Blind-Date um Mitternacht
zu versessen darauf gewesen, ihr Leben zu verändern, um es zu bemerken.
Was für ein Narr er doch gewesen war!
Er hatte sie von Anfang an belogen, um seinen Willen durchzusetzen. Dann hatte er weitergelogen, um ihr Interesse wach zu halten, und so getan, als wäre er mit ihrer Vorstellung von einer flüchtigen Affäre einverstanden, obwohl er von Anfang an gewusst hatte, dass sie etwas ganz Besonderes war. Er hatte sogar versucht, sich in ihre Arbeit einzumischen, damit sie mehr Zeit für ihn hatte. Er hatte sich in ihren Freundeskreis gedrängt, sie aber nie in seinen eigenen aufgenommen. Er verdiente sie gar nicht – aber er wollte verdammt sein, wenn er sie je wieder gehen ließ.
Sie an sich ziehend, fragte er: “Darf ich heute Nacht bei dir bleiben?”
Sie versteifte sich, und er drückte sie noch fester an sich. “Nur zum Schlafen. Es ist spät, und ich möchte dich in den Armen halten.”
Fast ein wenig schüchtern sagte sie: “Ich würde gern einmal deine Wohnung sehen.”
Bisher hatte er es vermieden, sie mitzunehmen, weil er nicht wollte, dass sie sah, wie er dort lebte. Die Hemden schafften es normalerweise nicht einmal in den Schrank, sondern landeten meistens auf dem Tisch im Esszimmer. Seine Socken lagen in der Schublade des Geschirrschranks, was sehr bequem für ihn war. Er machte nie das Bett, und er räumte auch nicht sein Rasierzeug und seine Zahnbürste weg, sondern ließ sie griffbereit auf dem Becken liegen. In seinem kleinen Wohnzimmer standen Fitnessgeräte, und er war noch nicht dazu gekommen, einheitliches Geschirr zu kaufen. Er hatte sich durch und durch als Junggeselle eingerichtet.
Einmal in der Woche räumte er die Wohnung auf. Er erinnerte sich jetzt, warum er so zu leben begonnen hatte – um Myra zu ärgern und, bei ihren seltenen Besuchen, seine Mutter. Im Stillen musste er über sich und seine unreifen Beweggründe lachen. Für Josie würde er sogar die Zahnpasta wegräumen.
“Nick?”
“Ich versuchte nur gerade, mir deine Reaktion vorzustellen, wenn du siehst, wie ich lebe.”
Zärtlich streichelte sie seinen Nacken. “Wie lebst du denn?” Sie war warmherzig und sanft, und dafür liebte er sie – wie praktisch alles andere an ihr. Die Vorstellung von etwas so Machtvollem wie Liebe hätte ihn erschrecken müssen, doch sie bestärkte sie ihn nur in seiner Entschiedenheit.
“Mein Haus ist ziemlich klein, und ich habe es eigentlich nur gekauft, weil es von dort nicht weit bis zum Büro ist. Du wärst schockiert, wenn du die Unordnung darin sehen würdest. Ich könnte mir vorstellen, dass du sofort anfangen würdest, alles wegzuräumen, damit es so ordentlich und gemütlich wird wie hier bei dir.”
Sie lehnte sich zurück, um ihn anzusehen. “Du scherzt wohl, was? Ich habe kaum Zeit, meine eigene Wohnung aufzuräumen. Ich werde für niemanden die Putzfrau spielen.” Sie küsste ihn aufs Kinn. “Nicht einmal für dich, mein Schatz.”
Er lachte. “Es würde dich also nicht stören, über all die Sachen hinwegzusteigen, die bei mir herumstehen?”
Sie starrte ihn mit plötzlich ausdrucksloser Miene an. “Ich glaube nicht, dass das sehr häufig ein Problem wäre. Du etwa?”
Er wollte das Thema jetzt nicht anschneiden. Er wusste, dass sein Haus ihr nicht gefallen würde, weil nicht einmal er es mochte. Es würde sie bestimmt nicht dazu verleiten, sehr viel Zeit dort zu verbringen.
Er küsste sie und sagte dann: “Einer der Filme, die ich ausgeliehen habe, ist ein neuer Thriller. Was meinst du, sollen wir ihn zuerst ansehen?”
Mit leuchtenden Augen nickte sie. “Auf jeden Fall!”
Der Film war tatsächlich gruselig genug, um beide mehrmals zusammenfahren zu lassen, was jedes Mal sehr viel Gelächter auslöste, und einmal verbarg Josie sogar ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie aßen zwei große Schachteln Popcorn und tranken ihre Colas, und als der Film endete, waren beide bereit, ins Bett zu gehen.
Josie wirkte etwas unsicher, als sie zwischen die Laken glitt. Als Nick sich auszog, um sich neben sie zu legen, stöhnte sie und beschuldigte ihn, sie ganz bewusst zu quälen.
Es war ein eigenartiges Gefühl, das Bett mit einer Frau zu teilen, ohne sie zu lieben. Es war aber auch erstaunlich angenehm. Lächelnd zog er sie in seine Arme und spannte sich an, als ihre kleine Hand sich um den Beweis seiner Begierde schloss. “Josie?”
Sie schmiegte sich an ihn. “Ich bin nicht egoistisch, Nick. Warum solltest du leiden, nur weil ich unpässlich bin?”
Ihm
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