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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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so alt gewesen wie er heute.
    Er seufzte. Etwas mehr als ein halbes Jahr noch, dann war es auch bei ihm so weit. Er sollte langsam die Feier planen, Kneipen testen, eine auf Oldies spezialisierte Band suchen. Aber wie konnte er seinen Fünfzigsten feiern, solange seine Ehe mit Monika sich in diesem seltsamen Zwischenzustand befand? Andererseits würde eine große Party sie vielleicht rühren. Wenn er alle Freunde und Bekannte einlud, die ihm je über den Weg gelaufen waren, würde Monika vielleicht begreifen, was für ein netter Kerl er war. Aber das war ja gar nicht ihr Problem.
    Sein Handy klingelte.
    »Heiner?«
    »Bist du allein?«
    »Ja, wieso?«
    »Du verlässt jetzt den Bahnhof über den Südausgang. Dann gehst du fünfhundert Meter in westlicher Richtung   …«
    »Heiner, sag mir doch einfach, wo du bist.«
    »Nein.«
    Schwarz blieb nichts anderes übrig, als den Anweisungen zu folgen. Er wurde kreuz und quer durch Pasing gelotst, bis er vor dem Gebäude einer ehemaligen Fabrik stand. Wo früher Stoffe gefärbt wurden, waren jetzt ein Bioladen, eine Ayurveda-Praxis und ein Ableger der Volkshochschule untergebracht.
    »Ist dir jemand gefolgt?«, kam Heiners Stimme aus dem Handy.
    Schwarz sah sich um. »Sind Mütter, die sich ihre Säuglinge mit bunten Tüchern an die Brust binden, verdächtig?«
    »Immer noch der alte Spaßvogel«, sagte Heiner. »Du gehst jetzt ums Haus herum, da ist eine Feuerleiter. Tritt nicht in die Scherben, die überall rumliegen.«
    »Aber du verlangst nicht, dass ich die Leiter hochklettere?«
    »Stell dich nicht an, Toni, wir sind erst fünfzig.«
    »Neunundvierzig. Bin schon unterwegs.«
    Auf dem Hallendach befand sich ein etwa vierzig Quadratmeter großer Aufbau, der von unten nicht zu sehen gewesen war. Er hatte kleine vergitterte Fenster und eine Eisentür, aus der Heiner mit einer Kippe im Mundwinkel trat.
    »Eigenwilliges Häuschen«, sagte Schwarz.
    »Hat sich der Sohn des letzten Fabrikbesitzers bauen lassen. Er soll unter Verfolgungswahn gelitten haben.«
    »Aber dir geht’s so weit gut?«
    Heiner ließ sich nicht provozieren.
    »Erklärst du mir jetzt, was das Theater sollte?«, sagte Schwarz.
    »Theater? Da drinnen befindet sich eines der wichtigsten Archive zum Rechtsextremismus in Deutschlandüberhaupt. Ich habe Material, um das mich der Verfassungsschutz beneidet.«
    »Kompliment. Trotzdem verstehe ich die Schnitzeljagd nicht.«
    »Wenn die Faschos rauskriegen, wo das Material liegt, dauert es nicht lange, bis es hier brennt. Ich bin schon mal in letzter Minute umgezogen.«
    Schwarz nickte.
    Sie musterten sich eine Weile stumm und unverhohlen. Fast zehn Jahre hatten sie sich nicht mehr gesehen. Schwarz registrierte bei seinem alten Schulfreund leicht schütteres Haar und die rauchertypische Gelbfärbung der Zähne, Heiner blickte missbilligend auf Antons Bauchansatz. Dennoch kamen beide zum Schluss, dass sie sich für ihr Alter ganz gut gehalten hatten.
    »Aber du bist nicht mehr in diese Monika verliebt?«, sagte Heiner lachend.
    »In meine Frau? Natürlich.«
    »Und wie werdet ihr mit den Abnutzungserscheinungen fertig?«
    Schon wieder dieses ekelhafte Wort, dachte Schwarz und setzte ein unschuldiges Gesicht auf. »Was meinst du damit?«
    »Na, mit dem Gefühl, alles schon hundert Mal erlebt zu haben.«
    Schwarz hatte keine Lust zuzugeben, dass er die positiven Wiederholungen sogar sehr schätzte. Er hätte jeden Tag mit Monika schlafen können und wäre dabei auch ohne den Thrill des Neuen und Unberechenbaren glücklich gewesen. »Nein, unsere Ehe ist immer noch aufregend.«
    »Uns geht’s leider nicht so gut«, seufzte Heiner.
    »Ach, du bist gar nicht solo?«
    »Ich bin seit acht Jahren verheiratet. Hannah ist Managerin bei einem Medienkonzern.«
    »Und hat sich in einen Typen wie dich verknallt?«
    »Erfolgreich ist sie selber.«
    »Dann liebt sie dich wirklich. Heiner, das ist wunderbar.«
    »Sie unterstützt auch großzügig meine Arbeit.«
    »Mensch, dann streng dich an! Du hast das große Los gezogen. Abnutzungserscheinungen, so ein Quatsch.«
    »Findest du?«
    »Aber klar. Solche Probleme machen sich Leute, die sonst keine haben.«
    Heiner blickte am steilen Satteldach eines über hundert Jahre alten Mietshauses vorbei zu einem Mobilfunkmasten in der Ferne und verlor sich in Gedanken.
    Schwarz wurde ungeduldig. »Zeigst du mir jetzt mal dein Archiv?«
    »Ach so, klar, komm.«
    Es dauerte ein wenig, bis Schwarz’ Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt

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