein. Schau mich nicht so an; es liegt an der Dichte.«
    »Ich wette, du kennst dich mit der Scheißdichte bestens aus. Hast du ein Terminal?«
    »Nein.«
    »Auch nicht implantiert?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Versuch jemanden aufzutreiben, der so was hat, extern oder implantiert, und bring den Kretin hier her.«
    »Es geht nicht!«
    »Der Pflock! Du musst zuerst den Pflock rausziehen.«
    »Ach so, ja.«
    Leute – besonders Leute der Kultur, ob menschlich, ehemals menschlich, fremdweltlich oder Maschine – bauten schon seit Tausenden von Jahren Orbitale dieser Art, und nicht lange nachdem der Vorgang zur ausgereiften Technologie geworden war, was immerhin auch schon Tausende von Jahren zurücklag, hatten einige Spaß liebende (oder zumindest risikofreudige) Geschöpfe sich ausgedacht, die Lavaströme, die auf natürliche Weise durch solche Prozesse entstanden, für eine neue Sportart, genannt Lava-Rafting, zu benutzen.
    »Verzeihung, ich habe ein Terminal.«
    »Ach ja, Kabo, natürlich.«
    »Was?«
    »Ich habe ein Terminal. Hier.«
    »Das Schiffsruder! Passt auf eure Köpfe auf!«
    »Da drin ist es glühend heiß, Mann!«
    »In Deckung!«
    »Deckung!«
    »Oh, puh!«
    »Nabe! Siehst du diesen Kerl? Ein Sim-Scheißer! Würg ihn sofort ab!«
    »Wird gemacht…«
    Und so wurde Lava-Rafting zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung. Auf Masaq’ war es Tradition, dass man es ohne jeden Einsatz von Feldtechnik oder sonst irgendetwas Schlauem im Sinne materieller Wissenschaft betrieb. Das Erlebnis war auf diese Weise aufregender, und es kam der Realität näher, wenn man nur Material verwendete, das nur soeben den Anforderungen entsprach. Die Leute nannten das einen Minimal-Sicherheits-Faktor-Sport.
    »Pass auf das Ruder auf!«
    »Es hakt.«
    »Na, dann schieb!«
    »Oh, Scheiße…«
    »Was, zum Teufel…?«
    »Aaah!«
    »Schon gut, schon gut!«
    »Scheiße!«
    »… Ihr seid übrigens alle ziemlich verrückt. Frohes Rafting.«
    Das Raftinggefährt als solches – eine Art Floß mit flachem Deck, vier mal zwölf Meter, mit hohen Dollborden – bestand aus Keramik; die Abdeckung, die es vor der Hitze des Lava-Tunnels, durch den sie jetzt schossen, schützte, war aus aluminiertem Plastik, und die Steuerräder bestanden aus Holz, um dem Ganzen etwas Handfestes zu verleihen.
    »Meine Haare!«
    »Oh je! Ich will nach Hause!«
    »Wassereimer!«
    »Wo hat dieser Kerl…?«
    »Hört mit dem Gejammere auf!«
    »O meine Güte!«
    Lava-Rafting war schon immer aufregend und gefährlich gewesen. Nachdem die acht Platten mit Luft gefüllt worden waren, wurde es vor allem zu einer Mühsal; Strahlungshitze wurde jetzt durch Konvektionshitze ergänzt, und obwohl die Leute im Allgemeinen das Gefühl hatten, dass es authentischer war, ohne Atemgerät zu raften, war es bestimmt kein Vergnügen, sich die Lunge versengen zu lassen (niemand behauptet, dass es sich vergnüglich anhört!).
    »Oh! Meine Nase! Meine Nase!«
    »Danke.«
    »Sprühen!«
    »Gern geschehen.«
    »Ich gehöre zu dem anderen Kerl. Ich glaube das alles nicht.«
    Kabo lehnte sich zurück. Er musste sich ducken; die vom Wind gekräuselte Oberfläche der Folienabdeckung des Floßes war gleich über seinem Kopf. Der Baldachin warf die Hitze, die die Tunneldecke ausstrahlte, zurück, doch die Lufttemperatur war immer noch extrem. Einige der Menschen übergossen sich mit Wasser und bespritzten sich gegenseitig damit. Rauchschwaden füllten die kleine mobile Höhle, zu der das Floß geworden war. Das Licht war von einem sehr dunklen Rot und ergoss sich von beiden Enden des stampfenden, schaukelnden Floßes aus.
    »Das tut weh!«
    »Na, dann mach was dagegen!«
    »Ich will da raus!«
    »Gleich… Oh – oh. Da sind Hängedornen!«
    Das

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