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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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Keller hatte sie sich geschworen, sich für den Rest ihres Lebens von Männern fernzuhalten, wenn sie je hier herauskommen sollte. Sie würde alles tun, um sich nie mehr von einem Mann berühren lassen zu müssen – wenn es sein musste, würde sie sogar ins Kloster gehen, obwohl ihr Religion eigentlich zuwider war. Sie würde ihren Schwur ganz sicher halten – doch jetzt spielte das eigentlich keine Rolle mehr. Wenn sie alt genug war, um Alkohol zu trinken, würde sie als Frau ohnehin gerade mal noch zweite Wahl sein – und das auch nur, wenn sie das Glück hatte zu überleben.
    Ein Stiefel trat gegen ihre Sandale, und sie blickte zu Philippe auf. Sein drahtiges Haar wurde schon grau an den Schläfen. Schweißnass saß er vor ihr und drehte sich einen Joint zwischen den langen schmutzigen Fingernägeln. Während er zu ihr sprach, steckte er sich den Joint zwischen die dicken wulstigen Lippen und zündete ihn mit einem gelben Bic-Feuerzeug an. Dann steckte er das Feuerzeug ein, wischte sich erneut mit seinem schmutzigen Taschentuch über die Stirn und fuchtelte mit dem Maschinengewehr in ihre Richtung. Er sprach in Kreolisch zu ihr.
    »Er will, dass du dich ausziehst«, erläuterte der Pilot.
    Jill blickte ins Cockpit und sah, dass der Pilot sich auf seinem Platz umdrehte.
    Die Kabine füllte sich mit dem stechenden Aroma von Marihuana.
    »Er sagt, er will, dass du dich ausziehst, sonst wirft er dich aus dem Flugzeug.«
    Jill starrte Philippe entsetzt an.
    Der Wächter sah ihr in die Augen und wartete.
    Jill erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, bis er zur Seite sah. Dann ließ sie den Kopf auf ihre Arme sinken und schloss die Augen.
    Philippe nahm einen tiefen Zug von dem Joint und legte seine Waffe auf den Boden. Dann stand er auf und ging zur Tür. Die Sonne reflektierte im Cockpitfenster, das Flugzeug hörte auf zu steigen, ging in die Horizontale, und das Motorgeräusch wurde schwächer. Philippe griff nach dem Riegel und riss die Tür auf.
    Das Licht blendete sie, als die Luft in die Kabine strömte und Sand und Staub vom Boden aufwirbelte und ihnen ins Gesicht blies. Kleider, Papier, Philippes Joint-Stummel -alles flog zur Tür hinaus; es dauerte eine ganze Minute, bis es in der Kabine wieder klar wurde und sie die Hände senken konnten, mit denen sie ihre Augen abgeschirmt hatten. Dort draußen, jenseits der offenen Tür, war nur blauer Himmel und frische Luft; darunter, tief unten, erstreckte sich das Meer.
    Philippe sprach erneut zu ihr und zeigte auf sie. Dann griff er sein Hemd und tat so, als würde er es sich über seinen dicken Bauch ziehen, um sie aufzufordern, es ebenso zu machen und sich auszuziehen. Sie blickte zur offenen Tür hinüber und stand auf.
    Langsam legte sie die Hände an die Taille und griff nach ihrer Bluse.
    Philippe beobachtete sie gierig, als sie die Knöpfe öffnete und das Hemd auf den Boden rutschen ließ. Er zeigte lachend auf sie und nickte dem Piloten zu. Jill öffnete den Reißverschluss ihres Rocks.
    Philippe schmatzte mit den Lippen, als würde er sie küssen.
    Tränen strömten über Jills Gesicht, und ihr Rock glitt zu Boden.
    Sie stand da, die Hände zu zitternden Fäusten geballt. Philippe beäugte sie aufmerksam und ließ seinen Blick über ihren ganzen Körper wandern.
    Jill hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren, als das Flugzeug durchgeschüttelt wurde; der Pilot drehte sich auf seinem Sitz und sah sie durch die Cockpittür an.
    Der warme Wind blies Jill ihre langen blonden Haare ins Gesicht. Sie sah auf ihren Körper hinunter und lächelte, zum ersten Mal seit Wochen. Langsam trat sie auf Philippe zu, griff hinter ihren Rücken, öffnete den BH und ließ ihn in seinen Schoß fallen. Dann ging sie an ihm vorbei und trat durch die Tür hinaus.

13
    Jamaica Channel Karibik
    Ein Bertram-Sportfisherman-Motorboot glitt auf dem ruhigen Wasser vor der Küste Jamaikas dahin. Roily King George, nur mit einer Sonnenbrille und einer schwarzen Badehose bekleidet, blickte mit seinem starken Fernglas über die Backbordseite seines Bootes hinaus. Auf seinen kräftigen schwarzen Armen hinterließ das verdunstende Wasser weiße Salzspuren auf der Haut. Eine von mehreren Tauchflaschen war an das Tauchjackett geschnallt, das mit den Schwimmflossen und der Tauchermaske neben seinen Füßen lag. Zwei steife Wahoos lagen beim Heckbalken, mit dunklen Löchern in der silberschimmernden Seite, aus denen Blut floss, das sich auf dem Kunststoffboden sammelte. Die

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