Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
Vom Netzwerk:
musste ungefähr so alt sein wie sie, schätzte Ezra. Er hatte hellbraunes Haar, war sonnengebräunt, trug Jeans und T-Shirt.
    Ezra beobachtete, wie der Mann sich neben sie stellte und ihr seinen Arm anbot, und der Blick des Detectives verfinsterte sich augenblicklich, als sie sich auch noch einhakte. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte er, wie der Mann Lena zum Besprechungszimmer führte und ihr dabei etwas ins Ohr flüsterte. Sie lächelte und erwiderte irgendetwas.
    Ezras Kiefermuskeln verkrampften sich, als der Mistkerl auch noch ihre Wange berührte und die Finger kurz auf ihrer weichen Haut ruhen ließ, bevor er sich abwandte und mit gesenktem Kopf das Gebäude verließ.
    Ezra blieb, wo er war, und versuchte, seinen absurden Eifersuchtsanfall niederzukämpfen. Er mochte es nicht, wenn jemand anderes sie berührte. Selbst wenn eigentlich nichts dagegensprach.
    »Hübsches Mädchen, nicht wahr?«
    Ezra schaute auf. Jemand hatte ihn beim Gaffen erwischt. Er drehte sich auf dem Stuhl herum und blickte in ein Paar belustigter blauer Augen. Ezra zog eine Augenbraue hoch. »Wie bitte?«
    Der Mann deutete Richtung Besprechungszimmer. »Lena Riddle. Sie ist eine tolle Frau, was?«
    Skeptisch musterte Ezra sein Gegenüber von Kopf bis Fuß, bemerkte das Hemd und das Jackett, die Krawatte. Ein Bild von einem Anwalt – blond, blaue Augen, in einem Anzug, der wahrscheinlich mehr gekostet hatte, als manche Leute in einem Monat verdienten.
    Der Schönling streckte die Hand aus. »Sie sind June Kings Enkelsohn, stimmt’s?«
    »Stimmt.« Er betrachtete die ihm dargebotene Hand und entschied, sie kurz zu schütteln, bevor er sich weiter abermals den schmerzenden Schenkel rieb. »Ezra King.«
    Der Blonde lehnte sich gegen einen Schreibtisch. Gedankenverloren fuhr er sich übers Kinn. »Soweit ich weiß, hatte June zwei Enkelsöhne – der eine war Zimmermann, der andere ein Bulle. Sie sind dann wohl der Bulle.«
    »Wenn ich Sie nicht auf den ersten Blick als Anwalt entlarvt hätte, wäre ich jetzt vielleicht beeindruckt.« Ezra wandte den Blick ab und sah sich wieder nach Lena um.
    Der Blonde lachte auf. »Erwischt.«
    Am anderen Ende des Raumes rief jemand einen Namen, und der Schönling stieß sich vom Schreibtisch ab. »Wurde auch langsam Zeit, dass du aufkreuzt, Les.« Er schenkte Ezra ein freundliches Lächeln. »Hat mich gefreut. Ich bin übrigens Remy Jennings.«
    Jennings …
    Doch der Kerl marschierte bereits quer durch die Wache und verschwand in einem der Büros. In diesem Moment war Ezra ohnehin mehr an Miss Lena Riddle interessiert als an der Frage, ob der Anwalt in irgendeiner Beziehung zu Brody Jennings stand.
    Was hatte Lena nur an einem Sonntagmorgen hierhergeführt?
    Er würde es herausfinden. Er wusste, wen er fragen und wie er es angehen musste. Er brauchte nur den richtigen Zeitpunkt abzupassen.
    Und Ezra war ein geduldiger Mann … normalerweise jedenfalls. Aber normalerweise kümmerte er sich auch nicht um fremde Angelegenheiten. Keine fünf Minuten später wurden beide Grundsätze jedoch auf eine harte Probe gestellt, als die Stimmen im Besprechungsraum lauter wurden. Prathers rötliches Gesicht begann förmlich zu glühen. Der Deputy stürmte an Lena vorbei zur Tür und öffnete sie, sodass nun jedes Wort zu verstehen war.
    »Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich wirklich wach war«, beharrte Lena. »Wollen Sie sich nicht wenigstens anhören, was passiert ist?«
    Deputy Prathers Tonfall klang herablassend. »Ich habe den Bericht von Sergeant Jennings gelesen, Miss Riddle, und ich habe auch begriffen, was Ihrer Meinung nach passiert sein soll. Manchmal hat man solche Träume, die einem extrem realistisch vorkommen. Ist es denn so abwegig, dass Sie einfach nur einen Albtraum hatten?«
    »Ja.«
    »Wie wär’s mit Katzen?«
    »Katzen?«, wiederholte Lena verständnislos. Was zum Teufel sollten Katzen damit zu tun haben?
    »Ja. Zurzeit treiben sich furchtbar viele Streuner herum oder Katzen von den umliegenden Farmen. Wenn eine von ihnen läufig ist und einen Kater anlockt, na ja … «
    Lena kniff die Augen zusammen, als sie begriff, worauf er hinauswollte. Sie presste die Zähne aufeinander und zählte innerlich bis zehn. Er macht nur seine Arbeit. Er will alle Möglichkeiten durchspielen. Er …
    Er nimmt mich gar nicht ernst.
    Und beleidigte sie obendrein auch noch.
    »Deputy Prather, eine Katze ist wohl kaum dazu in der Lage, Helfen Sie mir zu schreien, selbst wenn sie rollig ist, und auch

Weitere Kostenlose Bücher