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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Mir ist klar, dass Ihnen das wahrscheinlich ungelegen kommt … «
    »Ungelegen«, murmelte Law, setzte sich auf die Bettkante, ließ sich auf den Rücken fallen und starrte auf die Schatten an der Zimmerdecke. Er übernachtete in Cassies Haus – ihr Mann, mit dem er ebenfalls befreundet war, hatte darauf bestanden. Dass der Arme einfach noch nicht allein sein wollte, konnte Law ihm nicht verübeln. »Ich war heute auf der Beerdigung einer Freundin, und Sie bezeichnen den Zeitpunkt als ungelegen.«
    »Mein aufrichtiges Beileid, aber es ist dringend.«
    »Na, wenn es so dringend ist, dann sagen Sie mir doch, worum es verdammt noch mal geht. Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen sonst den Gefallen tun sollte«, erwiderte Law mit finsterer Miene.
    Fünf Sekunden verstrichen, dann zehn. »Auf Ihrem Grundstück wurden Hinweise auf ein Verbrechen entdeckt, Mr Reilly. Das ist alles, was ich Ihnen im Moment mitteilen kann. Sie müssen nach Ash zurückkommen. Und zwar schnellstmöglich«, sagte Nielson schließlich.
    Mehrere Stunden waren inzwischen vergangen.
    Längst hatte ein neuer Tag begonnen und sie alle waren völlig übermüdet, doch keiner von ihnen konnte schlafen.
    Hope war mit zu Lena gefahren – diese hatte darauf bestanden, und Hope war zu verstört gewesen, um zu widersprechen.
    »Eine Leiche?«, flüsterte sie mit erstickter Stimme. Sie schaute Ezra an, als könnte sie nicht ganz glauben, was er da gesagt hatte.
    Lena saß schweigend neben ihr auf der Couch und strich Puck, der zwischen ihren Beinen auf dem Boden hockte, immer wieder über den Rücken oder schlang die Arme um seinen Hals. Sie wirkte völlig erschüttert … und verängstigt.
    Ezra konnte es ihr nicht verdenken.
    Zumal sie anscheinend denselben Zusammenhang vermutete wie er.
    »Ezra, und wenn das die Frau ist, die ich damals schreien hören hab?«
    »Das werden wir nie erfahren«, murmelte er.
    Jedenfalls nicht, solange der Mörder kein Geständnis ablieferte. Aber Ezra wusste es. Und Lena wusste es wahrscheinlich auch.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass es noch lange nicht vorbei war.
    Das Ganze war eine Inszenierung, die dazu diente, die Aufmerksamkeit von Lenas Bericht auf ein handfestes Verbrechen zu lenken – mit einem tatsächlichen Opfer und einem unschuldigen Mann im Mittelpunkt, der aus einem ganz bestimmten Grund ausgewählt worden war.
    Schließlich war es kein Geheimnis, dass sich Lena und Law nahestanden. Wahrscheinlich hatte ihn genau das zur Zielscheibe gemacht.
    Für Ezra sah alles eindeutig nach einem abgekarteten Spiel aus, auch wenn sich schwer sagen ließ, ob der Kerl noch mehr vorhatte. Bei dem Gedanken zog sich Ezra der Magen zusammen. Was hatte der Mörder wohl noch alles im Sinn?
    Und was würde er wohl tun, wenn er merkte, dass sein Plan nach hinten losgegangen war?
    Jeder Versuch, es so aussehen zu lassen, als wäre Law der Mörder, hätte jetzt keinen Zweck mehr – und das nur, weil der Täter nicht bemerkt hatte, dass Law verreist war.
    »Ist er immer so ein Geheimniskrämer?«, fragte Ezra unvermittelt. »Er fliegt weg und nur zwei, drei Leute wissen davon?«
    Lena lächelte erschöpft. »Ezra, wenn er mich nicht mittwochs immer in die Stadt fahren würde, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht erfahren. Hope weiß es nur, weil sie gerade bei ihm zu Besuch ist, und du hast es bloß mitbekommen, weil du bei mir warst, als er mir am Telefon von der Reise erzählt hat. Law ist ziemlich … verschwiegen.«
    »Aber er hat doch bestimmt erst nachgeschaut«, murmelte Ezra. »Er hätte die Leiche doch nicht einfach so abgeladen.«
    Hope erbleichte und gab einen leisen, verzagten Laut von sich – es hätte ein Schluchzer sein können, doch sie verstummte mittendrin.
    Ezra zuckte zusammen. »Scheiße … äh, verflixt. Tut mir leid, Hope.«
    »Ich war ziemlich lange wach. Ich … Ich habe Schlafstörungen, deshalb bin ich im Haus rumgelaufen. Vielleicht … « Sie schluckte trocken und fuhr dann mit zunächst zittriger, dann aber immer fester werdender Stimme fort. »Vielleicht hat der Typ mich gesehen und dachte, ich wäre Law«, erzählte sie mit aschfahlem Gesicht.
    Lena runzelte die Stirn. »Dann hat er aber nicht besonders genau hingesehen. Niemand mit Augen im Kopf würde dich für Law halten.«
    »Na ja, wenn derjenige eigentlich damit rechnet, Law zu sehen … « Ezra zuckte mit den Schultern. »Er ist ja nicht so der gesellige Typ, richtig? Es standen keine fremden Autos vorm Haus, oder?«
    Hope lächelte schwach.

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