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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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inoffiziellen Sozialstunden ausreden könnte – Brody würde ganz sicher nie wieder mit seinem Quad hier aufkreuzen, und das war doch die Hauptsache.
    Oder?
    Aber der Mann war nicht da.
    Wahrscheinlich hing er drüben bei Lena rum.
    »Blöde Blumen«, murmelte er und stieß mit der Fußspitze gegen ein umgeknicktes Büschel hellgelber Blüten. Ihre zarten Blätter erzitterten, fielen ab, und er zertrat sie unter seinem Schuh.
    Wer scherte sich schon um Blumen.
    Zum ersten Mal seit Wochen hatte sein Vater ihn richtig angeschaut und dabei war Enttäuschung in seinen Augen zu lesen gewesen. Wegen ein paar dummer Stängel.
    Er schluckte schwer und holte eine zerknickte Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche. Er hatte sie geklaut – Marlboro Lights, mehr war im Moment nicht drin. Er zündete sich eine an, hockte sich dann mit dem immer noch brennenden Streichholz hin, hielt es an eines der Blütenblätter und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, was geschah.
    Das Streichholz brannte bis zu seinen Fingerkuppen ab, erst dann ließ er es fallen.
    Doch obwohl er sich die Finger versengt hatte, ging es ihm ein bisschen besser, als er das angekohlte Blütenblatt sah.
    Ein bedrohliches Donnergrollen hallte durch die Luft. Hope verzog das Gesicht und schaute nervös zum Himmel, wo es immer dusterer wurde. »Das sieht nicht gut aus«, sagte sie leise und bemüht, sich ihre verfluchte Angst nicht anmerken zu lassen.
    Sie hatte die Nase voll davon, sich zu fürchten, sich von der Angst beherrschen zu lassen.
    »Dann fahren wir doch besser erst mal zu mir«, schlug Lena vor, während die ersten Regentropfen auf das Auto prasselten.
    »Law reißt mir den Kopf ab, wenn ich nicht bald zu Hause bin«, murmelte Hope und versuchte zu lächeln. Sie wollte ihm nicht noch mehr Sorgen bereiten, nachdem er ihretwegen schon so viel Kummer gehabt hatte.
    »Dann rufen wir ihn eben an.« Lena zog ein Handy aus dem Rucksack, der zwischen ihren Beinen stand. Zwei Minuten später steckte sie es wieder ein und schenkte Hope ein Lächeln. »Das trifft sich gut. Er und Ezra sind auch gerade auf dem Weg zu mir.«
    Der Regen nahm zu und die nächsten Minuten schienen quälend langsam zu vergehen, die Kilometer sich ins Unendliche zu ziehen. »Mann, bin ich froh, dass wir nicht noch länger in Lexington geblieben sind«, brummte Hope.
    »Höchstwahrscheinlich hört es wieder auf, sobald wir im Haus sitzen.« Lena seufzte. »Ich würde fast meine rechte Hand darauf verwetten.«
    Bis sie schließlich Lenas Einfahrt vor sich sah, dröhnte Lena bereits der Schädel. Sie atmete erleichtert auf, als sie direkt hinter Ezras großem weißen Pick-up parkte. »Ezra ist auch da«, bemerkte sie.
    »Ja. Vielleicht haben Law und er beschlossen, ihre Männerfreundschaft zu pflegen, da wir ja beim Shoppen waren«, antwortete Lena mit einem leisen Lächeln. Der Regen trommelte aufs Autodach, und sie fasste mit grimmiger Entschlossenheit nach dem Türgriff. »Sobald ich auf der Veranda stehe, hört es auf zu regnen. Wetten?«
    Hope blickte hinauf zum Himmel. Sie war sich da nicht so sicher. In ihren Augen sah es immer noch ziemlich übel aus, als würden sich die Wolken nicht so bald verziehen. Zum Glück waren sie schon fast zu Hause gewesen, als der Platzregen eingesetzt hatte. Hätte sie bei diesem Unwetter von Lexington bis hierher fahren müssen, wären mit Sicherheit die Nerven mit ihr durchgegangen.
    Davon hatte sie genug, besten Dank.
    Sie spähte durch den Regen. »Sie warten auf uns.«
    »Also los«, murmelte Lena. »Komm, Puck … «

21
    Im Haus war es still und dunkel – viel zu dunkel. Law betätigte den Lichtschalter an der Hintertür, doch es tat sich nichts.
    »Meinst du, es ist ein Stromausfall?«, fragte Hope leise und widerstand dem Drang, sich an seinen Rücken zu klammern.
    Law zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich seh mal im Keller nach, ob vielleicht eine Sicherung durchgebrannt ist.«
    Hope schluckte und betrachtete die tanzenden Schatten, die über den Boden fielen, als es draußen blitzte. Ein zweiter Gewittersturm zog über sie hinweg. Es donnerte, und sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut zu kreischen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Law sanft, wobei er ihr über den Arm strich.
    »Ich bin nur ein bisschen schreckhaft«, antwortete sie und versuchte zu lächeln, scheiterte dabei jedoch kläglich.
    »Ich zünde ein paar Kerzen an, bevor ich in den Keller gehe. Dann wird’s besser.«
    Normalerweise hätte der

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