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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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schon fast nicht mehr, mich einzuloggen.»
Schien es anfangs so zu sein, als würde es sich um ein gehäuftes Auftreten von Freitoden in der Stadt Salzburg handeln (einer davon kombiniert mit einem Beziehungsmord, wir berichteten), herrscht allmählich ein gewisser Zweifel unter denen, die die Betroffenen kannten. «Der letzte Todesfall war ganz bestimmt kein Selbstmord», so die Insiderin. «Ich glaube, jemand will uns an den Kragen. Solche verrückten Serienmörder kannten wir bisher nur aus amerikanischen Filmen – jetzt treibt einer von ihnen bei uns sein Unwesen.»
    Unter dem Artikel stand ein fremdes Kürzel, aber Beatrice wusste genau, wer in Wahrheit dahintersteckte. «Ich bringe Ribar um», verkündete sie und reichte die Zeitung an Florin weiter. «Er hat uns versprochen, die Klappe zu halten, und jetzt hat er die Geduld verloren. Verdammt noch mal.» Sie fand die Handynummer des Journalisten und wählte. Nach dem dritten Klingeln hob er ab.
    «Ja?»
    «Herr Ribar? Hier spricht Beatrice Kaspary. Kriminalpolizei, Sie erinnern sich.»
    «Natürlich.»
    «Na bestens. Aber was wir vereinbart hatten, konnten Sie sich nicht merken? Dass Sie nichts schreiben, was den Fall und Facebook in Zusammenhang bringt? Für uns ist das kein Witz, es erschwert uns die Arbeit beträchtlich.»
    Sie war immer lauter geworden, nicht zuletzt vor Anstrengung, ihn nicht zu beschimpfen.
    «Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen.» Ribar klang ernsthaft verunsichert. «Ich habe kein Wort über Facebook geschrieben. Sie können sich den Artikel zu Ehrmanns Tod gerne ansehen, er erscheint in der Abendausgabe des ‹Kurier›.»
    Sie biss sich auf die Lippen. Okay, ihr Anruf war voreilig gewesen. Trotzdem.
    «Ich liefere immer wieder Storys aus Salzburg an die überregionalen Blätter», erklärte Ribar. «Sie können gern in der Chefredaktion nachfragen, die werden es Ihnen bestätigen.»
    «Nein, schon gut. Tut mir leid, Sie sind mir nur sofort eingefallen, als ich die Headline gesehen habe.»
    «Welche denn?»
    «Facebook bringt den Tod. Riesig groß, und Sie erraten sicher, welche Zeitung das gedruckt hat.»
    Er schwieg mehrere Sekunden lang. «Ja. Aber ich habe es nicht geschrieben.»
    Kaum zu überhören, dass es ihn ärgerte. Immerhin recherchierte er seit Wochen an der Geschichte herum. Aber sein Frust war gerade nicht Beatrices Problem. «Irgendeine Ahnung, wo etwas durchgesickert sein könnte?»
    Er lachte auf. «Meine Güte! Überall. Jedes Mitglied der Gruppe kann zur Presse gelaufen sein. Bis vor kurzem ging es ja nur um Selbstmorde, aber mit einem ordentlichen Mord in der Tasche hat man da schon ganz anderes Gewicht.»
    Im Hintergrund begann ein kleines Kind zu weinen, erst schrill, dann dumpf. Ribar deckte offenbar das Mikrofon mit der Hand ab, trotzdem hörte Beatrice ihn liebevoll auf das Kind einsprechen, das sich prompt beruhigte.
    «Ich kann mir gut vorstellen, wie riesig der Kollege sich gefreut haben muss, als ihn jemand kontaktiert hat, mit der Facebook-Story im Gepäck», fuhr er fort, nachdem das Geschrei verstummt war. «Wäre mir an seiner Stelle genauso gegangen. Die Geschichte ist sogar gut, wenn sich nur ein winziges Teilchen davon als wahr herausstellt. Und falls Sie einen Tipp wollen: Meiner Meinung nach war es eine der üblichen Tratschtanten: Christiane Zach, Ren Ate – oder sogar Helen Crontaler selbst.» Crontaler war es zuzutrauen, das dachte Beatrice auch, allerdings sprach die zweifelhafte Reputation des bunten Blattes dagegen. In Summe war es egal, der Schaden war angerichtet.
    «Tut mir leid, Herr Ribar, dass ich Sie zu Unrecht beschuldigt habe. Aber Sie sind mir als Erster in den Sinn gekommen.»
    «Das verstehe ich.» Er sagte es betont höflich, und Beatrice vermutete, dass sich hinter dieser Fassade eine Menge Wut verbarg. «Haben Sie denn schon eine Spur? Wenn ich die Informationen ein paar Stunden vor dem Rest der Presse haben könnte …»
    «Das geht nicht, tut mir leid. Es liegt auch nicht in meinem Zuständigkeitsbereich.» Hoffmann würde ihr den Kopf abreißen, wenn sie eigenmächtig aus dem Nähkästchen plauderte.
    «Tja. Da kann man nichts machen.» Ribar legte auf.
    «Journalistisches Berufsrisiko», meinte Florin nur, als Beatrice ihm das Gespräch schilderte. «Vielleicht belohnen wir ihn beim nächsten Mal mit ein paar Extradetails, aus Dank für seine Kooperation.»
    Der Wagen der tankenden Frau auf Iras Foto war auf eine Margarete Hartl zugelassen, geboren 1967.

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