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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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Schreibtisch. Obwohl dort, oberflächlich betrachtet, das Chaos herrschte, erinnerte er sich genau, wo er seine handschriftlichen Notizen, Computerausdrucke und Loewis Mappe abgelegt hatte. Alles lag an Ort und Stelle.
    Er schaute sich im ganzen Raum um, hob sogar Klamotten und Zeitungen hoch.
    Nichts.
    Und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass jemand in seiner Wohnung gewesen war.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Eines der Fotos fehlte! Er starrte auf die leere, etwas hellere Fläche an der Wand. Es war eine jüngere Aufnahme, ein Schnappschuss von Luisas siebzehntem Geburtstag. Sieund ihre Mutter teilten wie ein Brautpaar gemeinsam die Torte.
    Schwarz musste sich setzen. Er versuchte ruhig zu atmen. Dann wählte er Monikas Nummer.
    »Ja.«
    »Justus, Servus. Gib mir mal meine Frau!«
    »Hör mal, Anton, wir müssen reden.«
    »Ja, machen wir. Ist sie da?«
    »Nein, sie ist gerade   …«
    »Danke, Justus.«
    Schwarz versuchte es bei seiner Tochter. Sie ging sofort dran.
    »Ich wollte nur sehen, ob du zu Hause bist. Ich komme gleich vorbei.«
    »Jetzt?«
    »Ja.«

27.
    Zehn Minuten später klingelte Schwarz an einem Häuschen, das zu einer Mustersiedlung aus den dreißiger Jahren gehörte. So hatten die Nazis sich das deutsche Heim vorgestellt, schlicht und gedrungen. Und eines wie das andere. Was sie sich bestimmt nicht vorgestellt hatten, war, dass hier mal eine Wohngemeinschaft einziehen würde, die zwar nie Rasen und Hecken schnitt, dafür aber Marihuana anbaute.
    »Lass uns in den Garten gehen«, sagte Luisa. »Drinnen haben wir keine Ruhe, die Krabbelgruppe ist da.«
    Schwarz stolperte über Kinderspielzeug im hohen Gras und landete glücklich auf einer verwitterten Gartenbank. »Ich mache mir Sorgen«, sagte er und beschrieb in grobenZügen – und wie immer ohne Nennung von Namen – den Fall, an dem er gerade arbeitete. Luisa hörte aufmerksam zu, doch als ihr Vater von dem verschwundenen Foto erzählte, unterbrach sie ihn.
    »Ich will das nicht wissen.«
    Schwarz sah sie irritiert an.
    »Dieses Gefühl, dass jederzeit was Schreckliches passieren kann, hat mich meine ganze Kindheit über verfolgt. Du hast nie mit mir darüber geredet, aber ich habe immer gespürt, wie angespannt du warst, wenn du wieder mal hinter irgendeinem Mörder her warst. Und weißt du noch, wie wir ausziehen mussten, weil du bedroht worden warst?«
    »Das hast du gewusst? Wir haben dir doch gesagt, wir würden Urlaub bei Freunden machen.«
    »Mensch, ich war nicht blöd.«
    »Wir wollten das alles von dir fernhalten.«
    Luisa lachte bitter. »Ich bin vor Angst fast gestorben. Aber irgendwann habe ich beschlossen, die Angst aus meinem Leben zu verbannen. Das war wie eine Befreiung, verstehst du, Papa? Und ich werde es nicht zulassen, dass du sie mir wieder ins Haus bringst.«
    Schwarz senkte schuldbewusst den Blick.
     
    Sein Handy klingelte. Monika. Luisa ging, um Tee zu machen. Anders als ihre Tochter reagierte Monika sehr vernünftig. Sie ließ sich den Verdächtigen genau beschreiben und hörte sich Schwarz’ Ratschläge geduldig an.
    »Es tut mir leid«, sagte Schwarz.
    »Ist ja nicht deine Schuld, dass es Verbrecher und Irre gibt.«
    »Aber dass ich ständig hinter ihnen her bin und euch in Gefahr bringe.«
    Schwarz hörte im Hintergrund eine männliche Stimme.
    »Er hat jetzt keine Zeit«, sagte Monika resolut.
    Sie wartete, bis Justus aus dem Zimmer war.
    »Er will sich mir dir aussprechen.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn du irgendeine Andeutung wegen letzter Nacht machst, bring ich dich um.«
    Luisa kam mit einem Tablett zurück. »Grünen Tee magst du?« Sie schenkte ihm, ohne die Antwort abzuwarten, ein.
    »Ciao, Monika«, sagte Schwarz und legte auf.
    »Tut dir Justus eigentlich gar nicht leid? Er war so geknickt nach deinem letzten Auftritt.«
    Schwarz runzelte die Stirn. »Ich war doch nett zu ihm. Ich hätte sogar fast seine Nudelschürze gelobt.«
    »Werd nicht zynisch. Er liebt Mama.«
    »Ich auch.«
    »Aber sie hat sich für ihn entschieden.«
    Hat sie nicht, dachte Schwarz, aber das kann ich Luisa ja nicht sagen, sonst bringt Monika mich um.
    »Ich frage mich manchmal«, sagte seine Tochter, »ob das überhaupt noch Liebe ist bei dir.«
    Das war ja wohl die Höhe. Er liebte Monika so sehr, dass er ihr alles, wirklich alles verzieh. Er tolerierte einen anderen Mann an ihrer Seite und zierte sich keinen Moment, wenn sie plötzlich Lust auf Sex mit ihm hatte. »Was außer Liebe soll es denn sonst

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