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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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aufzubürden … Mist!
    Die ganze verdammte Angelegenheit bereitete ihm immense Kopfschmerzen.
    Und dann war da noch die Sache mit Lena Riddle. Eine ganz eigenartige, sonderbare Geschichte, die Nielson am liebsten ignoriert hätte.
    Doch das ging nun einmal nicht, und während er den Bericht überflog, bekam er so ein komisches Gefühl im Magen, das er ebenfalls nicht ignorieren konnte. Seufzend blickte er zu Jennings. »Was sagen Sie zu dieser Sache mit Riddle?«
    »Tja, sie lügt jedenfalls nicht.« Sergeant Keith Jennings saß aufrecht auf seinem Stuhl, die Füße flach auf den Boden gestellt. Er hatte in der Army gedient und war nach acht Jahren wieder nach Hause gekommen, um im Büro des Sheriffs zu arbeiten, wobei er nie einen Hehl daraus gemacht hatte, mit dem Bürgermeister oder dem Staatsanwalt verwandt zu sein. Nielson schätzte diese Offenheit sehr und respektierte Jennings. »Aber das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich alles genau so abgespielt hat, wie sie es behauptet.«
    »Mist!« Nielson fuhr sich mit der Hand über seinen kahl rasierten Schädel. Bereits mit zwanzig hatte er langsam lichtes Haar bekommen, und es, statt das Unausweichliche länger hinauszuzögern, kurz gehalten. Seit ein paar Jahren nun rasierte er es ganz ab, was seiner Meinung nach einfacher war, als sich einen Kopf um Frisuren zu machen. Er besaß ein ziemlich schmales Gesicht, dunkle, wache Augen und absolut keinen Sinn für Dummheiten.
    Er mochte es nicht, wenn jemand in seiner kleinen, ruhigen Heimatstadt für Aufruhr sorgte.
    Und Lena Riddles Bericht sorgte eindeutig für Aufruhr. Irgendetwas an der Sache stank.
    »Warum konnte der Anruf nicht einfach von Deb Sparks kommen?«, klagte er.
    »Weil das zu einfach wäre.« Steven Mabry lächelte ihm über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg zu. Nielsons stellvertretender Sheriff wirkte stets heiter und sympathisch, was über seinen messerscharfen Verstand hinwegtäuschte.
    Deb Sparks, die stadtbekannte Klatschtante, Wichtigtuerin und Nervensäge vor dem Herrn, wohnte nur zwei oder drei Kilometer von Lena Riddle entfernt. Wäre sie es gewesen …
    Ihre Anrufe bei der Polizei wegen verdächtiger Beobachtungen waren inzwischen zur Routine geworden.
    Wenn sie nicht den Lieferwagen eines Serienmörders gesehen hatte, der nachts die Landstraße auf- und abfuhr, dann war es mit Sicherheit ein geheimes Drogenlabor oder ein Spanner oder ein Menschenhändlerring. Der Abwechslung halber hatte sie auch schon ein Nachbarskind verdächtigt, ihre Katze vergiften zu wollen, ihre Nichte bei dem Versuch ertappt, ihren Hund zu klauen, und ganze drei Mal war ihrem Postboten vorgeworfen worden, das Briefgeheimnis verletzt zu haben.
    Ihre Beschwerden waren oft nicht nur lästig, sondern schlichtweg absurd.
    Deb Sparks brauchte Aufmerksamkeit, und Dwight schenkte jeder ihrer Meldungen genau so viel davon, wie nötig war, um eine tatsächliche Gefahr auszuschließen. Hinzu kam noch eine Extraportion Streicheleinheiten für die arme Frau, dann war die Sache abgehakt und sie konzentrierte sich eine Zeit lang wieder auf etwas anderes – meistens waren das anstößige Bücher in der Stadtbibliothek oder historische Gebäude, bei denen die Renovierungsergebnisse der »stadtgeschichtlichen Bedeutung nicht gerecht wurden«.
    Deb hatte also immer irgendetwas zu melden, und wenn dieser Anruf von ihr gekommen wäre, hätte es wahrscheinlich gereicht, Jennings noch einmal zu ihr zu schicken, damit er ein zweites Mal nach dem Rechten sah. Und danach hätten sie die Sache auf sich beruhen lassen können.
    Bei Lena Riddle war das jedoch ein andere Sache. Sie hatte die Polizei noch nie gerufen.
    »Seit wann wohnt sie da jetzt schon, haben Sie das im Kopf?«, fragte er mit Blick auf Jennings.
    »Sie ist hierhergezogen, kurz bevor ich nach Hause gekommen bin.« Jennings saß immer noch steif und gerade da, als ginge es jeden Moment zum Fahnenappell. »Dazwischen lag ungefähr ein Jahr. Also muss es knapp neun Jahre her sein.«
    »Ja, das kann hinkommen.« Etwa zur gleichen Zeit hatte Dwight seinen Posten übernommen. »Neun Jahre, Keith. Sie wohnt seit neun Jahren hier, und soweit ich mich erinnere, ist das das erste Mal, dass sie uns zu sich gerufen hat.«
    Dwight zog den Bericht erneut aus der Mappe und ging ihn noch einmal durch. »Fahren Sie zu ihr. Reden Sie noch einmal mit ihr. Hören Sie sich ihre Geschichte an, und machen Sie noch eine Runde durch den Wald. Vielleicht kommen Sie ja dieses Mal zu einem

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