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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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die Tür. Den Geräuschen nach zu urteilen, war ich gerade noch rechtzeitig eingeschritten.
    Nach vielleicht zehn Minuten und mehreren Toilettenspülungen kam sie wieder ins Wohnzimmer, machte ein förmliches Gesicht, hatte aber immer noch rote Augen vom Lachen.
    Sie setzte sich mir gegenüber hin und hatte sich langsam wieder unter Kontrolle. Ob sie sich in die Hose gemacht habe, fragte ich, und sie antwortete, Nein, sie hätte es gerade noch geschafft.
    »Ich nehme an, du erlaubst mir nicht nachzuschauen?«, fragte ich.
    »Nein, tue ich nicht, Allen«, sagte sie leise. »Wir hatten bisher doch so einen netten Abend. Verdirb ihn jetzt nicht.«
    »Du hast recht«, meinte ich. »An dir rumfummeln würde ihn sicherlich verderben. Ich würde eh nur herausfinden, was ich schon weiß.«
    »Ich glaube, ich gehe jetzt lieber.« Sie stand auf, setzte sich aber wieder und sah mich fragend an. »Ich entschuldige dich ständig, Allen, aber es ist nicht einfach. Du bist zu intelligent, um so zu reden. Ich meine, du müsstest es doch besser wissen. Du könntest sogar ein wunderbarer Lehrer sein, wenn du wolltest.«
    »Lieber wäre ich tot«, entgegnete ich.
    »Wieso? Was ist denn so falsch am Unterrichten?«
    »Ich wäre lieber tot, Punktum. Das ist mein einziger Ehrgeiz.«
    Josie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben, Allen.«
    »War mir klar«, sagte ich. »Du denkst doch nur daran, wie du die Kerle aus deinem Schlüpfer fernhalten kannst.«
    »Jetzt gehe ich wirklich nach Hause«, erklärte sie. »Keine Ahnung, warum du einmal nett und dann wieder beleidigend bist, aber …«
    »Weil ich dich endlich loswerden will«, erklärte ich. »Damit wir ein für alle Mal miteinander fertig sind. Denn wenn nicht, dann wirst du irgendwann schwach werden und für mich die Beine spreizen. Und das wäre das Schlimmste, was passieren kann.«
    Da bräuchte ich mir keine Sorgen machen, schnappte sie, weil sie das, was ich gerade gesagt hätte, ganz gewiss nie tun würde. Ich erwiderte, wenn sie mir das garantieren könne, dann würde ich hoffen, sie bliebe und würde meine Freundin werden.
    »Allen …« Sie sah mich ganz verwirrt an. »Was ist eigentlich dein Ziel? Was willst du?«
    »Was alle wollen, nehme ich an. Liebe.«
    »Nun, dann ist der Weg, auf dem du sie erreichen willst, nicht gerade der beste.«
    »Meine allumfassende Gewöhnlichkeit, meinst du? Die ist das Ergebnis, Baby, nicht die Ursache. Weißt du, es gibt nur eine Frau auf der Welt, die ich haben möchte, und die kann ich nicht haben. Und wenn du mit einer solchen Situation fertigwerden musst …«
    »Ja? Wer ist sie, Allen?«
    »Meine Mutter.«
    »Aber … aber, Allen! Deine eigene Mutter!«
    »Nicht schön, hm? Tja, dafür ist sie verantwortlich, nicht ich. Es ist ihre Strafe für das, was ich getan habe – mich als Neger von einer schönen Weißen auf die Welt bringen zu lassen. Bei ihr bin ich ein Mann – zumindest könnte ich einer sein. Bei anderen, nein. Da bin ich kalt wie ein Stein.«
    Josie hob die Augenbrauen, und ihre braunen Augen suchten angestrengt in meinen. »Ich … Nun, das ist furchtbar schwer zu glauben, Allen.«
    »Die morbiden Psychologiebücher sind voll von solchen Fällen.«
    »Aber du bist erst achtzehn. Du kannst doch noch gar nicht genug Erfahrungen gesammelt haben, um dir absolut sicher zu sein, dass … dass …«
    »Ich habe es versucht, solange ich denken kann«, erklärte ich. »Ich sah, was mit mir geschah, und ich wollte mich davon befreien. Alles in allem habe ich vielleicht fünfzig Erfahrungen gemacht. Zumindest das, was für einen normalen Mann Erfahrungen gewesen wären. Ich hatte all diese Gelegenheiten, und ich versuche andauernd, neue zu finden, in der Hoffnung, dass – na ja, in der Hoffnung eben. Es endet immer gleich.«
    Josie runzelte die Stirn und betrachtete mich weiter. »Das stimmt, was du sagst, nicht wahr? Wirklich.«
    »Ja, wirklich.«
    »Aber … aber selbst bei fünfzig oder sechzig oder hundert. Sicher sein kannst du dir trotzdem nicht.«
    »Warum nicht? Die Vorhersagen zu den Nationalwahlen und die Popularität von Fernsehsendungen werden sogar mit noch kleineren Stichproben ermittelt.«
    Josie zögerte. Dann nahm sie meine Hand und drückte sie an ihre Brust. Ich riss sie zurück.
    »Nein«, sagte ich. »Ich hätte es dir gar nicht sagen dürfen.«
    »Warum nicht? Wir sind doch Freunde, oder?«
    »Freunde, Scheiße! Vor zwei Tagen habe ich dich zum ersten Mal gesehen, und ich hoffe bei Gott, ich sehe

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