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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Frau die Hand. «Einer unserer Kollegen wird sie nach Hause bringen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, bitte rufen Sie mich unbedingt an.» Er legte seine Karte vor ihr auf den Tisch. «Sie haben sich tapfer geschlagen.»

    Als sie aus dem Kloster traten, war es taghell, die Arbeit am Fundort war immer noch in vollem Gange. Beatrice stand an der Absperrung und zwang sich dazu, Ehrmann anzusehen – Dominik, um präzise zu sein, sie waren ja per Du gewesen. Mit einigen Informationen würde sie Vogt dienlich sein können: dem Zeitpunkt, zu dem Ehrmann sicher noch gelebt hatte. Wann er gegessen hatte, und was. Die Bilder ihres Zusammenseins waren lebendig wie nie zuvor, der Kontrast zu dem Toten bei den Stufen fast unerträglich.
    Wohin war er nach ihrem Treffen gegangen? Wieso hatte sie ihn nicht gefragt, was er noch vorgehabt hatte? Sie hätte heulen können.
    «Ich habe gerade mit Stefan telefoniert.» Florin war neben sie getreten, ohne dass sie es bemerkt hatte. «Er informiert Hoffmann und die Presse, diesmal haben wir es ja zweifellos mit einem Gewaltverbrechen zu tun.»
    Dann würde es nicht mehr lange dauern, bis das Fernsehen da war, um zumindest den Abtransport des Sarges zu filmen. Tod im Schatten des Kreuzes , formulierte Beatrice ihre eigene Schlagzeile. Allein der Tatort gab gutes Material her.
    Sie gingen auf die nächste Kreuzwegkapelle zu, und Beatrice sah sofort, was Lohberger gemeint hatte. An der Mauerkante, deutlich unterhalb des Gitters, hinter dem ein hölzerner Jesus unter seiner Last stürzte, klebte Schmutz. Es sah aus, als hätte jemand etwas dort abgewischt. Das meiste haftete an der Kante, doch ein breiter brauner Streifen zog sich auch über die helle Fläche daneben. Florin hatte sein Handy bereits am Ohr.
    «Gerd? Wenn du oben fertig bist, haben wir hier noch Arbeit für dich.»
    «Zehn Minuten», hörte Beatrice Drasche antworten.
    Eine Pause. Sie setzte sich auf die schmalen Treppen des Fußwegs, der an den Kapellen vorbeiführte, und ignorierte die Kälte, die sofort durch ihre Kleidung drang. Die Erschöpfung, die geduldig in einem Hinterzimmer ihres Bewusstseins gewartet hatte, machte sich nun umso stärker bemerkbar. Ebenso wie – unbegreiflicherweise – Hunger. Florin setzte sich neben sie. Ihre Schultern berührten sich, aber er legte nicht den Arm um sie, und in gewisser Weise war sie froh darüber. Nicht wegen Drasche und seinen anzüglichen Bemerkungen, mit denen sie so sicher rechnen konnte wie mit Dunkelheit in der Nacht. Sondern wegen … Dominik. Und weil sie sich unaufhörlich fragte, ob sie in Florins Arm gelegen hatte, während ihm der Schädel eingeschlagen worden war.
    «Du solltest heute nicht zu lange machen.» Florins letzte beide Worte gingen in seinem Gähnen hinter vorgehaltener Hand fast unter. «Ruh dich lieber aus, aber nicht zu viel grübeln, Bea. Du hast nichts falsch gemacht. Ich kenne jedes Wort eures Gesprächs und hätte danach auch nicht befürchtet, dass der Mann ein paar Stunden später tot sein würde. Es war nicht abzusehen.»
    Sie wusste nicht, wie sie ihm klarmachen sollte, dass ihr das kein Trost war. Ehrmann war tot, das war das eine. Das andere war, dass alle Antworten, auf die Beatrice so brennend gehofft hatte, mit ihm gestorben waren.
    «Weißt du, wofür das DVD hinter Nikolas Namen steht?»
    «Ja. Aber von mir wirst du es nicht erfahren.»
    Damit hatte er recht behalten. Beatrices Kehle war plötzlich so eng, dass sie kaum noch schlucken konnte. Es war, als steckten alle ihre Fragen dort fest, für immer dazu verdammt, unbeantwortet zu bleiben.

    Drasche kniete vor der Kapelle und gab die mit Sicherheit am wenigsten frommen Worte von sich, die je ein Kniender dort geäußert hatte. «Jemand ist in Hundescheiße getreten und hat sie hier abgewischt. Danke, dass ihr mich hergeholt habt, das hätte ich nur ungern verpasst.»
    In einer freundschaftlichen Geste, die Drasche das Gesicht verziehen ließ, legte Florin ihm eine Hand auf die Schulter. «Bist du sicher, dass es nicht auch Erde sein könnte? Wenn jemand sich hier seinen Schuh abgewischt hat, müsste uns das doch interessieren. Wir haben eine Zeugin, die aussagt, dass gestern um diese Zeit hier noch kein Dreck klebte.»
    «Meinetwegen.» Drasche schoss erst ein paar Fotos und holte dann einen kleinen Behälter mit Schraubverschluss aus seiner Tasche. Mit einer Art Spachtel beförderte er eine Probe Schmutz hinein, bevor er sich wieder aufrichtete. «Habt ihr sonst noch Spuren

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