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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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dann jetzt.
    «Frühstück, Bea. Wie versprochen.» Florin schob ihr einen Teller mit zwei Schokoladencroissants unter die Nase, dazu ein Glas Orangensaft. «Kaffee ist in Arbeit.»
    Sie trank das halbe Glas in einem Zug leer und fühlte sich danach besser. Das Foto, das sie aus dem Auto heraus vom Kloster Mülln geschossen hatte, war in der Vergrößerung nicht ganz scharf, aber es würde reichen. Auch einen passenden Text hatte sie gefunden – einen Ausschnitt aus dem völlig unbekannten Gedicht «Jehuda ben Halevy III» von Heinrich Heine. Der Suchmaschine sei Dank.
Damals war so sonnengoldig
Und so purpurn mir zu Mute,
Meine Stirn umkränzte Weinlaub,
Und es tönten die Fanfaren –
 
Still davon – gebrochen liegt
Jetzt mein stolzer Siegeswagen,
Und die Panther, die ihn zogen,
Sind verreckt, so wie die Weiber.
    Danach ging es noch weiter, doch die verreckten Weiber schienen Beatrice ein guter, verstörender Schlusspunkt zu sein. Gewählt hatte sie das Gedicht allerdings nur wegen des Reizwortes Panther. Vielleicht war das eine Art Code, der Nikola dazu bringen würde, mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    Lass die Sache mit den Fotos und den Andeutungen in der Gruppe, das hatte ihr Ehrmann geraten.
    Tut mir leid, Dominik. Sie drückte auf Posten .
    Die Tür flog auf, herein kam Stefan. «In einer halben Stunde will Hoffmann uns alle im Besprechungszimmer sehen», verkündete er.
    «Okay!» Florins demonstrative Munterkeit war etwas zu laut und zu fröhlich, um echt zu sein. Beatrice brachte kaum ein zustimmendes Krächzen heraus. Hoffmann fühlte sie sich heute nicht gewachsen.
    Für einige Sekunden schloss sie die Augen und versuchte, sich den gestrigen Abend zurückzurufen. Den Moment, in dem sie aufgewacht war und Florins Hand in ihrem Haar gespürt hatte. Doch ihr gelang es nicht einmal, eine matte Kopie des Wohlbefindens wiederherzustellen, das seine Berührung in ihr ausgelöst hatte. Denn das war vor Ehrmanns Tod gewesen, zu einem Zeitpunkt, als sie dachte, die Lösung des Falls wäre nur eine Vernehmung weit entfernt.

    «Sie waren mit ihm essen, und jetzt ist er tot», brachte Hoffmann die Fakten in aller Kürze auf den Punkt. Fehlte nur noch, dass er typisch anfügte. Stattdessen seufzte er, mehr müde als gehässig.
    «Er hat behauptet, die Hintergründe des Todes von Ira Sagmeister, Gerald Pallauf und Sarah Beckendahl zu kennen.» Beatrice hatte beschlossen, gleich alles auf den Tisch zu legen. «Ich habe versucht, diese Informationen aus ihm herauszubekommen, aber es ist mir nicht gelungen.»
    Wieder Gelegenheit für ein typisch , aber Hoffmann schüttelte nur den Kopf. «Er ist erschlagen worden?»
    «Ja», ergriff Florin das Wort. «Drasche und Vogt sind leider noch nicht wieder zurück, sonst hätten wir schon erste Anhaltspunkte zur Todeszeit und zur allgemeinen Spurenlage. Aber es sieht auf jeden Fall so aus, als hätten wir die Tatwaffe sichergestellt. Eine Eisenstange.»
    «Gut.» Hoffmann nickte gnädig. «Sie waren auf der Messe für diese Sagmeister, Florian? Und haben dort das aktuelle Opfer befragt, nicht wahr?»
    Während Florin zusammenfasste, welche Schlüsse er aus den Gesprächen mit den Trauergästen zog, drifteten Beatrices Gedanken ab. Sie musste sich das aufgezeichnete Gespräch noch einmal anhören, in aller Ruhe und mit wachen Sinnen. Sich besonders auf die Momente konzentrieren, in denen sie ihre Chance auf Ehrmanns Vertrauen verspielt hatte, und sich überlegen, mit welchen Antworten sie sich den Weg zu seinem Wissen hätte erschließen können.
    Als sie mit ihrer Aufmerksamkeit wieder zur Besprechung zurückkehrte, war längst ein anderes Thema auf dem Tisch. Hoffmann würde am späteren Nachmittag eine Pressekonferenz geben, in der auch Ehrmanns Name fallen sollte. Florin hatte veranlasst, dass die Kollegen in Gütersloh die Exfrau und die Eltern informieren sollten, das würde in den nächsten Stunden geschehen.
    Bis dahin, vermutete Beatrice, würde noch Ruhe in der Gruppe herrschen. Vorausgesetzt natürlich, Ribar hielt dicht.

    Tina Herberts Eintrag war auf reges Interesse gestoßen.
Ivonne Bauer Wie bist du denn drauf? «Weiber», und das von einer Frau!
Thomas Eibner Die Gruppe wird immer mehr zu einer Versammlung von Gestörten.
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