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Blind vor Wut

Blind vor Wut

Titel: Blind vor Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Thompson
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die ich je ausgeteilt hatte.
    Die Hadleys machten sich davon, wie ich annehme, keineswegs besänftigt, aber sie gingen wohl davon aus, dass Doozy noch nicht mit mir fertig war. Er würde mich noch kräftiger rannehmen können, als sie es vermochten.
    Doozy hob mich vom Boden hoch und knallte mich neben sich auf die Bank.
    »Also«, sagte er grimmig und hielt sein Gesicht ganz nah vor meins. »Vielleicht haben die Hadleys ja mal eine ordentliche Abreibung verdient, und vielleicht auch Josie und ich. Aber wer zum Teufel hat dir das Recht gegeben, über uns zu richten? Für wen hältst du dich eigentlich, Mann?«
    »Für Gott«, antwortete ich. »Ich schmeiße seinen Laden, solange er nicht bei Verstand ist.«
    »Verarsch mich nicht, Al!«
    »Ach, ist dir das noch nicht aufgefallen?«, entgegnete ich. »Glaubst du wirklich, er hat gerade alle seine Murmeln beisammen?«
    Doozy runzelte die Stirn, spuckte, murmelte angewidert: » Shit. Du hast also seine Arbeit übernommen, hm? Und du machst es besser als er?«
    »Na ja, ich hab noch nicht so viel Erfahrung«, musste ich zugeben. »Aber ich habe mich redlich bemüht. Zumindest verbringe ich nicht meine Zeit damit, herabfallende Spatzen zu zählen.«
    »Hä?«
    »Spatzen«, wiederholte ich. »Die scheißen andauernd auf Statuen und verlieren dabei das Gleichgewicht. Ich schätze, das sollte man schon auf irgendeine Art und Weise vermerken, aber Gott geht das ganz falsch an. Also, ich habe in den Jahren meiner Gefangenschaft meiner Mutter ein Vermögen gestohlen, und ich beabsichtige, jeden einzelnen Cent davon in Digitalwaagen zu investieren …«
    Doozy streckte eine Hand aus und hielt mir den Mund zu. Keine Ahnung, wovon ich eigentlich reden würde, meinte er, das sei ihm aber auch egal, ich solle einfach nur den Mund halten und zuhören.
    »Ich bin dir was schuldig, wegen mir und meiner Schwester. Liz und Steve sind dir auch was schuldig, auch wenn die das niemals zugeben würden. Aber Josie, nee; da sieht die Sache anders aus. Ich kenn nicht alle Einzelheiten, warum du sie fertigmachen wolltest; sie ist viel zu nett, um zu wissen, wie sie mir das sagen sollte. Ich meine, schmutzige Worte kommen ihr nicht so leicht über die Lippen wie dir. Jedenfalls hab ich ’ne ziemlich gute Vorstellung davon, was du mit ihr angestellt hast. Und davor kannst du nicht einfach davonlaufen! Du …«
    »He, Moment mal!«, unterbrach ich ihn und schubste seine Hand weg. »Was geht dich Josie an?«
    »Sie ist eine Freundin«, antwortete er nur. »Der einzige Mensch in der ganzen verstunkenen Schule, der jemals ein nettes Wort für mich übrig gehabt hat. Wir dachten uns schon, dass du irgendwann wieder auftauchen würdest, und sie hat sich Sorgen gemacht, dass dir was zustößt. Sie wollte, dass ich aufpasse, dass du nicht die Prügel kriegst, um die du geradezu gebettelt hast. Tja, deshalb steh ich nun in deiner Ringecke, auch wenn ich mir das nicht ausgesucht habe. Die Kleine kriegt nämlich, was sie will, wenn es nach mir geht. Und es geht nach mir, Mann! Kapiert?«
    Er verpasste mir einen Schlag in die Rippen, dann schnippte er mit den Fingern vor meiner Kehle. Ich schnappte nach Luft und nickte schwach, ich hätte kapiert. »I-ich weiß z-zwar nicht, warum sie mich will, nach allem, was ich getan habe …«
    »Das musst du auch nicht wissen«, brummte Doozy. »Sei einfach froh, dass sie es tut, denn ihr habt beide was davon. Deine Ma hat dich rausgeschmissen, Josies Daddy spricht nicht mehr mit ihr. Allerdings mag er dich, glaubt, dein störrischer Arsch ist der Nabel der Welt. Also, du benimmst dich Josie gegenüber anständig, und bringst alles andere wieder in Ordnung.«
    Die Treppen der Türme von Manhattan zwinkerten in der Entfernung und machten sich einen Witz aus dem Spatzendreck, der auf ihnen lag. Der Fluss, der in zwei Richtungen floss, donnerte an uns vorbei.
    Jetzt, wo viele Dinge so waren, wie ich sie hatte haben wollen, wie ich sie schon immer hatte haben wollen, wurde ich von Selbstzweifeln überfallen. Du hast Mary Smith gegenüber zu früh geprahlt, Junge, dachte ich. Du bist noch immer ein Neutrum; du bist noch kein Mann, und du wirst auch nie einer werden.
    Doch als der Selbstzweifel am stärksten war, stieg eine große Welle von Gewissheit in mir auf, erfüllte mich mit einer Kraft, die sich mit keiner sonst vergleichen ließ, die ich je gespürt hatte, und spülte die Zweifel für immer davon.
    Für immer und ewig …
    »Also los«, sagte ich.
    Doozy begleitete

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