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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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geträumt.
    Und eine dieser heißen, begierigen Begegnungen voller Lust und mit viel Gelächter durchlebt. Ezras Humor, seine versteckten Anspielungen … Tja, aber er wollte ja bloß ihr Freund sein.
    Weil er nicht bereit war, sich auf jemanden einzulassen. Er musste einen klaren Kopf bekommen. – Was sollte das eigentlich heißen?
    Und schließlich kreisten ihre Gedanken wieder um letzte Nacht, um die Frau und ihre Schreie.
    »Großer Gott!« Sie schloss die Augen, presste die Zähne aufeinander und versuchte sich selbst einzureden, dass sie alles getan hatte, was in ihrer Macht stand, hatte im Büro des Sheriffs angerufen und war sogar persönlich hingegangen.
    Und mit welchem Erfolg?
    Auf dem Fußboden regte sich Puck, ließ ein kleines Hundegähnen hören, gefolgt von einem ungeduldigen Fiepen. Lena rollte sich auf den Rücken und rieb sich die Augen. »Ja, ja. Ich steh ja schon auf«, brummte sie.
    Er fiepte wieder.
    Lena musste lächeln.
    »Lass mich raten … es ist fünf nach sieben.« Sie drückte den Knopf auf ihrem Wecker und grinste, als eine Stimme die Uhrzeit verkündete. »Sag ich doch. Fünf nach sieben.«
    Auf Pucks innere Uhr konnte man sich genauso verlassen wie auf jeden mechanischen Zeitmesser. Um fünf nach sieben war Essenszeit. Sie durfte ihn zwar ein bisschen früher füttern, aber nicht später, ohne dass er sich beschwerte. Langsam stieß sie die Luft aus, setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante.
    Sie musste ohnehin aufstehen.
    Es mochte vielleicht ein verregneter, trostloser Montag sein, aber es war Montag.
    Und montags hatte sie eine Verabredung zum Frühstück.
    »Ist letzte Nacht irgendwas Seltsames passiert?«
    Die Sorge in Laws Stimme war Balsam für Lenas Seele. Mit ihrem Besuch beim Sheriff hatte sie zwar nichts erreicht, aber immerhin schenkte er ihr Glauben.
    Er war einer ihrer besten Freunde, und sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
    »Nein. Alles ruhig.«
    Ruhig, aber durchsetzt von aufrührenden Träumen, von erregenden und von schlimmen Bildern gleichermaßen.
    Sie fuhren gerade in die Stadt zu ihrem Stammbistro Nook . Seit mehreren Jahren schon frühstückten sie fast jeden Montag dort. Und obwohl Lena todmüde war, hatte sie Law nicht abgesagt. Sie musste einmal aus dem Haus kommen und sich auf andere Gedanken bringen, um mit dem Grübeln aufzuhören.
    »Möchtest du nach dem Frühstück noch einmal im Büro des Sheriffs vorbeischauen?«, fragte er.
    Lena seufzte gereizt. »Wozu das denn?«
    »Weil sie dir noch eine Antwort schuldig sind?«
    »Die haben keine Antwort.« Sie schnitt eine Grimasse und versuchte sich zu entspannen. Ihre Muskeln waren vollkommen verkrampft. »Sie haben niemanden gesehen, nichts gefunden. Mehr können sie wohl nicht tun.«
    Sie merkte, dass sie feuchte Hände bekam – kalt und klebrig. »Hör mal, Law, eigentlich möchte ich darüber jetzt nicht reden. Ich brauche mal eine Auszeit. Seit letzter Nacht habe ich an nichts anderes mehr denken können.«
    »Klar.« Er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. Sie schlang ihre Finger zwischen seine. Er besaß kräftige Hände, schwielig, aber zu zarten Berührungen fähig. Allein seine Nähe gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
    Die Fahrt in die Innenstadt dauerte zwanzig Minuten, und als sie vor dem Bistro hielten, war es im Inneren bereits rappelvoll. »Ich lasse dich und Puck an der Eingangstür raus und suche mir einen Parkplatz in einer der Seitenstraßen. Da vorn steht Roz ’ Auto, wahrscheinlich hat sie schon einen Tisch für uns ergattert.«
    Lena wartete, während Law aus dem Auto stieg. Hinter ihm hupte jemand. Sie verdrehte die Augen, als Law ihr die Tür öffnete. »Hast du in zweiter Reihe geparkt?«
    »Nö … Ich parke nicht, ich entlade.« Seinem Tonfall konnte sie entnehmen, dass er grinste. Die Fondtür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Puck tauchte neben ihr auf, und sie tastete nach seiner Leine. »Komm, Puck.«
    Der Regen war kalt, und der Wind, der die Straße entlangfegte, machte das Wetter nicht angenehmer. Als Lena endlich die Eingangstür des Bistros erreicht hatte, klebten die Klamotten klitschnass auf ihrer Haut und ihre Haare trieften. Puck schüttelte sich, und Lena runzelte die Stirn, da sie eine weitere Ladung Wasser abbekam.
    Die Glocke über der Tür klingelte beim Eintreten.
    »Hey, Lena.« Das war Cassie, die Enkelin des Inhabers.
    »Hi. Ist Roz schon da?«
    »Jepp. Erste Reihe, am Fenster. Ich bring dich hin. Ekelhaftes

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