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Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Blinde Flecken: Schwarz ermittelt

Titel: Blinde Flecken: Schwarz ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Probst
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schwieg er, um ihn nicht bei seiner Analyse der Lage zu stören.
    Nach Linda Heintls Katz- und Mausspiel mit ihnen ging Schwarz davon aus, dass Tim Burger bereits abgetaucht war. Aber wo mochte er sich verstecken? War er bei von Medingen untergeschlüpft? Nein, dem wäre das Risiko, seine gerade begonnene politische Karriere zu gefährden, mit Sicherheit zu groß. Eher schon hatte er Tim Burger an einen seiner Bundesbrüder weitervermittelt. Er wäre nicht der erste flüchtige rechte Straftäter, um den sich die
Manzonia
und vor allem die
Braune Hilfe
kümmerten. Außerdem gab es da immer noch dieses ominöse
Vaterländische Netzwerk
.
    »Es ist aussichtslos«, sagte Schwarz, »er kann überall sein.« Er griff zum Handy und rief eine Nummer auf.
    »Kolbinger? Pass auf: Ich befürchte, Tim Burger wird sich nicht bei seinem Bewährungshelfer melden. Würdest du das überprüfen und ihn gegebenenfalls in deine Fahndung nach Marco Kessler miteinbeziehen? Danke.«
    Er legte auf und musste grinsen. »Er ist plötzlich so kooperativ.«
    Heiner bog in die Parkbucht vor dem
Koh Samui
ein und stellte den Motor ab. Jo entdeckte Schwarz sofort und machte Gesten der Bewunderung, die sich wohl weniger auf Heiner als auf den Porsche bezogen.
    »Was hast du jetzt vor, Toni?«
    Schwarz rieb sich über den Nasenrücken. »Wenn ich den, der gefährlich ist, nicht zu fassen kriege, muss ich zu denen gehen, die durch ihn gefährdet sind.«
    »Das klingt ja fast philosophisch«, sagte Heiner.
    Schwarz nickte ihm aufmunternd zu.
    »Und professionell.«
    »Danke, Heiner. Das Wort wollte ich hören.«
     
    Als Schwarz die Treppe zu seiner Wohnung hochstieg, sah er zuerst nur ihre Beine. Er erkannte sie sofort, obwohl es die Beine eines jungen Mädchens waren. Unglaublich, dachte Schwarz und spürte sein Herz heftig schlagen. Da fiel ihm ein, dass ihre letzte Begegnung eher unschön verlaufen war.
    »Ich warte seit zwanzig Minuten auf dich«, sagte Monika.
    »Ich seit drei Jahren.«
    Sie verdrehte nur die Augen.
    Während Schwarz nach dem richtigen Schlüssel suchte, überlegte er, ob er eine Verabredung vergessen hatte. Er konnte sich nicht erinnern. Plante sie etwa erneut einen sexuellen Überfall? Ihre ernste Miene sprach eindeutig dagegen.
    »Wo hast du deinen C D-Player ?« Monika sah sich suchend im Raum um.
    »Warte, ich helfe dir.« Er nahm ihr die CD aus der Hand.
» Hammerfaust
? Stehst du neuerdings auf Heavy Metal?«
    »Anton.« Ihre Stimme bebte vor Empörung.
    Schwarz betrachtete das Cover. Es zeigte eine stilisierte Deutschlandkarte. Von allen Seiten versuchten fremdartig aussehende Menschen, sich ein Stück Deutschland abzubrechen, halbnackte Schwarze, Muslime mit Fez oder Turban, Juden mit Kippas und Schläfenlocken.
    »Muss ich das hören?«
    »Ja, bitte, sonst glaubst du mir nicht.«
    Schwarz beugte sich zu dem überdimensionalen Ghetto-Blaster hinunter, den seine Tochter Luisa ihm vor vielen Jahren im Tausch gegen ein eleganteres Gerät überlassen hatte.
    Die Tonqualität war schlecht, was nicht am altertümlichen Abspielgerät lag, sondern daran, dass die Aufnahme wohl in einem Übungskeller und nicht im Studio entstanden war. Ein Sänger grölte zu simpler Heavy-Metal-Musik.
    Sie saugen uns aus und diktieren uns die Gesetze.
    Sie saugen uns aus und versauen uns die Köpfe.
    Der ewige Jude ist immer noch da, der ewige Jude, die Weltgefahr.
    Der Jude kann sich ruhig verstecken, wenn wir ihn entdecken, wird er verrecken!
    Schwarz schüttelte angewidert den Kopf und drückte auf Stopp.
    »Die CD wurde heute vor meiner Schule verteilt.«
    »Von wem?«
    »Von zwei völlig unauffälligen Typen in Anzug und Krawatte. Ich dachte erst, die machen Werbung für Kreditkartenoder so was. Als ich sie wegschicken wollte, haben sie behauptet, die CD wäre nicht verboten.«
    »Ist sie wahrscheinlich auch noch nicht. Und sobald sie auf dem Index steht, produzieren sie die nächste.«
    »Aber da muss man doch was dagegen tun!« Monika schrie ihn an, als hätte er den Song geschrieben.
    Schwarz zuckte die Achseln. »Glaubst du, dass deinen Schülern so ein Dreck gefällt?«
    »Den meisten natürlich nicht, aber ein paar von ihnen finden so was cool.«
    »Und noch cooler, wenn es verboten ist.«
    Monika schnappte nach Luft. »Anton, stell dir mal vor, das hören Juden, die das damals erlebt haben.«
    Schwarz dachte an seine Mutter. Er holte die CD aus dem Gerät, steckte sie in die Hülle zurück und zerbrach beides über dem

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