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Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Blinde Seele: Thriller (German Edition)

Titel: Blinde Seele: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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melde mich wieder.«
    »Ich liebe dich«, sagte Sam.
    Aber Grace hatte schon aufgelegt.

18.
    Es war acht Uhr morgens. Wieder saßen Mildred und David in einem Wartezimmer, diesmal bei Dr. Ethan Evans.
    Mildred hatte um den ersten Termin des Tages gebeten, um es schnell hinter sich zu haben. In einem Anflug von Heldenmut hatte sie mit dem Gedanken gespielt, Davids Beruhigungsmittel abzulehnen, war dann aber doch eingeknickt.
    Dr. Adams war ein hoch angesehener Augenchirurg mit eigener Klinik, auch wenn sie ihn an diesem Morgen in einem Sprechzimmer trafen, das er zweimal die Woche im Miami General Hospital belegte.
    Obwohl David und Dr. Sutter betont hatten, dass Ethan Adams ein hervorragender Spezialist sei, fühlte Mildred sich noch schlimmer als gestern.
    Und ohne echten Ausweg, denn die Diagnose war bereits gestellt, sodass die Frage jetzt nur noch lautete: Wie würde dieser neue Arzt, dieser Chirurg , damit umgehen?
    »Geht es dir gut?«, fragte David, der Mildreds Unwohlsein spürte.
    »Wunderbar«, schwindelte sie.
    Ihr war schlecht, und ihr war kalt.
    David nahm ihre linke Hand, aber sie entzog sie ihm und legte sie in ihren Schoß.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »War nicht so gemeint.«
    »Schon in Ordnung, du bist nervös.« David lächelte ihr zu. »Aber es wird alles gut, glaub mir.«
    »Ich will einfach nur, dass es vorbei ist«, seufzte Mildred.

*
    Ethan Adams war um die fünfzig, mit vollem, silbergrauem Haar, einer dazu passenden silbern gerahmten Brille, makelloser Haut und gepflegten schlanken Händen. In Mildreds Augen sah er aus wie einer dieser Superreichen mit einem ganzen Stab an Hauspersonal, das ihm bei der Körperpflege und der Ankleide half, aber das war natürlich Unsinn. Mildred wusste, dass sie voreingenommen und unfair war, aber irgendwie konnte sie sich nicht für diesen Mann erwärmen. Irgendetwas an Dr. Ethan Adams beunruhigte sie.
    Sie hatte nicht das Gefühl, dass er ein netter Mann war.
    Was aber nicht annähernd so wichtig war wie sein Talent und seine Erfahrung auf dem Gebiet der Augenoperationen. Aber für jemanden, der so verängstigt war wie Mildred, schien es wichtig zu sein, auch persönliche Sympathie zu empfinden.
    Andererseits hätten David und Dr. Sutter nicht so von diesem Mann geschwärmt, wenn er menschlich nichts taugen würde. Mildred sagte sich, dass ihre instinktive Abneigung unberechtigt sei. Sie war sicher nur auf ihre Angst vor dem Eingriff zurückzuführen.
    »Wollen wir anfangen, Mrs. Becket?«, fragte Ethan Adams.
    Nein.
    Mildred erhob sich.
    »Natürlich«, sagte sie.

19.
    Grace, zwei ihrer Mitdelegierten und Elspeth Mettler waren von ihrem Konferenzzentrum zwei Straßen den Hügel hinunter zu einem Restaurant gegangen, einem kleinen, freundlichen Lokal mit gestickten weißen Tischdecken und funkelndem Besteck. Die Speisekarte war klein, bot aber genügend Auswahl, um für fast jeden Geschmack etwas zu bieten, und die Düfte, die aus der Küche kamen, ließen Grace und den anderen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Ich hatte ein Sandwich erwartet«, sagte Grace. »Hoffentlich esse ich nicht zu viel.«
    »Keine Sorge«, sagte Dr. Mettler zu ihr. »Die Portionen hier sind ziemlich klein.«
    »Mit Sicherheit nach amerikanischen Maßstäben«, meldete sich Natalie Gérard zu Wort, eine schlanke, sonnengebräunte Lehrerin aus der Provence.
    »Dr. Lucca sieht nun wirklich nicht nach einer großen Esserin aus.« Dr. Stefan Mainz, ein Anwalt für Jugendrecht aus Frankfurt, lächelte Grace freundlich an.
    »Na ja, eine große Esserin bin ich vielleicht nicht«, erwiderte sie. »Aber ich weiß gutes Essen durchaus zu schätzen.«
    »Kein Wunder, wenn Ihre Familie aus der Toskana stammt«, sagte Dr. Mainz. »Oder führt Ihr Nachname auf eine falsche Spur, Doktor Lucca?«
    »Keine falsche oder sonst irgendeine Spur«, erwiderte sie. »Aber bitte nennen Sie mich Grace.«
    »Vielleicht sollten wir jetzt bestellen«, drängte Mrs. Gérard. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Eine Tasse mit duftender Fischsuppe, ein köstliches Pilzrisotto und ein Glas Valais-Weißwein später war Grace eher danach, ein Nickerchen zu halten, als zur Konferenz zurückzukehren, aber sie hoffte, der Weg den Hügel hinauf würde sie wieder aufmuntern.
    »Ich muss in der Apotheke auf der anderen Straßenseite rasch etwas abholen«, sagte Dr. Mettler. »Wir sehen uns dann oben.«
    Sie eilte in dem Augenblick über die Straße, als ein junger Mann aus der Apotheke kam. Er blieb stehen, um eine

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