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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Regen zu entgehen.«
    Aus den Augenwinkeln heraus checkte er den Gesichtsausdruck ihres Freundes.
    »Eine weise Entscheidung. Macht es euch auch wirklich nichts aus, wenn ich mich dazusetze?«
    »Natürlich nicht. Machen Freunde das nicht so?«, fragte sie.
    Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er meinte einen leicht spöttischen Zug in ihrem Lächeln erkennen zu können.
    Er selbst bemühte sich, relativ gleichmütig darauf zu reagieren. Freunde … Verflucht noch mal, das war das Letzte, was er wollte … oder, nein. Nicht ganz. Er wollte mit ihr befreundet sein, darüber hinaus aber noch ein wenig mehr als das. Sehr viel mehr.
    Wollte, aber konnte nicht anders. Dabei wurde sein Verlangen immer größer. Verdammt, er konnte einfach nicht aufhören, an sie zu denken. Aber so konnte es nicht weitergehen.
    »Vermutlich schon«, murmelte er vor sich hin und bemerkte den bohrenden Blick seines Konkurrenten. Ezra versuchte, ihn zu ignorieren und setzte sich auf den noch freien Stuhl – der allerdings noch nicht lange unbesetzt zu sein schien, da vor ihm noch die Überreste einer Mahlzeit standen.
    »Auf einen Kaffee würde ich wohl bleiben. Und was zu essen könnte ich auch gebrauchen.«
    »Na dann.« Ungezwungen stellte Lena sie einander vor. Entweder nahm sie die unterschwellige Spannung nicht wahr oder aber diese ließ sie einfach kalt. Ezra beschloss, dass sie sie wahrscheinlich gar nicht bemerkte.
    Der andere Kerl hieß Law Reilly. Law – was war das überhaupt für ein Name?!
    Ezra fragte sich, wie lange er wohl schon auf Lena stehen mochte.
    Zumindest war er nicht besonders gut darin, seine Gefühle zu verbergen, befand Ezra, als Law nach weniger als zwei Minuten vom Tisch aufstand. »Lena, ich muss noch zur Post. Ich bin in ungefähr zwanzig Minuten wieder da.«
    »Es schüttet wie aus Eimern.«
    »Ich bin ja nicht aus Zucker.« Law zuckte mit den Schultern, kramte Geld aus der Hosentasche hervor und ließ es auf den Tisch fallen. »Ich hole dich nachher hab. Bis dahin hat es vielleicht aufgehört zu regnen.«
    Er gab Roz noch schnell einen Kuss auf die Wange, dann war er auch schon draußen.
    »Netter Kerl«, bemerkte Ezra in neutralem Tonfall.
    Roz lächelte ihn vielsagend an. Auch wenn Lena selbst nicht merkte, dass ihr Kumpel in sie verknallt war, diese Frau wusste über alles Bescheid.
    »Law ist nur nett zu anderen Leuten, wenn er einen Sinn darin sieht«, erwiderte Lena gelassen. »Und Small Talk erfüllt seines Erachtens keinen weiteren Zweck. Hinzu kommt, dass er dich nicht kennt. Er wollte aber bestimmt nicht unhöflich sein.«
    Ezra war sich da nicht so sicher, es war ihm aber auch egal.
    Die Kellnerin räumte den Tisch ab, nahm seine Bestellung entgegen und schenkte ihm Kaffee ein. Nachdem sie wieder gegangen war, rutschte Ezra tiefer in seinen Stuhl und streckte sein steifes rechtes Bein so weit wie möglich aus. Geistesabwesend massierte er sich den Oberschenkel. Dieser verdammte Regen!
    »Du bist also June Kings Enkel?«
    Ezra blickte auf und schaute in neugierige, lebhafte blaue Augen. Lena hatte sie ihm als Roz vorgestellt – Roslyn Jennings, ihr gehörte das Gasthaus bei ihm in der Nähe. »Ja.«
    Sie lächelte freundlich. »Ich kannte deine Großmutter. Sie kam mehrmals im Jahr zu uns in den Garten, als ich mit dem Inn noch ganz am Anfang stand.«
    »Dir gehört das Restaurant?«
    »Ja. Miss June hat mir ein paar Tipps für die Bepflanzung gegeben und wegen meiner Rosen geschimpft.«
    »Das klingt ganz nach ihr.«
    »Standet ihr euch nahe?«
    Ezra schaute auf seinen Kaffee, starrte in das dunkle Gebräu, als würde darin die Antwort auf alle Fragen stecken. »Ja, schon. Vor allem, als ich noch klein war. Aber dann habe ich meinen Highschool-Abschluss gemacht und bin aufs College gegangen. Hatte plötzlich viel zu tun.« Er seufzte. Zerstreut fuhr er sich durch das nasse Haar, lehnte sich zurück und ließ den Blick in die Ferne schweifen. »Die Zeit verging, und auf einmal war ein Jahr vergangen, ohne dass ich sie gesehen hätte. Zu Weihnachten bin ich immer hergekommen und für ein paar Tage geblieben, und im Sommer habe ich noch einmal ein paar Tage bei ihr verbracht, wenn die Zeit es zuließ. Aber ich hab mich wohl nicht genug bemüht.«
    »Mehr als so manch anderer«, widersprach ihm Roz. »Ich meine, dich mit deiner Familie bei der Beerdigung gesehen zu haben. Ich war allerdings nicht lange dort. Ich mag solche Anlässe nicht besonders.«
    »Wer tut das schon?« Er schaute von

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