Blinde Wahrheit
Polizei hat nichts Besorgniserregendes gefunden, letzte Nacht ist nichts passiert, niemand sonst hat irgendetwas Seltsames gemeldet und es gab keinerlei Berichte, dass irgendjemand verletzt worden wäre.«
Sie zuckte mit den Schultern und hob die Hände vor den Körper. »Ich kann einfach nicht mehr machen. Obwohl es nicht schlecht gewesen wäre, wenn die verdammten Bullen mir wenigstens zugehört hätten.«
»Haben sie das nicht?«
»Von wegen.« Sie kräuselte die Lippen und lehnte sich auf der Bank zurück. »Jennings, der Kerl, der auf meinen Notruf hin vorbeigekommen ist, hat sich meine Geschichte zumindest angehört. Aber als ich hingegangen bin, um zu fragen, ob sie noch irgendetwas anderes unternehmen könnten, hat dieser Volltrottel Prather mir einreden wollen, dass ich mir das Ganze nur eingebildet hätte.«
Mit gedämpfter Stimme äffte sie ihn nach. »Für eine Frau wie Sie muss das ja ziemlich verstörend sein, da draußen ganz allein in so einem großen Haus zu wohnen.«
»Das hat er gesagt?«, fragte Roz ungläubig.
Lena lächelte, als sie den Zorn in der Stimme ihrer Freundin hörte. Es tat gut, wenn ihre Leute um ihretwillen empört waren. »Hat er.«
»Der Besuch beim Sheriff war reine Zeitverschwendung.« Law sprach ruhiger, ausgeglichener, aber auch in seiner Stimme schwang Ärger mit.
Angesichts dieses Rückhaltes verrauchte ihre Wut immerhin so weit, dass sie ihnen ein echtes Lächeln schenken konnte. »Na ja, keine reine Zeitverschwendung. Wenigstens habe ich nicht zu Hause rumgehockt und mich gefragt, ob ich vielleicht zum Sheriff gehen und fragen sollte, ob es etwas Neues gibt. Nun weiß ich es zumindest. Stimmt’s?«
In diesem Augenblick ertönte die Glocke über der Eingangstür. Roz, die Lena gegenübersaß, richtete sich auf. »Wow!«, murmelte sie leise.
Da er im Kühlschrank nur noch Pizza aus der vergangenen Woche fand, musste Ezra sich dem Unausweichlichen stellen.
Ihm würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als in die Stadt zu fahren und einkaufen zu gehen. Einen ungünstigeren Tag hätte er sich dafür kaum aussuchen können. Die Landstraße stand vollkommen unter Wasser, und auf der Hauptstraße kroch der Verkehr nur noch im Schneckentempo voran.
Wahrscheinlich war dies der dickste Stau, den der kleine Ort Ash jemals gesehen hatte. Ihm fiel ein Schild mit Leuchtreklame ins Auge und bei genauerem Hinsehen entdeckte er ein kleines Bistro. Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass er sich kurz zuvor gegen die Pizza entschieden hatte. Entweder besorgte er sich also einen Happen zu essen, bevor er sich ins Einkaufsgetümmel stürzte, oder aber er würde sich damit noch einige Stunden gedulden müssen.
Sein Bauch schien von der zweiten Möglichkeit allerdings nicht sehr angetan zu sein, da er abermals knurrte.
Nachdem genau vor Ezra ein Lieferwagen zurückzusetzen begann, interpretierte er dies als ein Zeichen, suchte sich einen Parkplatz und rannte durch den Regen in Richtung Bistro. Nass bis auf die Knochen riss er die Eingangstür auf. Der Geruch von Brot, Schinken und Kaffee lag in der Luft und sorgte dafür, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief, während sich zu seinen Füßen eine große Pfütze bildete.
Er strich sich das nasse Haar aus der Stirn und sah sich zerstreut um. Er entdeckte einen ihm wohlbekannten dunkelroten Schopf. Kann man denn nirgendwo hingehen, dachte er … Verdammt! Vielleicht hatte es ja irgendetwas zu bedeuten. Er steuerte auf ihren Tisch zu, stellte auf halbem Weg jedoch fest, dass sie nicht allein da war.
Nein, es saßen noch zwei weitere Personen an ihrem Tisch. Eine Frau, ungefähr in ihrem Alter, ebenfalls sehr gut aussehend, blond, blauäugig und braun gebrannt, die ihr seidig glänzendes Haar kurz geschnitten trug und ihn einen Moment lang musterte.
Und der Dritte im Bunde war der Mann, der Lena am Tag zuvor zum Büro des Sheriffs begleitet hatte. Und so, wie er sie anschaute, war er mehr als nur flüchtig an ihr interessiert.
Auch der Kerl warf einen kurzen Blick auf Ezra, beugte sich dann vor und flüsterte Lena etwas zu. Ezra verstand zwar kein Wort, aber Lena richtete sich auf und drehte sich in seine Richtung, als er ihren Tisch erreicht hatte.
»Guten Morgen, Lena.«
»Ezra.«
Sie lächelte leicht, legte den Kopf schief und schlug ihre schlanken, in Jeans gekleideten Beine übereinander. »Wir sind fast fertig, aber setz dich doch zu uns. Wir quatschen einfach noch ein wenig, trinken Kaffee und versuchen, dem
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