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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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gesehen? Müsste sich ja auch etwas am Weg finden.»
    Das war richtig, aber weder am Fußweg noch auf der Straße war etwas Entsprechendes zu sehen. «Dann muss er hier oben auf der Böschung gelaufen sein. Zumindest ein Stück weit.» Beatrice betrachtete die mit Gras bewachsene Steigung, die sich parallel zum Weg auf der Rückseite der Kapellen entlangzog.
    «Warum würde sich jemand den unbequemsten Weg aussuchen?», brummte Drasche, während er bereits selbst hinaufstieg. «Mal sehen.» Er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Kapellendach, es klang blechern.
    Sie sahen ihm zu, wie er Schritt für Schritt weiterging, wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Nach kaum zehn Metern blieb er stehen. «Gute Nachrichten!», rief er. «Den Hundehaufen habe ich gefunden, inklusive Schuhabdruck. Dann war der Morgen ja nicht ganz erfolglos, wenn das kein Grund zum Fei-» Er erstarrte mitten in der Bewegung, den Blick auf die nächsthöhere Kreuzwegstation gerichtet.
    «Was ist denn?» Beatrice lief die Treppen aufwärts, bis sie mit ihm auf gleicher Höhe war.
    Er antwortete nicht, setzte seine Schritte nun aber viel vorsichtiger und hielt erst an, als er die nächste Kapelle erreicht hatte. Er fotografierte das dahinterliegende Gebüsch, bevor er hineingriff und eine Stange zutage förderte. Etwas länger als einen Meter. Vierkantig.
    «Unser Täter ist ein Idiot», stellte er fest und kletterte zurück auf den Weg. «Oder er musste die Waffe sehr schnell loswerden.»
    Beatrice trat näher. Was Drasche in seinen behandschuhten Fingern hielt, sah aus wie der Teil eines schmiedeeisernen Zauns. Dunkelgraues Metall, auf dem die eingetrockneten Spuren kaum zu erkennen waren.
    Er wog die Stange prüfend. «Schwer genug, um jemanden damit den Kopf zu zertrümmern. Bestens. Ein Problem gelöst, und ich bin zuversichtlich, dass wir auf dem Teil Fingerabdrücke finden.»
    «Sehr gut», sagte Beatrice, ohne es zu meinen. Etwas irritierte sie an den Dingen, die sich diesen Morgen nach und nach offenbarten. Ein klares Tötungsdelikt. Überdeutliche Spuren. Die Mordwaffe innerhalb kurzer Zeit gefunden. Es war so anders als die Male zuvor, wo immer auch die Möglichkeit eines Selbstmords im Raum stand. Die nach wie vor nicht vollständig ausgeräumt war – gegen die Theorie, dass Ira sich umgebracht hatte, war nicht viel mehr als eine Portion Spinatcannelloni, eine geschwollene Zunge und ein Kratzer am Arm ins Feld zu führen.
    Auf halbem Weg zurück zum Fundort schlugen ihnen bereits Stimmen entgegen. Die Presse war eingetroffen. Eines der zwei anwesenden Kamerateams schoss Aufnahmen vom Kloster. Das andere bestand aus einem einzigen Mann, der versuchte, mit einem Polizeibeamten ins Gespräch zu kommen, der jedoch immer wieder seine Hand vor das Kameraobjektiv hielt.
    Ein schneller Blick zu den Treppen – von Ehrmann war nichts mehr zu sehen, er musste bereits in einen Sarg gelegt worden sein. Sie hasste den Anblick dieser Aluminiumkisten.
    Vor dem Kloster wartete der Wagen des Bestatters, und daneben, blass und sichtlich nervös, Boris Ribar, in einer hellblauen Jacke, zu der die karierte Kappe, die seinen kahl werdenden Kopf bedeckte, nicht recht passen wollte. Als er Beatrice erkannte, hob er die Hand, ließ sie aber auf halber Höhe wieder sinken.
    «Wir können noch keine offizielle Erklärung abgeben», hörte sie hinter sich Florins entschiedene Stimme. Er war stehen geblieben. Binnen Sekunden hatten ihn fünf Journalisten umstellt. «Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir heute in den frühen Morgenstunden hier einen Toten gefunden haben. Es handelt sich vermutlich um ein Gewaltverbrechen, die Identität des Opfers steht noch nicht mit Sicherheit fest.»
    Sie würden Namen und Herkunft nicht bekanntgeben, bevor nicht die Angehörigen verständigt waren.
    «Frau Kaspary?»

    Sie drehte sich zu Ribar um, der ein paar zögernde Schritte auf sie zukam. «Ich war sehr schnell hier, gemeinsam mit den Bestattern, deshalb …» Er nickte zu den Kreuzen hin. «Es ist Dominik, nicht wahr? Der Nächste aus der Gruppe.»
    Beatrice antwortete nicht, sie verschränkte nur die Arme vor der Brust und legte abwartend den Kopf schief. Glaubte Ribar im Ernst, sie würde ihm seine Betroffenheit abkaufen? Weil ein Mann gestorben war, den er nicht gekannt hatte? Selbst virtuell war er ihm erst kürzlich begegnet, er war kaum länger in der Gruppe als Tina Herbert.
    «Helen Crontaler hat ein Foto von ihm gepostet, gestern,

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