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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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kriege ihn hoch. Ich spüre schon, wie ich ganz heiß und nervös werde. Aber wenn ich dich ansehe, dich berühre oder an dich denke – nichts. Wie ein Bad in kaltem Abwasser.«
    Das war zu viel für sie. Sie fing an, mich zu verfluchen, und brach ihr Versprechen, still zu sein, also knebelte ich sie wieder mit dem Waschlappen.
    Ich ließ sie so liegen, ans Bett gefesselt und den Mund gestopft – eine höchst passende Position für eine begehrte afroamerikanische Spezialistin –, und ging einkaufen.
    Ich hatte eine Menge zu besorgen, so viel, dass ich es nach Hause schieben musste.
    Ich ging in ihr Schlafzimmer und stellte fest, dass sie sich ziemlich abgemüht und ihre Fesseln ein wenig gelockert hatte, also zurrte ich sie sehr, sehr fest und zeigte ihr dann die verschiedenen Dinge, die ich eingekauft hatte.
    Sie schien darüber keineswegs erfreut zu sein. Überhaupt nicht, dabei waren sie zu ihrer eigenen Erlösung bestimmt. Sie war ein derart gottverdammt hoffnungsloser Fall, dass in ihrem gegenwärtigen Zustand nichts mit ihr anzufangen war. Doch wenn die Möglichkeit bestand, sie könne wiedergeboren werden, zurück zum Anfang finden – nun, dann sollte sie die Chance auch bekommen, oder nicht? Sie würde wahrscheinlich wieder nur als ein Haufen Scheiße enden, aber zumindest hätte sie die Chance, es diesmal besser zu machen. Wer will da schon dem weisen alten Mistkerl Hammurabi widersprechen? Ich ganz bestimmt nicht.
    Gesetzt, dein Nächster legt dich rein, so soll er wiederum reingelegt werden (so der Codex des Hammurabi), und wenn du deinen Nächsten um sein Kind bringst, so sollst du ihm Ersatz leisten.
    Klarer kann man es nicht ausdrücken, oder?
    So konnte sie gleichzeitig wiedergeboren werden und dem Kodex der Kodices gehorchen – wenn ich auch zugeben muss, dass ich den Kodex nicht wörtlich wiedergeben kann. Ist ja auch nur zu verständlich, nichts, weswegen man sich in die Hosen machen muss. Mein Gedächtnis funktioniert am besten, wenn es um die Zeit Anno Domini geht, und Hammurabi hat den Kodex um 1900 v. Chr. niedergeschrieben.
    Doch so vernünftig und einfühlsam er auch war, je mehr ich das Mary Smith zu erklären versuchte, umso ungestümer wurde sie. Sie vergeudete so viel Zeit damit, mich anzuflehen, anstatt zu essen und Wasser zu trinken, dass ich schließlich entschied, sie könne wohl weder hungrig noch durstig sein und würde wohl ohne auskommen (aufs Klo allerdings durfte sie noch).
    Ja, sie sollte den folgenden Tag, dem Tag des Herrn, über fasten, dem Tag ihrer Wiedergeburt, und ihre überschwänglichen Eltern mit sauberen Windeln und ohne Blasendruck begrüßen.
    Es wurde Sonntag. So lange ich mich erinnern kann, folgte er stets auf den Samstag. Die Sonne ging unter, es wurde Nacht, und auch das war ganz, wie es sein sollte.
    Dann …
    Es war notwendig, Mary ein wenig zu verrenken, soll heißen, ihr die Beine zurückzubiegen und ihre Füße an den Oberarmen festzubinden. Das bereitete mir gewisse Schwierigkeiten. Ich hatte auch Probleme damit, ihr die rosafarbene Spitzenwäsche anzuziehen, die ich für sie gekauft hatte (blau für einen Jungen, rosa für ein Mädchen). Endlich hatte ich es geschafft, selbst ein Häubchen trug sie auf dem Kopf, die Bänder fest unter dem Kinn verschnürt.
    Der Kinderwagen, den ich besorgt hatte, war sehr groß, für Drillinge gedacht, deshalb fiel es mir nicht schwer, sie hineinzulegen und die hübschen rosa Deckchen rings um sie zu drapieren. Dann holte ich die beiden Salamis, die ich gekauft hatte, aus dem Kühlschrank.
    Eine davon schob ich unter die Decken in die Öffnung, der ich einst entschlüpft war. Die andere steckte ich ihr in den Mund, nachdem ich den Waschlappen entfernt hatte.
    »Geht’s dir gutilein?«, fragte ich und tätschelte sie unterm Kinn. »Fühlst du dich mit deinen Spielsachen wohl? Ich hasse es ja, den Trauernden so einen Mist unterzujubeln. Aber sie werden heute Nacht zurückerwartet, und dann können sie selbst entscheiden, was sie mit dir anfangen sollen.«
    Die Wohnung der Sanders lag im Gebäude neben uns, ebenfalls im Erdgeschoss. Ich schob Mary hinüber, Ge sicht und Kopf unter den Decken versteckt, und manövrierte sie, nachdem ich das Schloss geknackt hatte, hinein. Ich ließ sie in der Wohnung zurück, klemmte vorher noch den Kinderwagen zwischen einer Wand und einem schweren Tisch ein, damit sie ihn nicht umwerfen oder gegen die Wände fahren konnte.
    Dann kehrte ich in unsere Wohnung zurück und packte einen

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