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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich in der Sporthalle austobt, bis man Eimer voll Wasser schwitzt. Wie der heilige Johannes vom Kreuze. T. S. Eliot. Die Art.«
    »Vier Quartette stand auf ihrem Bücherregal. Sah ganz schön abgegriffen aus.«
    »Na ja.« Anders enthielt sich eines ausführlicheren Kommentars.
    »Hat sie sich sehr für Ihre Arbeit interessiert?«
    Er lachte. »Hätte sie bestimmt, wenn sie was kapiert hätte.«
    Jury lächelte. »Ich habe ein wenig in Ihrem Buch herumgelesen. Ich habe es irgendwo in der Mitte aufgeschlagen. Und ich muß zugeben, für mich ist es zu hoch.«
    »Man soll nie in der Mitte anfangen. Nie.«
    »Und wie betrachte ich dann einen Kreis?«
    Wie alles an Anders war auch sein Lachen gewinnend. »Okay, was soll's, eins zu null für Sie.«
    »Schön wär's. Ich wünschte, ich könnte diese abstrakten Gedanken begreifen.«
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie nur auf der Ebene des Faktischen denken?« schnaubte Anders.
    »Doch, ich glaube schon.«
    Nils Anders zählte die Argumente an den Fingern ab: »Sie kennen Angela Hope nicht, Sie wissen nicht, warum sie gestorben ist, Sie wissen nicht, ob Sie irgendwas in Santa Fe in Erfahrung bringen. Und trotzdem sind Sie hier. Fünftausend Meilen von zu Hause entfernt, sitzen Sie hier auf diesem Stuhl.«
    »Nein, da liegen Sie falsch. Es gibt Beweise, auf Grund derer wir es für sinnvoll hielten, daß ich hierherflog und mich auf diesen Stuhl setzte.« Lächelnd erzählte ihm Jury von der Verbindung zwischen den drei Frauen, dem Adreßbuch, der merkwürdigen Kette von Ereignissen.
    »Das sind keine Beweise, das sind Schlußfolgerungen. Abstraktionen. Wo ein Schatten ist, muß auch ein Mensch sein. Platos Höhle, obwohl es Plato nicht darum ging.«
    Jury schüttelte den Kopf und lächelte. Er fühlte sich zunehmend wohler. Für das Spiel war er zu haben. »Also, der Grund meines Hierseins ist wohl eher, daß ein Freund von mir, auch ein Polizist, die Todesfälle Angela Hope, Helen Hawes und Frances Hamilton genau unter die Lupe genommen und drauflosspekuliert hat.«
    »Eben!« Anders' Faust schoß in die Luft, als sei er ein Kind, das gerade den Hauptgewinn in einem Spielautomaten oder bei einer Lotterie gewonnen hatte. »Drauflosspekuliert, genau, was ich meine. Meiner Ansicht nach ist das Leben ein einziges Drauflosspekulieren. Nur schade, daß die meisten Menschen sich mit der Idee nicht anfreunden können. Sie ist ihnen nicht geheuer. Wir weigern uns, anzuerkennen, daß man sich auf eine sogenannte vollkommen irrationale Hypothese eher verlassen kann als auf eine Schlußfolgerung, die man aus beweisbaren Voraussetzungen zieht -«
    Jury unterbrach ihn, bevor er sich zu sehr in seinen Theorien verfing. »Ganz so philosophisch sind die Gründe für Mord nicht. Sie sind viel unkomplizierter.«
    Nils Anders' Augenbrauen gerieten in wilde Bewegung. »Oh? Reden wir über Mord?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Mit beinahe selbstzufriedener Miene kreuzte er die Arme und sagte: »Gut, da beiß ich an.«
    Jury lachte. »Ich weiß nicht so genau, ob ich will, daß Sie sich auch noch darin verbeißen.«
    »Ich will die unkomplizierten Gründe hören.« Er langte hinter sich und zog ein Exemplar seines Buches hervor, holte einen Stift aus der Tasche und kritzelte etwas auf das Vorsatzblatt. Als das erledigt war, nahm er ein Blatt Papier und begann die Ecken ordentlich zu falten.
    »Geld, Rache, unerwiderte Liebe, Habgier - gut, das wär wieder Geld - und Zorn. Und so weiter.« Jury wurde ein wenig unbehaglich.
    Anders starrte ihn an. »Das ist Ihre Vorstellung von >nicht philosophische He, he!« Seine Hand schoß zum Telefon. »Rufen wir mal Plato an. Oder Kant.« Er ließ den Hörer wieder auf die Gabel fallen. »Mr. Jury, Ihre Terminologie besteht nicht gerade aus lauter direkt verwandelten Schüssen, so ganz ins Tor treffen Sie damit nicht. Ganz abgesehen von Ihrem merkwürdigen Verständnis des Terminus philosophische Woher haben Sie außerdem bloß die Vorstellung, daß der Begriff >unkompliziert< die Antithese dazu ist?«
    »Hören Sie, Dr. Anders.« Jury fand Anders' Ton und Lächeln eine Idee zu herablassend. »Ich meine >klar<. Sie wissen, was ich meine.«
    Gefährlich herablassend, fand er, als Anders mit der Faust auf den Tisch schlug und die Papiere hochsprangen. »Wie sollte ich, bitte schön?« Er beugte sich vor und fixierte Jury mit seinen blauen Augen, als wolle er ihn an die Wand nageln. »Die Leute sagen immer, >Sie wissen, was ich meine<. Wie kann ich es

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