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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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weiche, goldene Kerzenschein sie beruhigt, aber aus irgendeinem Grund erschien ihr das Licht der Flammen nicht so warm und gemütlich wie sonst – es war eher unheimlich, als würde sich in seinen Schatten etwas verbergen.
    Hope kauerte am Küchentresen und schlang sich die Arme um den Oberkörper, während sie Law dabei zusah, wie er eine Taschenlampe aus einer Schublade hervorkramte.
    Nachdem er die Küche verlassen hatte, schnürte ihr diese kalte, betäubende Angst die Kehle zu, sodass sie zu ersticken glaubte.
    Sie kniff die Augen zu. Ich schaffe das. Ich brauche keine Angst zu haben … Ich kann frei sein, ich kann, ich kann … ich kann und ich werde.
    Als die Lampen angingen und das Haus mit Licht durchfluteten, holte sie tief Luft und seufzte. »Oh Mann.« Schwindelig vor Erleichterung stieß sie sich vom Tresen ab und schwankte ein bisschen beim ersten Schritt.
    Licht. Gutes, helles Licht. Sie ging durch den Türbogen in den Flur und auf die Treppe zu. »Ich zieh mir mal was Trockenes an«, rief sie Richtung Keller.
    Da sah sie aus den Augenwinkeln, dass die Tür zu Laws Büro offen stand.
    Stirnrunzelnd blieb sie stehen.
    Er ließ diese Tür nie auf.
    Niemals.
    Nicht, wenn er arbeitete.
    Nicht, wenn er schlief.
    Law achtete peinlich genau darauf, sie immer zu schließen.
    Ihr Herz begann zu pochen und sie wich einen Schritt zurück. Dabei fiel ihr … etwas Seltsames ins Auge. Etwas, das sich auf dem glänzenden goldbraunen Dielenboden seines Büros ausbreitete. Etwas Rotes.
    Ein grausiger, roter Fleck.
    Nein.
    Hinter ihr waren Schritte zu hören, sie wirbelte herum und stand vor Law.
    Als er ihren Gesichtsausdruck sah, blitzte Sorge in seinen Augen auf.
    Für einen Moment ging es ihr schon allein bei seinem Anblick besser. Doch dann schaute er an ihrer Schulter vorbei, auf irgendetwas hinter ihr.
    Vielleicht sah er den schrecklichen dunklen, roten Fleck. Sie konnte es nicht mit Gewissheit sagen, sich aber auch nicht mehr umdrehen, um nachzusehen, denn hinter ihm tauchte ein Schatten auf, riesig, düster und bedrohlich.
    Sie schrie Laws Namen und setzte an, ihn beiseitezustoßen.
    Doch dazu war sie zu weit weg und zudem viel zu langsam.
    Als sein langer, schlanker Körper zu Boden sackte, kam Hope stolpernd zum Stehen. Ihr Herz klopfte wild und ihre Kehle war wie zugeschnürt, während sie zu dem dunklen, gesichtslosen Schatten starrte.
    Ihr war nur allzu bewusst, dass Law reglos zu ihren Füßen lag. Viel zu reglos. Noch dazu sickerte ein rotes Rinnsal aus seinem Kopf und floss langsam über den Boden.
    Law.
    Law …
    Nein!
    Als der Schatten eine Hand nach ihr ausstreckte, wich sie zurück, einen wackligen Schritt nach dem anderen.
    Der Wind zerzauste ihr Haar. Lena stand auf der Veranda und hielt das Gesicht in die Böen. Der Regen war kalt, so kalt, dass sie trotz der immer noch schwülen Luft fröstelte.
    »Was machst du hier?«, fragte Ezra hinter ihr.
    Sie wandte den Kopf und lächelte über die Schulter hinweg. »Ich steh einfach nur da. Ich liebe Gewitter.« Sie sog die Luft ein, nahm den Regen sowie den Duft von Gras wahr. Ganz schwach konnte sie Ezra riechen und … noch etwas anderes.
    Einen beißenden Geruch.
    Sie atmete noch einmal tief durch die Nase ein.
    Beißend. Scharf.
    Rauch.
    »Irgendwo brennt es«, murmelte sie. »Vielleicht hat der Blitz eingeschlagen.«
    Warme, starke Arme wurden um ihre Taille gelegt und sie lehnte sich lächelnd an Ezra. »Hope und du, ihr hättet nicht durch diesen Wolkenbruch fahren sollen«, brummte er und streifte mit den Lippen ihre Schulter.
    »Hmmm. Na ja, der Regen hat erst eingesetzt, als wir nur noch ein paar Kilometer vor uns hatten. Heute Morgen haben sie nichts von einem Gewitter gesagt, nur dass es Schauer geben könnte.« Sie drehte den Kopf zur Seite und erschauerte, da Ezra sich nun ihrem Hals widmete. »Als aus dem Regen ein Gewittersturm wurde, waren wir schon fast da. Bei Gewitter neben einer Landstraße in Kentucky zu parken und abzuwarten, ist auch nicht besonders schlau.«
    Der Geruch nach Rauch wurde immer stärker. Immer durchdringender – trotz des Nebels, der langsam aufstieg. Sie löste sich aus Ezras Umarmung. »Riechst du den Rauch?«
    Er strich ihr über den Rücken. »Nö.«
    Doch dann hörte sie, wie er schnupperte. »Hm, weiß nicht. Vielleicht.«
    Ezra suchte den Horizont ab. Die Wolken hingen so tief und der Regen war so stark, dass seine Sicht nicht weiter als einen Meter in den Wald reichte – es war einfach zu dunkel.

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