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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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im
Portofino

    Schwarz kannte die Eisdiele, die zu Fuß keine zehn Minuten von seiner Wohnung entfernt lag. Eigentlich hatte er keine Lust, den ersten Espresso des Tages mit Blick auf ein Kitschposter des legendären Fischerorts im Breitwandformat oder alternativ auf eine Bushaltestelle zu genießen. Aber er war zu verwirrt, um einen anderen Treffpunkt vorzuschlagen.
    Loewi betrachtete den Ermittler, der gequält den Blick von der Fototapete abwendete, mit leichtem Spott. »War Ihr Frühsport so anstrengend oder ist es letzte Nacht später geworden?«
    Schwarz rieb sich den Schlaf aus dem Gesicht. »Die Geschichte lässt mich einfach nicht los.«
    Er dachte dabei an Monika, Loewi sicher nicht.
    »Was für einen Eindruck hatten Sie von ihm?«
    »Ich bestelle mir erst mal einen Espresso, wenn es recht ist.«
    Loewi schob ihm seine unberührte Tasse hin. Schwarz süßte den Kaffee mit zwei Löffeln Zucker und trank ihn in einem Zug. Er schüttelte sich und hielt den vorbeieilenden Kellner auf. »Ancora due, per favore.«
    »Due espressi?«
    »Si.«
    Schwarz kratzte sich am Hinterkopf, überlegte kurz und begann mit einer exakten Wiedergabe des Gesprächs mit Tim Burger. Je länger er sprach, umso empörter wurde Loewi.
    »Sie müssen sich vorstellen, dieser Mensch hat sich imProzess als von allen Seiten getretener Junge und hilfloses Opfer eines Gefühlssturms dargestellt. Und das Gericht hat es ihm abgenommen.«
    »Man kann nur beten«, sagte Schwarz, »dass er nicht so bald aus dem Knast kommt.« Apropos, dachte er, dafür hätte ich eine Kerze opfern sollen.
    Loewis Handy klingelte. »Ja?« Der Anwalt wirkte besorgt. Er machte mehrere vergebliche Versuche, den Redefluss des Anrufers zu unterbrechen, und musste schließlich feststellen, dass dieser aufgelegt hatte. Er überlegte einen Moment. »Haben Sie jetzt Zeit, Herr Schwarz?«
    »Kommt darauf an.«
    »Sie wollten doch immer wissen, von wem ich meine Informationen über Tim Burger habe.«
     
    Der Anwalt hatte sich den unauffälligen Polo seiner Sekretärin geliehen. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie er erklärte. Sie fuhren die Landsberger Richtung Innenstadt.
    »Würden Sie bitte kurz anhalten?«
    Loewi nickte und lenkte den Wagen an den Rand. Schwarz stieg aus und lief zu der Stelle, wo Dani gestorben war. Zwischen dem Rankgitter und der Lärmschutzwand lagen jetzt Steine, einige glatt geschliffene Flusskiesel und ein Rosenquarz. Vermutlich waren Eva und Marek noch einmal hier gewesen, um so ihres Freundes zu gedenken. Kein Kreuz, dachte Schwarz, Steine.
    Sie setzten die Fahrt schweigend fort und bogen an einem Trachtengeschäft, das ganzjährig Oktoberfestmode anbot, nach links ab. Ihr Ziel war ein schäbiges Mietshaus in der Landshuter Allee. Als Loewi nach zehn Minuten immer noch keinen Parkplatz gefunden hatte, stellte er den Wagen in die Einfahrt. »Falls der Hausmeister auftaucht, reden Sie mit ihm. Ich verstehe sein Bayerisch beim besten Willen nicht.«
    »Es wird halt kroatisches Bayerisch sein. Hier in der Gegend sind Hausmeister grundsätzlich Kroaten.«
    »Deshalb.« Loewi holte einen Karton mit Lebensmitteln aus dem Kofferraum.
    Im Treppenhaus klärte er Schwarz darüber auf, dass es keinen Lift gab und die Wohnung im fünften Stock lag. »Ich habe sie vor einem Jahr sehr günstig gekauft. Sie müsste renoviert werden, aber das haben wir verschoben, nachdem mein Sohn ein Stipendium in England bekommen hat. Und die Mädchen sind noch zu jung.«
    »Sie haben Familie?«
    »Eine Frau und drei Kinder.«
    »Und leben noch zusammen?«
    Loewi lachte. »Wieso nicht?«
    Ja, wieso eigentlich nicht? Wieso muss ausgerechnet ich am achtzehnten Geburtstag meiner Tochter erfahren, dass meine Frau nicht mehr mit mir unter einem Dach leben will?
Zur Vermeidung weiterer Abnutzungserscheinungen
, so ein Blödsinn, dachte Schwarz, während er hinter dem Anwalt die Treppe hochkeuchte. Loewi würde sich auf so etwas bestimmt nicht einlassen. Ein Mann wie er zog klare Grenzen. Bei ihm wäre Monika erst gar nicht auf die abwegige Idee gekommen oder sie hätte auf Granit gebissen. Abnutzungserscheinungen. Er war einfach zu gutmütig, und deswegen war er jetzt allein. Hätte er bloß einmal mit der Faust auf den Tisch gehauen!
    »Haben Sie Probleme mit dem Blutdruck?«, erkundigte Loewi sich besorgt.
    »Wieso?«
    »Sie haben einen ziemlich roten Kopf.«
    Sie blieben auf dem Absatz zwischen dem zweiten und dritten Stock stehen, um zu verschnaufen.
    »Der Mann, den Sie gleich

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