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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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war schon ein wenig angesäuselt, es hätte nicht mehr viel gebraucht, und ich wäre betrunken gewesen. Und ich durfte am nächsten Tag keinen Kater haben.
    Ich durfte in keiner Weise gehandicapt sein.
    Ich wusch Krug und Glas aus und stellte sie in den Schrank zurück. Dann öffnete ich den Kühlschrank und besah mir den Inhalt; schließlich nahm ich ein großes Rinderfilet heraus. Ein richtig großes Stück, meine ich, weil ich vorgehabt hatte, es für Mutter und mich zum Abendbrot zu machen, und manchmal esse ich gern noch eine Kleinigkeit vor dem Schlafengehen.
    Ich legte das Fleisch in eine Pfanne und stellte das Gas an. Dann wartete ich, während das Steak schmorte, roch den Bratensaft und spürte, wie mir das Wasser im Mund zusammenlief.
    Als es fast fertig war, wärmte ich einen großen Teller im Ofen und legte das entsprechende Besteck auf den Tisch in der Essecke. Dann holte ich das Fleisch und trug es zum Tisch. Beinahe hätte ich es fallen lassen.
    Ein plötzliches, kräftiges Klopfen an der Tür erschreckte mich.
    Ich holte tief Luft, um meine Nerven zu beruhigen. Um zu versuchen , sie zu beruhigen. Dann ging ich zur Tür und öffnete.
    Es war Sergeant Blair. Er wirkte ziemlich ernst, und seine Gesichtszüge waren hart.
    »Muss mit dir reden«, brummte er. »Deine Mutter da?«
    »N-nein«, stammelte ich. »W-was … was …«
    »Ich komme rein und warte auf sie«, erklärte er.

12.
    Er wollte eintreten. Ich war kurz davor, mich ihm in den Weg zu stellen, mehr oder weniger instinktiv, als ich Josie im Schatten hinter ihm stehen sah. Daher lächelte ich, trat beiseite und bedeutete beiden hereinzukommen.
    »Ich hab dir deine Hausaufgaben mitgebracht«, erklärte Josie mit einem schüchternen Lächeln, während ich die beiden ins Wohnzimmer führte. »Ich dachte, du würdest gern auf dem Laufenden bleiben.«
    »Das ist nett von dir«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    Blair setzte sich schwerfällig, sah zur Essecke hinüber und pfiff durch die Zähne. »Meine Güte, Junge! Was hast du gemacht – eine Kuh geschlachtet?«
    »Ich wollte ein Stück für später übrig lassen«, erklärte ich, »nachdem Mutter und ich gegessen haben. Sie kommt nur heute Abend nicht, eigentlich sogar ein paar Tage nicht …«
    »Warum nicht?«, wollte Blair, ganz der gute alte Bulle, wissen. »Wo ist sie denn?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Sie hat öfter geschäftlich außerhalb der Stadt zu tun.«
    »Ach ja?« Blair runzelte die Stirn. »Und sie lässt dich allein zu Hause?«
    Ich lachte und nickte zum Esstisch hinüber. »Ich komme ganz gut allein zurecht, meinen Sie nicht? Schließlich bin ich schon achtzehn, Sir.«
    Er grinste sauertöpfisch, dann schaute er wieder ernst und meinte, dennoch sollte Mutter da sein. Es gebe Momente, in denen die Eltern oder zumindest einer von ihnen anwesend sein sollte, und jetzt sei so ein Moment.
    »Irgendeine Ahnung, wo man sie erreichen kann?«
    »Nein« – ich schüttelte den Kopf –, »aber ich kann Ihnen eine Visitenkarte von ihr geben, vielleicht kann ihr Büro es Ihnen sagen.«
    Ich holte eine Karte vom Schreibtisch und reichte sie ihm. Er besah sie sich und schob sie in seine Westentasche. Brummte, das Büro sei um diese Zeit bestimmt schon geschlossen.
    »Es ist was Offizielles, Allen. Wenn du lieber warten möchtest, bis deine Mutter dabei ist …«
    »Sollte ich denn?«, fragte ich. »Ich vertrau da Ihrem Urteil, Sir.«
    Er wand sich, angenehm berührt durch das Kompliment, und meinte, na ja, nein, eigentlich nicht – nicht wirklich nötig. Die Dinge seien nun mal so, wie sie seien, er sei ja schließlich Zeuge und alles.
    »Es geht um das Baby der Sanders, Allen. Es ist heute Nachmittag verstorben.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte ich leise. »Ich bin heute Mr. und Mrs. Sanders über den Weg gelaufen, als sie gerade aus dem Haus stürmten, und Mr. Sanders hatte mir ein paar Worte zu sagen. Die Art von Dingen, die er nicht gesagt hätte, wenn … wenn nicht …«
    Ich verstummte. Sah zu Boden, biss mir auf die Lippen.
    Blair machte Geräusche des Mitgefühls. »Ziemlich hart für dich, hm?«
    »Ich gebe ihm keine Schuld«, sagte ich. »Aber es war hart, nicht, was er gesagt hat, sondern zu wissen, weshalb. Ich schätze, ich bin zusammengebrochen, als ich in der Wohnung war. Hab mich übergeben und geweint – und …«
    »Hast du deine Mutter angerufen? Zu der Zeit dürfte sie doch noch in der Stadt gewesen sein.«
    »Ich wollte sie nicht damit belasten. Ich war mir

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