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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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anderen Ergebnis.«
    Nachdem Jennings sein Büro verlassen hatte, drehte Dwight sich zum Fenster um und starrte hinaus. Es würde nichts anderes dabei herauskommen, das wusste er jetzt schon.
    Seine kleine Stadt war so nett, so ruhig. Und so sollte sie auch bleiben.
    Doch er hatte ein ungutes Gefühl.
    Irgendetwas Fürchterliches bahnte sich an.
    Er hatte nicht viel in Lenas Waldstück gefunden. Noch nicht zumindest.
    Und Ezra würde auch nicht herumsitzen und Däumchen drehen. Am nächsten Tag wachte er zeitig auf und wollte in die Stadt fahren. Jedenfalls kam es ihm früh vor.
    Im letzten halben Jahr war er ein bisschen träge geworden. Vor neun oder zehn Uhr aufzustehen, galt es tunlichst zu vermeiden – eine der neuen Regeln, die er aufgestellt hatte, um den Rest seines Lebens möglichst effizient zu vergeuden.
    Außerdem fand er die Mittagszeit geradezu ideal fürs Frühstück.
    Aber nun war es bereits der zweite Tag in Folge, an dem er noch vor acht Uhr aufstand, und das ohne zu murren.
    Er hatte nun eine Mission, etwas, worauf er sich konzentrieren konnte, abgesehen von der verdammten Dachterrasse und dem Bedürfnis, sich bis zur totalen Erschöpfung auszupowern, um im Schlaf nicht von Erinnerungen an die schlimmste Nacht seines Lebens heimgesucht zu werden.
    Seine neue Aufgabe hatte nicht einmal ausschließlich mit Lena zu tun. Ja, ihm war bewusst, dass er Abstand zu dem Ganzen bekommen musste. Das war die richtige, die einzig kluge Entscheidung.
    Doch je länger er darüber nachdachte, beziehungsweise über sie nachdachte, desto mehr zweifelte er daran, dass er überhaupt richtig und klug handeln wollte.
    Vielleicht hast du dich so auf sie eingeschossen, dass du dir schon Dinge einbildest , sagte er zu sich selbst. Dass du Kriminalfälle siehst, wo gar keine sind.
    Doch das war es nicht.
    Irgendetwas total Übles ging da vor sich – das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Nachdem er seinen müden Hintern aus dem Bett gehievt hatte, dehnte er erst einmal sein rechtes Bein und machte einige Übungen, die er viel zu oft sträflich vernachlässigte. Doch trotz der stundenlangen Wanderung durch den nassen Wald am Tag zuvor fühlte sich sein Bein gar nicht mal so übel an.
    Er war mal zu etwas zu gebrauchen und fast schon zuversichtlich. Zu einer vertretbaren Uhrzeit wach, hatte er ein Ziel und so etwas wie einen Plan.
    Erst unter der Dusche kamen ihm Zweifel.
    Was willst du denn in der Stadt machen, du Schlaukopf? Du kannst keine Dienstmarke vorzeigen. Niemand ist verpflichtet, dir irgendetwas zu erzählen. Was glaubst du denn, was du erreichen kannst?
    Die erste Frage war einfach zu beantworten: Er wollte herausfinden, ob sie im Büro des Sheriffs irgendwelche neuen Erkenntnisse hatten, auch wenn er es stark bezweifelte.
    Und ja, ihm war sehr wohl bewusst, dass niemand ihm etwas zu erzählen brauchte. Er konnte Fragen stellen, so viel er wollte, aber ob er Antworten bekommen würde, stand auf einem anderen Blatt.
    Das setzte ihm zu, brannte wie Salz in einer frischen Wunde. Zum ersten Mal seit sechs Monaten war er sich nicht sicher, ob er seine Dienstmarke wirklich aufgeben wollte. Mit dem verfluchten Abzeichen wäre er wenigstens in der Lage, etwas zu unternehmen.
    Früher hatte er immer irgendwie helfen können. Aber jetzt? Keine Ahnung.
    Aber vielleicht musste er es gerade deswegen versuchen.
    Er durfte sein Bauchgefühl, seinen Instinkt nicht verleugnen. Selbst wenn er nur beobachten und Fragen stellen konnte, war das immer noch besser als nichts.
    Der Gedanke, etwas zu tun zu haben, gab ihm ein Gefühl der Zufriedenheit, welches er seit Monaten, seit seiner Beurlaubung, nicht mehr gehabt hatte.
    Cop zu sein, bedeutete mehr, als eine Dienstmarke oder eine Waffe zu tragen – und gottverdammt, er war sich nicht sicher, ob er überhaupt je wieder eine Pistole besitzen wollte. Er mochte es vermissen, eine sinnvolle Aufgabe zu haben, aber die Verantwortung, die damit einherging, vermisste er ganz und gar nicht. Das war einer der Gründe, warum er es vorzog, immer noch beurlaubt zu sein.
    Blut – Blut an meinen Händen …
    Bevor er diesen Gedankengang weiter vertiefen konnte, riss er sich davon los. Er durfte jetzt nicht über solche Themen grübeln.
    Nein, jetzt musste er einen Kaffee aufsetzen und sich etwas anziehen, um seinen Hintern anschließend in die Stadt zu bewegen. Entschlossen machte er sich ans Werk.
    Eine halbe Stunde später fuhr er durchs Zentrum von Ash. Wenn es in dieser Stadt so

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