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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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»Geht schon, danke.«
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber der Sheriff schnitt ihr das Wort ab. »Miss Tuttle, wenn der Junge stehen bleiben will, dann lassen Sie ihn doch.«
    Der Junge? , dachte Ezra und musste innerlich grinsen.
    Sie schnaufte noch einmal verächtlich und rauschte hinaus. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, betrachtete Ezra sein Gegenüber. Der Mann sah nicht aus wie ein Bulle – zumindest solange man ihm nicht in die Augen schaute.
    Eigentlich wirkte er mehr wie ein Professor, vielleicht sogar wie ein Pfarrer, hatte ein schmales Gesicht, dunkle, aufmerksame Augen, einen energischen Zug um den Mund.
    »Nun denn.« Nielson lehnte sich zurück. »Ich stelle mal die wilde Behauptung auf, dass Sie nicht wegen des Hausfriedensbruchs in der vorletzten Nacht hier sind.«
    Ezra zuckte mit den Schultern. Du liebe Güte, das hatte er schon fast wieder vergessen, auch wenn er es natürlich niemals zugeben würde. »Tja, auch wenn mich die Geschichte sehr verärgert hat, würde ich wegen eines solchen Tatbestands keine anderthalb Stunden in Ihrem Wartebereich sitzen bleiben.«
    »Dachte ich mir.« Nielson richtete sich auf und wühlte in seinen Mappen und Aktenordnern herum. »Aber wenn Sie schon einmal hier sind … Falls Sie auch in diesem Fall Anzeige erstatten wollen, sollten Sie das jetzt tun. Das Protokoll ist nämlich nicht vollständig ausgefüllt.«
    »Tja, das haben wir Deputy Prather zu verdanken. Wenn ich Sie darauf aufmerksam machen darf, Sheriff, ich bin Nachtwächtern begegnet, die kompetenter waren als er«, entgegnete Ezra. »Er hat gute zehn Minuten damit verbracht, mir die Anzeige ausreden zu wollen.«
    »Hat er das?« Nielson fuhr sich über den Hinterkopf und vertiefte sich in seine Papiere.
    Wahrscheinlich las er den Bericht. »Ja. Er hat irgendetwas davon erzählt, dass der Junge mit dem Quad der Sohn des Bürgermeisters sei. Offensichtlich vertritt der Deputy die Meinung, dass man vom Bürgermeister nicht unbedingt erwarten darf, gesetzestreue Kinder aufzuziehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Auch wenn er das etwas anders formuliert hat.«
    Nielson gab ein kehliges Geräusch von sich, das alles Mögliche bedeuten konnte. Dann schob er Ezra den Bericht zu. »Nun, wenn Sie die Sache zur Anzeige bringen wollen, unterschreiben Sie hier und alles wird seinen Gang gehen. Oder aber … «
    Ezras Miene verfinsterte sich.
    Nielson blickte ihn an und lächelte. »Lassen Sie mich ausreden, Detective. Jennings ist kein übler Junge. Er ist nur … na ja … Vor ein paar Jahren ist seine Mutter gestorben, an Krebs. Sie war erst achtunddreißig. Und wie Sie sich sicher vorstellen können, hat das die Familie schwer getroffen. Brody und sein Vater … nun, sie haben es nicht gerade leicht.«
    »Ach, verflucht.« Ezra wandte sich ab und rieb sich die Nasenwurzel. Ihm war scheißegal, mit wessen Bengel er es zu tun hatte, aber wenn er so etwas hörte … zum Teufel. Ja, das änderte das Ganze ein wenig. Zudem war es hilfreich, dass diese Worte aus dem Mund eines halbwegs vernünftigen Individuums kamen.
    »Jemand muss mit diesem Jungen und seinen Freunden mal ein ernstes Wörtchen reden«, forderte Ezra, bevor er es sich noch einmal anders überlegen konnte. »Dieses Mal werde ich keine Anzeige erstatten, aber wenn er noch einmal über mein Grundstück rasen sollte … «
    Er führte den Satz nicht zu Ende.
    Nielson nickte. »Verstanden. Und ich weiß das zu schätzen.« Er lächelte zögerlich, bevor er fortfuhr. »Sein Vater mit Sicherheit auch. Brody vielleicht nicht so sehr, jedenfalls nicht gleich. Aber wir reden mit ihm. Und nun … erzählen Sie mir doch, warum Sie über anderthalb Stunden gewartet haben, um mit mir zu reden.«
    »Lena Riddle.«
    Der Kerl hätte einen guten Pokerspieler abgegeben. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Und inwiefern hat Miss Riddle Sie zu diesem Gespräch veranlasst? Sie wird ja wohl kaum mit einem Quad über Ihr Grundstück gefahren sein.«
    Ezra hielt den Schmerz in seinem Bein nicht mehr aus und ließ sich auf dem einzigen Stuhl im Zimmer nieder, auf dem sich keine Mappen, Kartons oder sonstige Papiere stapelten. Jetzt, da der Drachen außer Sichtweite war, konnte er sich auch hinsetzen. »Nein. Es geht um das, was vorletzte Nacht hinter ihrem Haus passiert ist. Ich frage mich, was Sie in dieser Sache unternehmen wollen.«
    »So, so, fragen Sie sich das.«
    Ezra zuckte mit den Schultern. »Ist eine seltsame Geschichte, das

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