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Blinde Angst

Titel: Blinde Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George D Shuman
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großen glasigen Augen der Fische starrten auf seine nackten Füße, während er über das nachdachte, was er gerade gesehen hatte.
    Rolly King George, Chefermittler der Jamaica Constabulary Force, hatte Urlaub und war zum Speerfischen in den seichten Gewässern südlich der White Bay unterwegs, als er das Dröhnen des Flugzeugs hörte. Es war eine alte Maschine, eine Douglas DC-3, und sie flog in südlicher Richtung über den wolkenlosen Himmel, auf das Festland von Südamerika zu. Er sprang zurück ins Wasser und ließ mit der Aufblasvorrichtung etwas Luft in das Tarierjackett, um über Wasser zu bleiben. Mit einer Hand schirmte er seine Augen vor der Sonne ab, als er zu dem Flugzeug hinaufblickte.
    Ungekennzeichnete Flugzeuge waren in der Karibik nichts Ungewöhnliches; viele Inselbewohner hatten ein Privatflugzeug mit Rollbahn. Außerdem war die DC-3 das bevorzugte Flugzeug der Drogenhändler; sie kauften alte Maschinen billig für zirka dreißig- oder vierzigtausend Dollar und trennten sich nach erfüllter Mission wieder davon.
    Aber dieses Flugzeug hatte irgendetwas an sich, was ihn weiter nach oben blicken ließ, als es über ihn hinwegflog -dann sah er die schwarzen Umrisse einer offenen Tür, und plötzlich kam eine menschliche Gestalt heraus, mit Armen und Beinen rudernd, als sie herabstürzte.
    Es schien ewig zu dauern, doch dann sah er, den Punkt, an dem das seichte Gewässer durch den Aufschlag hochspritzte.
    Das Flugzeug drehte sofort ab und kreiste über der Stelle, wo die Gestalt hinuntergestürzt war, dann änderte es die Richtung und flog nach Osten weiter. Er sah der Maschine nach, bis sie am Horizont verschwand.
    Es war kaum zu glauben, und doch war es geschehen. Er sprang ins Boot zurück, den Blick dorthin gerichtet, wo er die Gestalt auf dem Wasser auftreffen gesehen hatte.
    Mit zitternden Händen drückte er die Gashebel nach vorne, und die beiden Dieselmotoren heulten auf, als sich das Boot aus dem Wasser hob.
    Minuten später kam er zu einer Sandbank, nahm die Gashebel zurück und warf das Fernglas auf das Armaturenbrett. Dann trimmte er die Motoren so, dass die Propeller nicht den Grund berührten. Er stellte sie schließlich ab und sprang über die Reling ins Wasser, das ihm bis zu den Oberschenkeln reichte.
    Sie lag mit dem Gesicht nach unten, ein schlankes junges Mädchen, nur mit einem roten Bikinihöschen bekleidet. Ihre langen blonden Haare schwammen über ihrem Kopf auf dem Wasser. Blut schlängelte sich wie zwei rote Fäden aus ihren Ohren.
    Er blickte sich um. Es war nichts am Himmel zu sehen, nichts am Horizont über dem Meer. Niemand hatte gesehen, was hier passiert war, niemand außer ihm.
    Er wandte sich wieder dem Mädchen zu, untersuchte ihren Hinterkopf, dann den Oberkörper und die Beine. Er drückte eine Schulter hinunter, um sie im Wasser umzudrehen, und stöhnte auf, als er ihr Gesicht sah. Er legte einen Finger an die Halsschlagader und hob die Augenlider mit einem Daumen. Dann strich er mit dem Daumen über die Tätowierung unter ihrem rechten Auge – ein grinsender Totenkopf mit Zylinder.
    »Ein verschwundenes Mädchen«, flüsterte er mit pochendem Herzen.
    Sie war schön gewesen, dachte er, jung und schön, aber jetzt war ihre Haut von einem Netz aus blauen Linien überzogen. Roily King George hatte solche Verletzungen nur einmal zuvor gesehen, als ein junger Italiener in Jamaika von den Klippen über Treasure Beach gesprungen war. Die Haut war wie eine Landkarte, die den Verlauf ihres Blutkreislaufs zeigte, nachdem die Adern direkt unter der Oberfläche geplatzt waren.
    Er untersuchte den Kopf und den Rumpf, die Kniekehlen und Achselhöhlen und andere Stellen, an denen vielleicht eine Stich- oder Schusswunde verborgen sein konnte. Da war nichts. Sie war offenbar unverletzt gewesen, als sie aus dem Flugzeug stürzte.
    Eine Welle schwappte über ihr Gesicht, als er sie in seinen zitternden Armen hielt. Dann blickte er hinauf und rief sich in Erinnerung, was er gesehen hatte. Zuerst war das Flugzeug nach Süden geflogen, doch nach dem Kreisen war sie schließlich in östlicher Richtung weitergeflogen. War die Maschine vielleicht eigens hierhergekommen, um dieses Mädchen zu ermorden, oder war ein schrecklicher Unfall passiert? Was war da oben vorgefallen? Warum hatte das Flugzeug die Richtung geändert?
    Er nahm sie am Fußgelenk und zog sie zum Heck seines Bootes. Dann rollte er sie auf die Schwimmplattform, schwang sich auf das Boot und hob sie zu sich herauf.
    Die

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