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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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dann nicht, wenn sie einer Gruppenvergewaltigung durch alle verfluchten Kater im Bezirk zum Opfer fällt. Ich habe Schreie gehört«, blaffte sie nun, ohne sich um ihren angriffslustigen Tonfall zu scheren. »Ich habe eine Frau schreien hören. Ich weiß es. Das waren keine Katzen, und das war auch kein Traum.«
    »Uns liegen aber keine Meldungen vor, dass sonst noch jemand etwas gehört hätte.«
    »Ich wohne acht Kilometer außerhalb der Stadt«, erwiderte Lena scharf. »Das nächste Haus liegt achthundert Meter entfernt.«
    »Sie leben ziemlich einsam. Vielleicht … na ja, es muss doch sicher verstörend sein, so ganz allein dort draußen zu wohnen. Haben Sie mal darüber nachgedacht, sich eine Pflegekraft ins Haus zu holen?«
    Du verdammtes Arschloch!
    Als sich ihre Fingernägel schmerzvoll in das Fleisch ihrer Handflächen bohrten, merkte Lena, dass sie die Fäuste ballte.
    Eine Pflegekraft.
    »Warum um alles in der Welt sollte ich es verstörend finden, allein zu wohnen?« Sie konnte sich gerade so beherrschen, nicht die Stimme zu erheben.
    »Sie leben da sehr für sich. In diesen alten Häusern kann es manchmal gruselig sein.«
    »Gruselig.« Lena spuckte das Wort beinahe aus. »Ich habe in diesem Haus gewohnt, bis ich acht Jahre alt war. Vor neun Jahren bin ich dorthin zurückgezogen, und ich kenne jeden gottverdammten Winkel des Gebäudes. Warum zum Teufel sollte ich also wieder dort einziehen, wenn ich mich gruseln würde? Sehe ich vielleicht wie ein verdammtes Grundschulkind aus?«
    »Kein Grund, sich aufzuregen, Miss Riddle. Ich versuche ja nur, alle möglichen Optionen durchzugehen.«
    »Und Sie halten es für möglich, dass ich mir so etwas einbilde? Das ist glaubhafter, als dass tatsächlich etwas passiert sein könnte? Und Sie halten es auch für wahrscheinlicher, dass es mich verstört, allein zu wohnen, und dass ich Betreuung brauche, weil ich blind bin?« Sie hielt kurz inne, bevor sie mit spitzem Tonfall in der Stimme fortfuhr. »Habe ich Sie da richtig verstanden?«
    »Es ist eine naheliegende Annahme.«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich bin blind, Deputy. Ich bin weder hilflos noch verblödet. Ich lebe schon seit geraumer Zeit allein, und das hat nicht das Geringste mit dem zu tun, was letzte Nacht passiert ist.« Sie atmete einmal tief durch. Doch auch davon ließ das Gefühl des Zorns, der Kränkung, nicht nach. Sie war dermaßen sauer, dass sie am liebsten auf etwas eingeschlagen oder geschrien hätte.
    Aber es würde sie kein Stück weiterbringen, und sie kannte Männer wie Prather. Ein Wutausbruch ihrerseits würde ihn lediglich darin bestärken, ihr Anliegen herunterzuspielen.
    Innerlich hatte er sich schon eine ganze Reihe von Begründungen zurechtgelegt. Sie würde sich hüten, ihm noch ein Argument zu liefern.
    »Ich möchte mit jemand anderem sprechen«, sagte sie kühl.
    »Miss Riddle … «
    »Und zwar sofort«, zischte sie. Lena konnte es einfach nicht fassen. Der Mann war unbeschreiblich.
    »Wie Sie sich vielleicht erinnern, Miss Riddle, sind Sie diejenige gewesen, die hierhergekommen ist und mich sprechen wollte. Es tut mir leid, wenn Ihnen nicht gefällt, was ich zu sagen habe.«
    »Es tut Ihnen leid?!«, wiederholte sie. »Sie stellen sich hin und beleidigen mich, geben mir zu verstehen, dass ich nicht wüsste, wovon ich da gerade rede, dass ich ein hilfloses, dämliches, behindertes Weib sei, aber es tut Ihnen leid, dass mir nicht gefällt, was Sie zu sagen haben?«
    Neben ihr machte Puck sich bemerkbar. Er wirkte angespannt, als er die Erregung seines Frauchens spürte. Um sie beide zu beruhigen, legte Lena ihm die Hand auf den Kopf.
    »Miss Riddle, ich weiß nicht, was genau Sie von mir erwarten. Sie sagen, Sie hätten Schreie gehört, aber Sergeant Jennings hat nichts gefunden und auch nichts Auffälliges gesehen. Von niemandem sonst sind ungewöhnliche Geräusche gemeldet worden. Was genau verlangen Sie jetzt also von mir?«
    Lena schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. »Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Ich möchte, dass Sie jemand anderes holen, mit dem ich sprechen kann.« Beim Betreten des Büros hatte sie einen Stuhl gestreift; nun drehte sie sich um und machte vorsichtig einige kleine Schritte nach vorn. Als sie mit dem Fuß gegen das Stuhlbein stieß, fuhr sie mit der Hand über die Armlehne und ließ sich auf der Sitzfläche nieder. Dann schlug sie die Beine übereinander und wandte das Gesicht wieder dem Deputy zu.
    »Ich kann gern warten. Hier auf diesem

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