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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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unverkennbar ein Polizist. Aber er löste in ihr nicht das Bedürfnis aus, schreiend wegzulaufen. Und sie konnte hier sitzen und lächeln.
    Das war immerhin ein Anfang, nicht wahr?
    Wenige Augenblicke später wurde die halbwegs ungezwungene Stimmung dadurch zunichte gemacht, dass weitere Sirenen aufheulten.
    Und noch mehr folgten.
    Als jemand kurz darauf wummernd gegen die Tür klopfte, rutschte ihr das Herz in die Hose. Grauen überkam sie, während Ezra zur Tür ging.
    Selbst wenn sie nichts über Polizeiarbeit gewusst hätte, wären Ezras düstere Miene und die Art, wie er die Lippen zusammenpresste, Anzeichen genug dafür gewesen, dass etwas nicht stimmte.
    Bei Prather handelte es sich vielleicht um einen lausigen Bullen, aber nichtsdestotrotz war er ein Bulle. Ezra erkannte an dessen Blick, dass irgendetwas im Argen lag. Wenn der Kerl nicht noch dämlicher war als gedacht, dann gab es ein größeres Problem.
    »Stimmt was nicht, Prather?«, fragte Ezra und stellte sich in die Tür, damit der Deputy sich nicht ins Haus drängelte.
    Drei Streifenwagen fuhren hinter dem Mann vor. Aus einem stieg Sheriff Dwight Nielson aus und lief schnurstracks auf die Veranda zu. Doch Prather hatte sich bereits vor Ezra aufgebaut, und dem streitlustigen Funkeln in seinen Augen nach zu urteilen, wollte er Blut sehen.
    »Wo zum Teufel steckt Reilly?«
    »Der kann gerade leider nicht«, antwortete Ezra ruhig. Solange er selbst nicht genau wusste, was los war, musste Prather nicht mehr erfahren.
    »Deputy, treten Sie zurück«, befahl Nielson.
    Prather zitterte beinahe, als er sich zu seinem Chef umdrehte. »Ich hab’s Ihnen schon immer gesagt, bei dem Mann ist was faul – der hat richtig Dreck am Stecken. Und ich hatte recht. Wir müssen … «
    »Sofort«, zischte Nielson mit leiser, kalter Stimme – was umso wirkungsvoller war. »Es hat ganz den Anschein, als gäbe es einen Tatort zu untersuchen. Statt also diesem Mann auf die Pelle zu rücken, sollten wir uns vielleicht darum kümmern.«
    Ezra ließ Prather nicht aus den Augen, doch seine Frage richtete sich an den Sheriff, der immerhin einigermaßen mit Vernunft gesegnet zu sein schien. »Einen Tatort?«
    »Sie sind beurlaubt, Großstadtbengel, schon vergessen?«, höhnte Prather.
    »Prather, ich schicke Sie auch gleich in den Urlaub – und zwar in unbezahlten – , wenn Sie nicht auf der Stelle den Mund halten«, knurrte Nielson. Er blickte zu Ezra. »Sie können gern mitkommen, aber denken Sie dran … Sie haben hier keinerlei Befugnisse.«
    Keine Befugnisse – damit hatte Ezra kein Problem. Zum Teufel, er wollte gar keine Befugnisse.
    Er schloss die Tür hinter sich und folgte dem Sheriff hinter das Haus. So wie er Prather einschätzte, konnte es nichts weiter sein als …
    Eine Leiche.
    Er roch es bereits aus der Entfernung.
    Als er daran dachte, wie Puck vorhin gebannt in den Wald gestarrt hatte, war er plötzlich verdammt froh, das beruhigende Gewicht seiner Pistole zu spüren.
    Law schnappte sich das Telefon vom Nachttisch und wählte Lenas Handynummer. Verflucht, wenn sie nicht bald mal ranging, würde er ihr den Hals umdrehen.
    Beim zweiten Klingeln nahm sie ab.
    »Du bist verdammt ungeduldig, weißt du das?«, fauchte sie anstelle einer Begrüßung.
    »Was zum Teufel ist bei euch los?«
    »Wissen wir auch noch nicht«, sagte Lena und seufzte. »Der Sheriff hat ein paar Leute hergeschickt. Ezra ist draußen bei ihnen, mehr weiß ich auch nicht.«
    Hope verhielt sich still, hatte kein Wort mehr gesagt, seit Prather gegen die Tür gewummert hatte. Lena wünschte, sie könnte sie irgendwie beruhigen, doch sie wusste einfach nicht, wie. Abgesehen davon war sie auch nicht gerade die Ruhe selbst. Solange Ezra noch mit im Zimmer gesessen hatte, war sie einigermaßen klargekommen, aber seitdem …
    Ohne ein einziges Wort war er hinausgeschlüpft.
    Irgendetwas an dieser Schweigsamkeit … verflucht. In jenem Augenblick hätte Lena gern etwas sehen können – sein Gesicht, seine Augen. Hätte gern mehr Anhaltspunkte gehabt als nur diese seltsame Anspannung, die in der Luft lag, und Prathers wütende Stimme.
    »Aber Hope geht es gut, oder?«
    »Ja. Sie hat Angst, aber es geht ihr gut. Bisher ist niemand ins Haus gekommen«, antwortete Lena. »Willst du mit ihr sprechen?«
    »Ja, gib sie mir bitte.«
    Lena streckte Hope das Telefon hin und lächelte sie an. »Law ist dran.«
    Das kurze Gespräch konnte Law nicht die Nervosität nehmen, und so tigerte er rastlos durchs Zimmer,

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