Blinde Wahrheit
die Ohren«, antwortete sie und lächelte etwas gequält. »Na los. Bringen wir es hinter uns.«
Beim Aufwachen war Ezras Laune im Keller gewesen.
Zu Recht, wie er fand. Wenig Schlaf, große Schmerzen, ein verwüsteter Vorgarten und zu allem Überfluss noch einer dieser verdammten Träume. Er war wirklich nicht in der Stimmung für derartige Geduldsspiele.
Erst recht nicht, wenn sie mit diesem Dorftrottel zu tun hatten.
Er konnte einfach nicht verstehen, wie zum Teufel dieser Depp an eine Dienstmarke gekommen war.
»Hören Sie, Sie Holzkopf, es ist mir scheißegal, ob das nur ein paar kleine Jungs sind.« Er starrte wütend in das runde, rosige Gesicht von Deputy Earl Prather.
Wer hat dir bloß diesen verdammten Posten gegeben? Sitzt deine Mama im Stadtrat oder was? So sehr Ezra sich auch bemühte, er konnte es einfach nicht nachvollziehen. Ein funktionierendes Stammhirn sollte immer noch Einstellungskriterium für Berufe der Strafverfolgung sein, jedenfalls hatte er das bisher immer angenommen. »Ich hab die Nase voll von diesen Rowdys und ihren Spritztouren über mein Grundstück.«
»Mr King … «
»Detective King«, fauchte Ezra. Er wusste, dass er gerade das Arschloch raushängen ließ, aber es war ihm egal. Die Müdigkeit machte ihm zu schaffen, sein Bein tat weh, er hatte Kopfschmerzen und ihn quälten noch immer die Bilder seines Albtraumes – wie ein fieser, penetranter Kater. Nur schlimmer.
Die Krämpfe in seinem Oberschenkel würden ihn noch um den Verstand bringen. Und er hatte das dumpfe Gefühl, dass sein Bein, sollte er es auch weiterhin so belasten, irgendwann noch unter seinem Gewicht nachgeben und ihn in die Horizontale befördern würde. Es wäre der perfekte Höhepunkt eines ohnehin schon wunderbaren Morgens.
Nachdem diese Jungs über das Grundstück gerast waren, hatte er erst kurz vor zwei Uhr morgens und mittels einer weiteren Schmerztablette wieder einschlafen können. Die nächtliche Ruhe auf dem Land war dabei auch nicht gerade förderlich gewesen. Er hatte sich bereits viel zu sehr ans Stadtleben gewöhnt, sodass ihm die Stille in der vergangenen Nacht beinahe erdrückend vorgekommen war. Letzten Endes hatte er sich Kopfhörer aufgesetzt und zu den Klängen von Aerosmith auf die Wirkung der Tabletten gewartet.
Seine Laune besserte sich folglich nicht unbedingt, als er am nächsten Morgen das ganze Ausmaß der Zerstörung in seinem Vorgarten sah. Rund die Hälfte der Blumenbeete seiner Großmutter war ruiniert. Bei einigen der hübschen Blumen konnte er sich sogar noch daran erinnern, wie er ihr als Kind beim Einpflanzen zugesehen hatte – und nun waren sie platt gefahren und völlig hinüber.
Eigentlich hatte er daraufhin angenommen, dass er ins Büro des Sheriffs kommen und seine Anzeige erstatten würde, woraufhin sich die Jungs ihrerseits diese kleinen Idioten vornähmen, die nun schon seit Wochen immer wieder mit ihren Quads über den hinteren Teil seines Grundstücks rasten und dieses Mal deutlich zu weit gegangen waren. Ezra wollte die Angelegenheit einfach nur schnell hinter sich bringen, nach Hause fahren und ein Nickerchen machen.
Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, an einen völlig verblödeten Bezirksdeputy zu geraten, der anscheinend den einfachen Strafsachverhalt des Hausfriedensbruchs nicht verstand.
»Für Sie bin ich Detective King, nicht Mr King – und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir bei der Sache ein bisschen entgegenkommen könnten.« Verflucht, mit einfachem Entgegenkommen hatte das schon nichts mehr zu tun – der Kerl sollte einfach seine Arbeit erledigen!
Prather hob eine Augenbraue. »Detective? Wo denn?«
»Beim Commonwealth von Kentucky. Ich bin seit sechs Monaten offiziell beurlaubt und ziemlich sicher, dass in dieser Zeit niemand das Gesetz in Bezug auf Hausfriedensbruch geändert hat.«
»Beurlaubt wegen … ?«
Ezra kniff die Augen zusammen. »Ich bin mir ebenfalls ziemlich sicher, dass Sie diese Information nicht benötigen, um eine verdammte Anzeige gegen diese Kerle aufzunehmen.«
»Hören Sie, Detective.« Prather seufzte und kratzte sich am Kinn. »Ich weiß, dass diese Jungs nicht das Recht haben, ohne Ihre Erlaubnis mit ihren Quads über Ihr Grundstück zu fahren. Ihre Großmutter mochte das auch nie sonderlich.« Er nahm das Blatt Papier, das Ezra ihm gegeben hatte, und wedelte damit herum. »Das Problem ist bloß, dass der Besitzer dieses speziellen Quads Brody Jennings zu sein scheint.« Der Deputy warf Ezra einen
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