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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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würde sie nie wieder auch nur den kleinsten Stich von Eifersucht verspüren, wenn sie diese beiläufigen zärtlichen Berührungen bei einem Liebespaar sah. Doch da hatte sie sich wohl geirrt.
    Obwohl sie schon beim Gedanken an eine leichte, zarte Berührung in kalten Schweiß ausbrach, fragte sie sich doch, wie es sich wohl anfühlte, von jemandem so angefasst zu werden … ohne jeden Hintergedanken, einfach weil man nicht die Hände voneinander lassen konnte. So war es bei ihren Eltern gewesen.
    Joey hatte sie immer gern in der Öffentlichkeit berührt. Und zwar oft. Aber es war immer eher eine besitzergreifende Geste gewesen – als wäre sie sein Eigentum. So hatte er sie gern angefasst. Er hatte sie …
    Nein. Nein. Nein. Nein.
    Du hast das alles hinter dir , rief sie sich in Erinnerung.
    Sie konzentrierte sich auf ihr Bild im Spiegel, auf das Hier und Jetzt.
    Dann drehte sie sich um und zwang sich, den Polizisten anzusehen. In dem Moment fiel ihr noch etwas auf. Als er sich in einigem Abstand von ihr hinsetzte, merkte sie, dass er zwar die Augen eines Polizisten hatte, aber auch Wärme in seinem Blick lag.
    Joey hatte eigentlich nie Wärme ausgestrahlt, sich immer hinter einer trügerischen Fassade aus Charme und Freundlichkeit versteckt, ja. Aber Wärme? Nein, die besaß er nicht. Um das herauszufinden, hatte sie allerdings Jahre gebraucht.
    »Hey.« Der Bulle lächelte sie so freundlich und zurückhaltend an, wie man es bei einem verängstigten Kind oder einem herumirrenden Hund tat.
    Es machte Hope fertig, dass sie tatsächlich am liebsten Reißaus genommen hätte wie ein herumirrender, verängstigter Hund. Obwohl es sie unglaublich viel Kraft kostete, erwiderte sie das Lächeln des Mannes nervös. »Hi.«
    »Du siehst aus, als würdest du gerade eine ziemlich üble Nacht durchmachen. Ich bin Ezra … Ezra King. Ein Freund von Lena und von Law. Du bist Hope, richtig? Alles in Ordnung, Hope?«
    Hope zuckte mit den Schultern – es war eine ruckartige, fahrige Bewegung. Ihr Kopf dröhnte und ihre Schultern waren so verspannt, dass sie glaubte, bei der kleinsten falschen Bewegung zusammenzubrechen.
    »Jemanden draußen herumlaufen zu sehen, wo er nichts zu suchen hat, würde wohl jedem einen Schrecken einjagen.« Er holte tief Luft und fuhr fort: »Das Büro des Bezirkssheriffs hat einen Deputy hergeschickt. Er schaut sich gerade hinterm Haus um, aber er wird mit dir sprechen müssen. Erzähl ihm einfach, was du gesehen hast – das dauert ein paar Minuten, mehr nicht. Lena kann so lange bei dir bleiben, wenn du möchtest.«
    Hope schluckte mühsam. Ihre Kehle war so trocken, dass allein das schon schmerzte.
    »Ja, bitte. Wenn es dir nichts ausmacht, Lena.« Sie bat ungern eine völlig Fremde um so etwas, aber verflucht, sie bekam schon bei dem Gedanken daran, mit einem Deputy allein sein zu müssen, feuchte Hände.
    Lena lächelte. »Ach, kein Problem. Glaub mir, du kriegst mich nicht aus diesem Haus, bevor du mir einen Kaffee besorgt hast … « Der Hund neben ihr setzte sich auf und hob den Kopf.
    Hope beobachtete, wie seine Herrin ihm die Hand auf den Kopf legte. »Was ist los, Dicker?«, murmelte Lena und streichelte ihn.
    Das Tier saß einfach nur da, spitzte die Ohren und lauschte aufmerksam.
    Hope wandte den Blick von dem Hund ab und versuchte, nicht an den Deputy zu denken, der um das Haus herumstiefelte. »Tja, ähm, Kaffee … ich kann Kaffee machen. Allerdings nicht besonders gut. Soll ich es trotzdem versuchen?«
    Der Mann stand auf. Langsam, wie sie bemerkte. Als bemühte er sich, ihr keinen Schrecken einzujagen.
    Er meinte es zwar gut, aber sie war ohnehin so mit den Nerven am Ende, dass das jetzt auch keine Rolle mehr spielte. »Wie wär’s, wenn wir einfach alle in die Küche gehen würden? Du kannst mir zeigen, wo der Kaffee steht, und ich kümmere mich um den Rest. Ich bin Experte für Kaffee.«
    »Oh. Okay. Vielleicht finde ich ja Laws Donut-Vorräte.«
    Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
    Und Lena kicherte.
    »Bullen und Donuts … sagen Sie, Detective, ist an diesen Gerüchten eigentlich irgendwas dran?«
    Er seufzte und tätschelte sich den flachen Bauch. »Donuts und ich, wir pflegen eine gewisse Hassliebe, genau wie viele andere Cops und viele andere Donuts. Ist was Persönliches.«
    Hope brachte tatsächlich ein Lächeln zustande.
    Anderthalb Meter entfernt von einem Polizisten – auch wenn er keine Uniform anhatte und nicht mit einer Dienstmarke herumwedelte, war er ganz

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