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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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tun werde?«, erklärte ich. »Ich werd ins Village gehen und mal ein paar Schwuchteln am Arsch kitzeln.«
    Sie war ganz blass, fast weiß. Vielleicht war sie sogar weiß und nur vom vielen Kloschrubben schwarz geworden. Vielleicht war sie auch im Blut des Lammes oder in irgendeinem anderen wohlbekannten Reinigungsmittel gewaschen worden.
    Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Augen fielen ihr zu, und sie schlief ein.
    Würde sie von den Toten auferstehen?
    Würde sie dem Grab entsteigen und die Schwarzen erlösen?
    Lesen Sie nächste Woche weiter!

17.
    Im Village gab es eine Straßenecke, die praktisch von ihnen übernommen worden war. Schwarzen in durchsichtigen Blusen und mit Bienenkorb-Perücken, angemalten Lippen und Rouge auf den Wangen. Das Gesetz drückte ein Auge zu, solange sie Hosen trugen und auch sonst als Angehörige des männlichen Geschlechts erkennbar waren.
    Das Gesetz erlaubte ihnen nicht, Freier abzuschleppen, aber in jener Nacht waren keine Bullen unterwegs, also versuchten sie es trotzdem. Sie riefen Passanten zu, und erhielten sie auch nur die leiseste Ermutigung, nahmen sie sie am Arm und klammerten sich dort fest.
    Offenbar waren sie ziemlich gut vorangekommen, denn als ich dort eintraf, waren es nur noch fünf. Ich ließ es zu, dass sich einer von ihnen an meinen Arm hängte, und zwinkerte einem anderen zu. Nach vielleicht zehn Sekunden stritten sich die fünf um mich und führten sich dabei so zickig auf, als seien sie tatsächlich Zicken, keine Böcke.
    »Hallo, schöner Mann, wie wär’s mit uns zwei?«
    »Ich kratz dir die Augen aus, Gladys!«
    »Ruby, lass sofort meinen Süßen los!«
    Ich sagte ihnen, sie sollten mal Ruhe geben; sie würden uns noch die Bullen auf den Hals hetzen, und das wäre das Ende der Party.
    »Außerdem ist das völlig überflüssig«, fuhr ich fort. »Ich bin Manns genug, um mich um euch fünf zu kümmern.«
    Sie gaben bewundernde Worte von sich, betatschten und befingerten mich und drückten mir die Arme (was, Gott sei Dank, bei mir keinerlei Reaktionen auslöste). Wieder warnte ich sie, sie sollten sich benehmen, und sie zogen sich zögernd, aber kleinlaut zurück.
    »Im East Village gibt es einen leeren Keller, in den wir gehen können«, erklärte ich. »Ich laufe voran, und ihr folgt mir, aber bitte mit Abstand. Wir wollen ja nicht gleich wie eine Parade aussehen, oder?«
    Sie verstanden mich und folgten mir, als ich in Richtung East Village losmarschierte; ein heruntergekommenerer Winkel von New York lässt sich kaum finden. Noch heruntergekommener als Harlem, in gewisser Weise. Heroin gilt hier als Kinderkram. Hier knallt man sich mit Speed voll, von dem man lachen muss, während einem die Gehirnzellen explodieren. Man trinkt sogenannten Wein – wohl eine Mischung aus Tinte und Brennspiritus –, der so schlecht ist, dass die inneren Organe durch und durch blau gefärbt sind, wenn einen die Jungs in der Autopsie aufschneiden. Und wenn du es mit deiner Perle treiben willst, dann tust du es eben da, wo du gerade bist. In einem Hauseingang, im Rinnstein oder sonst wo.
    Danach könntest du dich vielleicht entschließen, ihr mit einem Ziegelstein den Schädel einzuschlagen, doch vielleicht läuft es auch andersrum. Na und? Wenn du an dem Punkt angelangt bist, ist dir sowieso alles egal.
    Als ich an die Ecke des Blocks kam, in dem der Keller lag, versammelte ich meinen Schwarm an Schwuchteln um mich und erläuterte das weitere Vorgehen. Sie sollten einer nach dem anderen in den Keller kommen, im Fünfminutenabstand. Ich würde dort auf sie warten und mir jeden einzeln vornehmen.
    Vom Dach eines Gebäudes in der Nähe kam ein wildes Geschrei. Dann fiel ein Stück Mauerbrüstung herab und zerschlug vor uns auf dem Bürgersteig, sodass wir beiseitespringen mussten. Dann folgten zwei Körper.
    Sie landeten auf der Markise des Gebäudes, ein Mann und eine Frau bei der Begattung. Die Markise hielt für einen Augenblick, dann zerriss sie, und die beiden landeten ebenfalls auf dem Bürgersteig.
    Doch das schien sie nicht sonderlich zu irritieren.
    Die Schwuchteln rollten ängstlich mit den Augen, doch ich beruhigte sie. Das hier sei unsere eigene kleine Hölle, in die sich kein Engel wagen würde, und schon bald bekämen sie, was ihr Herz begehre: nicht endenwollenden Arschkitzel.
    »Macht euch bereit«, sagte ich. »Schraubt schon mal die Deckel von euren guten alten Vaselinetuben.«
    Dann ging ich weiter und verschwand im Keller.
    Dort roch es ganz

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